Endlosgeschichte - Sirius Black (10 Jahre alt) (Seite 4)

von Misery Micklewhite (16.02.2012)

Nachdem wir lange und ausgiebig gefrühstückt hatten, marschierten wir mit ein paar weiteren Erstklässlern zum Klassenzimmer in dem unsere erste Unterrichtsstunde des Tages – Verwandlung – stattfinden würde. Kurz vor unserem Ziel ließ sich James merklich zurückfallen und ich sah ihn fragend an.

„Wie kommt’s, dass ich euch nicht gehört habe?“, flüsterte er mir so komplett ohne Zusammenhang zu. Darauf fiel mir erst einmal keine Antwort ein, obwohl ich genau wusste, worauf er anspielte. Ich konnte ja schlecht sagen: „Ach, weil wir dir heimlich Schlaftrank eingeflößt haben und du deshalb tief und fest geschlafen hast.“ Also tat ich das einzig Sinnvolle in dieser Situation: Ich stelle mich dumm.

„Keine Ahnung? Wir waren ziemlich leise. Ich hätte Remus auch nicht bemerkt, wenn ich nicht aufgewacht wäre, weil ich Durst hatte.“ Klang das glaubhaft?

„Und warum hast du mich dann nicht geweckt? Ich hätte euch helfen können, wenn es Remus so schlecht ginge!“

„Dann hätten wir aber zu dritt nicht unter den Tarnumhang gepasst…“

„Ihr habt meinen Tarnumhang genommen?!“ Erschrocken über seinen eigenen lauten Ausbruch, hielt er sich schnell die Hände vor den Mund und sah sich um, ob ihn jemand gehört hatte. Dies war nicht der Fall, jedenfalls schienen alle mit ihren eigenen Gesprächsthemen beschäftigt zu sein oder waren außer Hörweite.

„Ja, ich dachte das wäre OK für dich...“, sagte ich kleinlaut und versuchte so reuevoll wie möglich zu klingen.

„Na gut, ist ja jetzt auch schon egal. Vorbei ist vorbei. Das nächste Mal könntest du mich aber wirklich fragen.“

Ich nickte stumm, obwohl ich genau wusste, dass ich ihn auch das nächste Mal wieder belügen musste. Hoffentlich beließ James es endlich dabei und bohrte nicht weiter nach, ich hatte wirklich langsam keine anständigen und glaubwürdigen Antworten mehr parat. Doch natürlich wurde diese Bitte nicht erhört.

„Wir sollten heute in der Freistunde Remus besuchen, findest du nicht? Ich glaube er würde sich freuen.“

Ich schluckte. Verdammt!

„Meinst du? Vielleicht wäre es besser, wir lassen ihn sich ausruhen, damit er wieder zu Kräften kommt. Ich fände es besser, wenn wir die Zeit nutzen und endlich den richtigen Zauber finden, um den Buckel der alten Hexe zu öffnen. Remus würde das sicherlich auch wollen und er würde vielleicht schneller gesund werden, wenn er wüsste, dass wir erfolgreich waren.“

„Was hat er überhaupt?“

Ich zuckte nur mit den Achseln und glücklicherweise hatte James keine Gelegenheit mehr, weiter zu fragen, den in diesen Moment hatten wir den Klassenraum erreicht und begaben uns auf unsere Plätze. Professor McGonnagall stand schon vorne am Lehrerpult und wartete ungeduldig darauf, dass alle sich setzten und endlich Ruhe einkehrte.

Die komplette Unterrichtsstunde widmete ich meine vollste Aufmerksamkeit der Professorin und arbeite besonders gut mit, um einer weiteren Konfrontation und Fragen James’ zu entgehen. Dabei hätte mir auffallen sollen, dass genau das ein verdächtiges Verhalten war. Und das zahlte sich spätestens am Ende der Stunde aus. Als wir gerade dabei waren, unsere Sachen wieder in den Taschen zu verstauen, schob James mir ein Stück Pergament zu, auf dem stand: ‚Mir kommt es langsam so vor, als würdest du mir aus dem Weg gehen…Verheimlichst du mir etwas?’

Ich verspürte einen dicken Kloß im Hals und verfluchte die Situation, in der ich mich befand. James wusste also genau, dass ich ihn belog. Während wir uns auf den Weg zu den Gewächshäusern machten, sagte er kein Wort und auch während des Unterrichts herrschte zwischen uns Funkstille. Es war schrecklich, viel schlimmer, als nach einem der vielen Streits, die wir schon ausgefochten, uns danach aber meist sofort wieder vertragen hatten. Dieses Schweigen war kaum auszuhalten, also ließ ich ihm auch eine kurze Nachricht zukommen: ‚Lass uns in der Pause darüber reden.’

Ich hatte keine andere Wahl und sah der Aussprache nervös und besorgt über deren Ausgang entgegen.




von Viella Vie (17.02.2012)

Nach Kräuterkunde und Pflege magischer Geschöpfe stand dann letztendlich die Mittagspause an. Mir war immer noch schlecht und flau im Magen, aufgrund der Aufregung und bekam deshalb keinen Bissen hinunter. Ich stocherte also mit der Gabel in meinem Kartoffelpüree herum und zählte die Sekunden, bis James endlich aufgegessen hatte. Er genoss es mich warten und leiden zu lassen, so hatte ich jedenfalls das Gefühl. Verdient hatte ich es ja, keine Frage.

Endlich legte er sein Besteck zur Seite und wischte sich noch mit einer Serviette den Mund ab, bevor er sich zum ersten Mal wieder zu mir drehte und mich ansprach:

„Also. Reden wir.“

Es war keine Frage, eher eine Aufforderung, der ich nur ungern folgte, aber ich hatte mir das ja selbst eingebrockt.

„Ja, aber nicht hier. Lass uns du-weißt-schon-wohin gehen.“

Ich vermied es mit Absicht, den Zauberraum zu benennen, denn schräg gegenüber saß Lily Evans, die uns schon die ganze Zeit misstrauisch beobachtet hatte. James nickte nur und wir standen beide auf und entfernten uns vom Gryffindortisch und der Großen Halle in Richtung des Da-und-Weg-Raums, wie ihn Remus immer nannte. Peter hatte sich entschieden, sich noch einen Nachtisch zu gönnen. Das war uns ganz Recht.

Auf dem Weg jagten mir unendliche Szenarien durch den Kopf. Was wäre, wenn James meine Entschuldigung nicht annahm? Oder er mir nicht glaubte, sondern weiterhin das Gefühl hatte, ich würde ihm etwas verheimlichen und ihn belügen. Würde unsere Freundschaft das überstehen? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, alles ohne meinen besten Freund durchzustehen…
Aber wenn ich reinen Tisch machen würde, würde sich Remus verraten fühlen und ich könnte ihn gegebenenfalls als Freund verlieren! Und dann könnte es noch nicht einmal bedeuten, dass mit James wieder alles in Ordnung wäre! Er könnte es mir trotzdem krumm nehmen, dass ich ihm so lange nichts von Remus’ Geheimnis erzählt hatte. Normal weihe ich ihn sofort in alles ein und umgekehrt.

„Wir sind da.“

Wieder diese knappe Feststellung, mit der unausgesprochenen Aufforderung, dass ich endlich damit rausrückte, was los sei. Ich schluckte, mir blieb also nichts weiter übrig, als zu reden:

„Ich… ich… Ich möchte nicht, dass wir Remus besuchen, weil ich eifersüchtig auf ihn bin!“

„Äh… was?!“

Tja, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Wie auch, ich selbst ja auch nicht. Mir ist diese Begründung erst in letzter Sekunde eingefallen und hatte mich dann doch noch umentschieden, noch nicht mit der Wahrheit heraus zu rücken.

„Ja, also… Es geht ihm ja sowieso nicht gut, also hätten wir doch die Gelegenheit, dass wir mal nur was zu zweit machen. Du weißt schon, als beste Freunde. Immer ist jemand dabei, Peter oder Remus…“

„Du bist also eifersüchtig, weil ich auch so viel Zeit mit Remus verbringe? Ist das dein Ernst?“

Er sah immer noch sehr ungläubig aus und hatte die Stirn in Falten gelegt. Ich nickte nur und senkte den Kopf. Was dann geschah, hätte ich nicht erwartet; James legte den Kopf zurück und lachte aus voller Kehle.

„Oh man, Sirius! Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich dachte schon du verheimlichst mir etwas!“

Sein herzhaftes Lachen steckte mich an, also begann ich ebenfalls zu grinsen und zu lachen, aber nicht aufgrund der Komik der Situation, sondern wegen der Erleichterung, die mich in diesem Moment durchströmte. Ich hatte also richtig gelegen mit der Annahme, dass James mir glauben würde, wenn ich ihm das Gefühl gab, er sei wichtig und ich wäre eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit die er bekam und anderen schenkte. Aber das war mir egal, ich wollte Remus schützen und dafür nahm ich alles in Kauf, auch wenn das bedeutete, dass ich vermeintliche Schwäche zeigen muss.

„Wenn es dir so wichtig ist, müssen wir ihn nicht besuchen. So bleibt er wenigstens bis zu seiner Genesung vor unseren Gesichtern verschont.“

Er wischte sich eine Lachträne aus dem Auge und grinste immer noch etwas. Ich konnte erkennen, dass auch er erleichtert war, dass nichts Ernsthaftes unsere Freundschaft belastete. Die Frage war, wie lange das so anhielt.

„Vor allem vor deinem!“, fügte ich neckend hinzu.

„Dann lass uns doch in der Freistunde stattdessen nach dem richtigen Zauber für den Geheimgang suchen, oder was meinst du?“

„Gute Idee, ich habe auch schon so eine Ahnung, wo wir fündig werden könnten.“ Ich sah auf meine Armbanduhr und erschrak. „Oh nein! Wir sind schon viel zu spät dran. Slughorn wird uns wieder Kessel putzen lassen, wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, dann können wir uns die Freistunde abschminken!“

Wir nahmen buchstäblich die Beine in die Hand und rannten die Gänge entlang und nahmen immer jeweils zwei Stufen auf einmal, als wir zu den Kerkern hinunterliefen.




von Misery Micklewhite (18.02.2012)

Wir hatten Glück, Slughorn hatte unser Zuspätkommen nicht bemerkt, da er gerade damit beschäftigt war, sich angeregt mit Lily Evans über ihr Talent im Zaubertrankbrauen zu unterhalten. Direkt daneben stand Severus Snape, der unbeteiligt zuhörte. Ich warf im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick auf James, der die drei ebenfalls beobachtete und Snape missbilligend anstarrte. Er konnte den Slytherin nicht leiden und ließ ihn das oft genug spüren. Ob das nun daran lag, dass er dem Haus zugeteilt wurde, das buchstäblich der größte ‚Feind’ der Gryffindors ist und die meisten dunklen Magier hervorgebracht hat, oder eher daran, dass Lily Evans mit ihm befreundet war statt mit James. Warum, wusste niemand genau. Sie musste wohl ein Herz für Außenseite mit fettigen Haaren haben.

Ich zog James weiter und steuerte unsere Plätze in der hintersten Reihe an. Peter saß schon da und begrüßte uns erfreut. In diesen Momenten fiel mir immer der Vergleich mit einem Hundewelpen ein, der sich über das Eintreffen seiner Herrchen freute. Wir setzten uns zu ihm, gerade als Slughorn seine Aufmerksamkeit von Lily losreißen konnte und sich der Klasse zuwendete. Als hätte ich es geahnt, war das Thema der Stunde die Herstellung eines einfachen Kesselreinigers. Ich fragte mich ernsthaft, warum wir das nicht zu Beginn des Schuljahres gelernt hatten, denn das hätte uns einiges Schrubben beim Nachsitzen erspart. In mir keimte dann der Gedanke, dass der so lieb wirkende Professor Slughorn das mit voller Absicht so terminiert hatte, schließlich sollte Nachsitzen auch einen gewissen Erziehungsfaktor besitzen. Leider bewirkte der bei uns so rein gar nichts.

Im Anschluss an die Doppelstunde Zaubertränke, machten Peter, James und ich uns auf den Weg zur Bibliothek, um dort wie geplant nach dem Zauberspruch zu suchen, der uns hoffentlich ermöglicht, den Buckel der Statue der alten Hexe zu öffnen. Diese war bis auf ein paar vereinzelte Schüler leer, da viele ihre Zeit in der Freistunde besser zu nutzen wissen. Wir suchten den Gang auf, in dem die Sammlungen aller Zauberspruchbände standen, hatten allerdings nicht erwartet, dass es davon so viele gab. Vor uns reihten sich hunderte von dicken Wälzern in den Regalen aneinander.

„Uff, das wird ganz schön viel Arbeit.", stellte ich fest.

Meine Freunde nickten nur zustimmend und strotzen dabei fast nur so von Motivation und Tatendrang. Nicht. Aber es half ja nichts, da mussten wir durch, buchstäblich. Gerade da fehlte Remus bemerkbar, einer mehr bedeutete weniger Arbeit für die anderen. So mussten wir uns aufteilen und durchblätterten systematisch die Bücher der Regalreihen von verschiedenen Startpunkten aus. Nach dem dritten Buch bemerkte ich, dass ich die Zeilen nur noch überflog und kaum mehr wahrnahm, was darin stand. Ich legte es beiseite und rieb mir die Augen. Wir saßen schon eine halbe Stunde in der Bibliothek und konnten noch keinerlei Anzeichen eines Erfolges verbuchen. Ich sah mich zu Peter und James um, ihnen schien es genauso zu gehen, wie mir. Seufzend nahm ich den Wälzer wieder in die Hand und blätterte weiter. Doch auch darin fand ich nichts Brauchbares.

Gerade als ich kurz davor war, aufzugeben, kam mir ein Gedanke: Das Schloss war uralt. Über 1000 Jahre, wenn man den Worten des Zaubereigeschichtelehrers, Professors Binns, Glauben schenken konnte. Demnach mussten auch die Geheimgänge mindestens halb so alt sein und auch der Zauberspruch für die bucklige Hexe.

Ich suchte also in meinem Regalabschnitt nach dem Buch, dessen Einband mit Abstand am ältesten aussah. Je früher man in der Geschichte zurückging, desto weniger Zaubersprüche gab es, ergo weniger Auswahl. Ich fand ein entsprechendes Exemplar, dessen Inhalt im 13. Jahrhundert niedergeschrieben wurde. Vorsichtig öffnete ich es und achtete dabei darauf, es beim Durchblättern nicht zu beschädigen. Die Schrift war sehr alt, leicht verblichen und sehr schlecht zu lesen, aber nicht unmöglich. Ich fuhr mit dem Finger über die Zeilen, um ja nichts zu überlesen, ehe ich apruppt inne hielt. Ich las den Absatz noch ein zweites Mal und langsam breitete sich die Hoffnung in mir aus, endlich gefunden zu haben, was wir brauchten.

„Leute, hört mal zu, ich glaube ich habe einen Spruch gefunden!"

Sofort war die Aufmerksamkeit meiner beiden Freunde auf mich fokussiert und ehe ich blinzeln konnte, standen die beiden auch schon neben mir und lugten über meine Schulter.

Ich las ihnen die Passage vor: „Der Zauber wirkt dahin gehend, die wahre Natur oder auch Beweggründe eines Gegenstandes oder einer Person dar zu legen. In der Vergangenheit wurde der Zauberspruch oft verwendet, um geheime Verstecke oder Gänge zu öffnen, die zuvor magisch verschlossen oder versteckt wurden."

„Sehr gut, das klingt so, als hätten wir den Zauberspruch gefunden!" James klopfte mir anerkennend auf die Schulter und Peter klatschte wie ein kleines Kind freudig in die Hände. Ich selbst grinste über beide Ohren und war über die Maßen froh darüber, dass mein vorheriger Einfall tatsächlich gefruchtet hatte.

„Und wie heißt nun der Zauber?", fragte Peter berechtigter Weise.

„Dissendium."




von Viella Vie (19.02.2012)

Wir konnten es kaum erwarten, den gefundenen Zauberspruch auszuprobieren, ob es auch wirklich der richtige war und wollten sofort zu der Statue der buckligen Hexe stürmen, doch leider hatten wir dazu keine Gelegenheit mehr. Die Freistunde war so gut wie um und wir mussten uns schleunigst auf den Weg zur nächsten Unterrichtsstunde machen. Professor McGonnagal machte keinen Hehl daraus, was sie mit Zuspätkommern oder Stundenschwänzern machte. Wir saßen die Doppelstunde Verwandlung zappelnd und wie auf Kohlen sitzend ab, konnten uns kaum auf den Stoff konzentrieren und schafften es deshalb kein einziges mal, die uns zugeteilten Kleintiere in einen Kelch zu verwandeln. Wie auch, eine der Grundlagen der Verwandlung war die Konzentration und die hatten wir in dieser Stunde definitiv nicht.

Nachdem wir endlich die endlos scheinende Unterrichtszeit hinter uns gebracht hatten, waren wir die ersten, die das Klassenzimmer verließen, was uns missbilligende und tadelnde Blicke einiger Mitschüler und der Professorin einbrachte. Aber wen kümmerte das schon?! Wir hatten was wir brauchten und das war das Einzige, das zählte! Ich war mir so sicher, den korrekten Spruch gefunden zu haben und konnte es kaum erwarten, zu erforschen, was sich hinter dem Eingang des Geheimganges verbarg.

Als wir gerade die Stufen zum zweiten Stock erklommen hatten, blieb ich abrupt stehen, was dazu führte, dass Peter, der nicht auf den Weg geachtet hatte, gegen mich prallte und drohte, rücklings die Treppe hinunter zu stürzen. James konnte ihn gerade noch am Arm packen und davor bewahren. Nach diesem Schreck sahen die beiden mich fragend an.

„Was sollte das? Was ist los mit dir, Sirius? Hast du etwas vergessen?“, erkundigte sich James.

„Nicht etwas, jemanden!“

„Was? Wen denn- …Oh.“

Schweigend sah ich meinen besten Freund an und wusste, dass er genau an das gleiche dachte wie ich. Wir hatten Remus vergessen. Den Freund, auf dem ich eifersüchtig zu sein vorgab. Er wäre sicherlich nicht böse auf uns, wenn wir den Gang vorab ohne ihn erkunden würden, doch ich fühlte mich nicht gut dabei und ich sah, dass es James genauso ging. Peter schien immer noch nicht kapiert zu haben, wovon wir sprachen, denn er hatte die Stirn in Falten gelegt und sah uns mit Rehaugen abwechselnd an, in der Hoffnung, er könnte so etwas von unserer nonverbalen Konversation aufschnappen.

Ich schob meine Hände in die Hosentasche und senkte meinen Blick zu Boden, wo ich auf der Stelle hin und her trat. „Was nun?“, fragte ich, in der Hoffnung, mir würde jemand die Entscheidung abnehmen.

„Ganz einfach! Wir gehen in den Krankenflügel und erzählen es ihm, dann kann er selbst entscheiden, ob er sich gesund genug fühlt, um mit zu kommen! Los!“

Ehe ich einen Einwand bringen, geschweige denn ihn aufhalten konnte, war er schon losgerannt. ‚Verdammt!’, dachte ich und setzte ebenfalls zum Sprint an. Mir rasten die Gedanken nur so durch den Kopf! Was, wenn er erfuhr, dass Remus gar nicht im Krankenflügel war?! Er wüsste sofort, dass ich ihn angelogen hatte, mehrfach!
Wir rasten um die Kurven und die Gänge hinab und mussten ab und zu einigen Schülergruppen ausweichen, die gerade auf dem Weg zur nächsten Unterrichtstunde oder ihren Gemeinschaftsraum waren.

Wenige Minuten später baute sich am Ende des Korridors, in welchen wir gerade eingebogen waren, der Eingang zum Krankenflügel auf. Atemlos erreichten wir ihn und blieben erst einmal ein paar Sekunden tief schnaufend davor stehen, ehe James den Arm hob, um zu klopfen.

„Warte!“, keuchte ich und hielt seinen Arm fest. „Findest du das wirklich eine gute Idee?“

James sah sich um, ob Peter uns schon eingeholt hatte und fügte dann hinzu: „Hör zu, mag sein, dass du eifersüchtig auf Remus bis, aber ist es wirklich so schlimm, dass du ihm missgönnst, mit dabei zu sein, wenn wir den Geheimgang öffnen? Das hätte ich wirklich nicht von dir gedacht!“ Ich wollte gerade ansetzen zu kontern, doch da hatte James schon an die Tür geklopft. ‚Jetzt ist alles vorbei’, dachte ich nur und atmete tief ein.

Einen kurzen Moment tat sich nichts, doch dann hörte man Schritte innerhalb des Krankenflügels und wenig später trat uns Madam Pomfrey entgegen. „Sie mal einer an, die Herren Potter und Black. Kann ich euch helfen, oder- … Ach du liebe Güte, was habt ihr denn mit dem armen Herrn Pettigrew gemacht?“ Wir drehten uns um und sahen hinter uns. Peter hatte uns eingeholt, saß nun aber, geplagt von Schnappatmung, auf seinen vier Buchstaben am Boden und hatte vor lauter Anstrengung rote Punkte im Gesicht. Zugegeben, der Anblick konnte einem im ersten Moment schon erschrecken.

„Dem geht’s gut, er müsste nur etwas öfter Sport machen“, erklärte James und versuchte die Aufmerksamkeit der Schulkrankenschwester wieder auf sich zu legen. „Wir sind hier, um Remus Lupin zu besuchen. Mein Freund hier…“, er zeigte beifällig auf mich. „.. sagte, er wäre hier gestern Nacht aufgetaucht, weil es ihm nicht so gut ging.“ Madam Pomfrey hob überraschte die Augenbrauen. „Ja, das ist korrekt, Mister Lupin ist in der Tat hier, aber leider kann ich Ihnen nicht erlauben, ihn zu besuchen. Er schläft gerade und fühlt sich nicht wohl.“
Erleichtert sah ich zu James, der enttäuscht die Schultern hängen ließ. „Und morgen?“ Er ließ wirklich nicht locker, dachte ich verärgert. „Nein, ich bedauere, dass ein Besuch vor übermorgen ausgeschlossen ist.“ Ihre klaren und auffordernden Worte, ließen keinen Zweifel daran, dass sie eine Ausnahme machen würde. Zum Glück.

„Danke dennoch für die Auskunft, Madam Pomfrey. Richten sie Remus bitte ‚Gute Besserung’ von uns aus.“
Damit versuchte ich James zu animieren, den Rückzug anzutreten, was er auch tat. Wir halfen beide Peter wieder auf die Beine und gingen – diesmal deutlich langsamer – zurück. Wie gut, dass die Krankenschwester in alles eingeweiht war, so hatte Remus wenigstens ein gutes Alibi, wenn er wieder zurückkam. Und wir konnten ihn von unseren tollen Fortschritten erzählen, wenn auch er selbst nicht dabei sein konnte.




von Misery Micklewhite (20.02.2012)

Auch wenn Remus nicht dabei sein konnte, ließ sich unsere Euphorie nicht wirklich trüben. Weiterhin gespannt waren wir auf dem Weg zur buckligen, einäugigen Hexe, in der Hoffnung, endlich den Geheimgang öffnen zu können. Doch gerade als wir um die Ecke bogen und die Statue sehen konnten, rutschte uns buchstäblich das Herz in die Hose. Der komplette Korridor war von beiden Seiten gesperrt worden, die Ursache kaum zu übersehen; Irgendjemand, oder irgendetwas – vermutlich Peeves – hatte die komplette Wand mit Beleidigungen gegen Filch beschmiert. Jener war gerade wild schimpfend und fluchend damit beschäftig, die Schmiererei mühevoll zu entfernen. Seine Katze Mrs Norris beobachtete ihn dabei maunzend.

Auch ich fluchte innerlich. Konnte sich dieser dumme Poltergeist nicht die Wände eines anderen Korridors aussuchen? Es gab schließlich hunderte davon in Hogwarts, warum ausgerechnet diesen hier?! Filch würde damit noch Stunden beschäftigt sein. Wir mussten wohl oder Übel die ganze Aktion, wie schon so oft in der Vergangenheit, ein weiteres Mal verschieben. Um keine Aufmerksamkeit des Hausmeisters zu erregen, tauschten wir kurze Blicke aus und einigten uns somit, von dort zu verschwinden. Am Ende hätten wir noch beim Putzen mithelfen müssen! Bei unserem Glück wäre das kein Wunder gewesen.

In sicherer Entfernung ließ James seiner Wut freien Lauf, in dem er lauthals über den Poltergeist schimpfte. Dafür zog er zwar einige verwirrte Blicke von passierenden Schülern auf sich, doch war das nicht wirklich von Relevanz. Jeder beschwerte sich mindestens einmal in seiner gesamten Schullaufbahn über den Störenfried, hatte ich gehört.

„Lass es gut sein, James. Dann probieren wir es eben morgen noch einmal.“, versuchte ich ihn etwas zu beruhigen. „Das ist sowieso ein besserer Zeitpunkt, immerhin ist morgen Hogsmeadetag.“ Was uns wirklich zugute kam, So gut wie alle Schüler würden morgen das Schloss verlassen und zum Zauberort pilgern, um dort ihre Einkäufe zu erledigen oder sich ein Butterbier im drei Besen gönnen. Manchmal beneidete ich die älteren Schüler schon etwas, denn ein Besuch in Hogsmeade ist erst ab der dritten Klasse und nur mit Erlaubnis der Eltern oder eines Erziehungsberechtigten möglich. Wenn das mir mal in Zukunft keine Schwierigkeiten besorgen würde.

„Du hast ja Recht.“, unterbrach James meinen Gedankengang. „Dann hoffen wir mal, dass Filch morgen mit Putzen fertig ist und sich voll und ganz auf das Schülerzählen konzentrieren kann.“ Das hoffte ich auch. Es passte auch gut in den Zeitplan, wir hatten anfangs ja geplant, den Versuch an einem Wochenendtag wie den kommenden zu wagen.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit – wie man es von strebsamen Schülern erwartete – den Berg an Hausaufgaben nachzuholen, den wir die vergangenen Tage haben liegen lassen. Auch hier fehlte Remus merklich, denn wir plagten uns mehr als sonst, die richtigen Antworten und Lösungen zu den entsprechenden Aufgabenstellungen zu finden. James und ich waren mehr praktischer veranlagt und gut in der Ausführung von Zaubern und Flüchen. Theorie lag uns nicht wirklich. Peter, naja, Peter war in Nichts so wirklich gut und glänzte auch beim Zaubern nicht mit Talent.

Wir wagten es aber nicht, den Zauber ‚Dissendium’ im Voraus zu üben, wussten auch nicht wirklich, woran. Außerdem hätte uns jemand im Gemeinschaftsraum belauschen und dumme Fragen hätte stellen können. Abends gingen wir ungewöhnlich zeitig zu Bett, konnten aber vor lauter Aufregung vor dem nächsten Tag kaum einschlafen. Ich war so gespannt, was uns hinter der Statue erwarten würde, doch das, würden wir bald erfahren.




von Viella Vie (21.02.2012)

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem schmerzenden Nacken – ich hatte mich in der Nacht wohl irgendwie verlegen – und leichten Kopfschmerzen. Das lag vermutlich an der Tatsache, dass ich verzweifelt versucht hatte, einzuschlafen, was mir nicht geglückt ist. Im Gemeinschaftsraum herrschte schon reges Treiben, da sich alle fertig machten und ihre Taschen für den Ausflug nach Hogsmeade packten. Zu gern wäre ich mitgegangen, denn die Vorfreude konnte wirklich ansteckend sein. Leider war es uns Erstklässlern noch nicht vergönnt, den Nachmittag außerhalb des Schlosses, bzw. korrekter Weise im Zauberort, zu verbringen.

Peter, James und ich machten uns also nicht allzu schnell auf den Weg in die Große Halle, um uns beim Frühstück für unser Vorhaben zu stärken. Im Gegensatz zu James, hatte ich keinen großen Hunger, was wohl auch an meinen Kopfschmerzen lag, und aß deshalb nur ein Stück Brot und trank ein Glas Kürbissaft. Peter hingegen schaufelte so viel in sich hinein, dass man meinen könnte, er bekam die Wochen vorher nur Wasser und Brot und hatte auch in Zukunft wenig Aussicht auf eine Mahlzeit. Als ich ihn darauf ansprach, bekam ich nur zur Antwort, dass er sich für unsere ‚Mission’ – eine tolle Umschreibung nebenbei gesagt – stärkte.

Anschließend begaben wir uns in den ersten Stock zu der Fensterfront des Schlosses, von der aus man das Tor und den Weg nach Hogsmeade gut sehen konnte. Langsam aber sicher strömten mehr und mehr Gruppen von Schülern in diese Richtung und verschwanden in der ferne. Auch einige Professoren waren unter ihnen, umso besser! Das für die Jahreszeit untypisch schöne Wetter kam uns ebenso noch zu Gute. Filch stand an der Pforte und hielt eine lange Rolle aus Pergament in der Hand, auf der er die Namen aller Schüler kontrollierte, die das Tor passieren wollten. Damit war er auch noch einige Zeit beschäftigt, wie es aussah.

Nach kurzer Zeit beschlossen wir, dass es nun sicher genug war, uns zur Statue der buckligen, einäugigen Hexe zu begeben, sofern der Gang wieder freigegeben war. Ich betete so stark dafür. Aufgeregt machten wir uns auf den Weg und waren wirklich erleichtert, als das Glück mal auf unserer Seite gewesen sein schien. Die Wände des Ganges waren wieder Sauber und nichts erinnerte mehr an die Schmierereien des vergangen Tages. Alle Achtung, Filch. Und das als Squib. Oder hatte ihm vielleicht einer der Lehrer in einem Anfall von Mitleid mit einem Reinigungszauber geholfen? Naja, was spielte das auch für eine Rolle? Wichtig war, dass wir freie Bahn hatten, also steuerten wir auf die Statue zu und blieben wie gebannt davor stehen.

„Also… da wären wir.“ Was für eine Feststellung von James.

„Und wer macht jetzt den Zauber?“, fragte Peter nervös.

„Du schon mal nicht.“

„Sei nicht so gemein, James.“, verteidigte ich Peter. „Versuch du lieber mal dein Glück. Immerhin bist du doch der beste Zauberer aller Zeiten.“ So verhielt er sich zumindest meistens, vor allem wenn er Publikum, weibliches Publikum, hatte. James rollte sich die Ärmel seines Pullovers hoch und räusperte sich, ehe er seinen Zauberstab hervorholte. Etwas unsicher drehte sich James zu mir um. „Was stand in dem Buch noch mal über die Ausführung des Zaubers?“

„Du musst den Gegenstand antippen und deutlich den Spruch sagen.“, erinnerte ich mich.

„Ok, dann mal los!“

James ging ein paar Schritte nach vorne, bis er genau vor der Statue stand und ihr praktisch in die Aug- naja in das eine Auge sah. Er hob seinen Zauberstab und tippte gegen den Stein, während er deutlich die Zauberformel sprach.

„Dissendium!“

Für einige Millisekunden – für mich gefühlt eine Ewigkeit – geschah gar nichts. Doch dann hörten wir ein dumpfes, hohles Geräusch aus dem Inneren der Statue und plötzlich bewegte sich der Buckel zur Seite. Ich konnte meinen Augen kaum glauben und blinzelte ein paar Male. Der Stein war ein ganzes Stück zur Seite gewichen und hatte somit einen Spalt geöffnet, durch dein ein ausgewachsener Mann mit ein paar Verrenkungen gepasst hätte. Wir mit unseren Körpergrößen hätten damit keine größere Mühe. Auch Peter und James standen mit offenen Mündern und sprachlos vor der Öffnung. Es dauerte etwas, bis einer von uns die richtigen Worte fand.

„Wahnsinn! Es hat geklappt! Ich glaub’ es einfach nicht!“

„Psscht, nicht so laut! Das Schloss mag zwar fast leer sein, aber es gibt noch genug Leute oder Geschöpfe, die uns erwischen könnten. Und dann bekommen wir sicherlich Nachsitzen bis ans Ende unserer Schullaufbahn aufgebrummt!“

„Hast du jetzt Remus Moralapostel-Rolle übernommen, Sirius?“

„Haha, nein, aber wir sollten wirklich nicht im ganzen Schloss herumbrüllen, dass wir kurz davor sind, die Regeln zu brechen.“

„Du weißt doch gar nicht, ob wir Regeln brechen, oder? Ich denke nicht, dass irgendwo vermerkt ist, dass Schüler nicht in Geheimgängen herum streunen dürfen. Das würde das Regelbrechen doch nur provozieren.“

Ich seufzte, es hatte keinen Sinn, das Thema mit James auszudiskutieren, also ließ ich es dabei bleiben und entgegnete darauf nichts.

„Und was machen wir jetzt?“ Peter hatte sich auch mal wieder zu Wort gemeldet und sah abwechselnd zur Öffnung und zu James und mir.

„Na was wohl, du Schlaukopf. Wir gehen hinein!“, nahm mir James die Antwort vorweg.

„Wir finden nie heraus, was sich darin verbirgt, wenn wir nicht irgendwann anfangen, den Gang zu erkunden. Und heute ist der perfekte Tag. Niemand schert sich darum, dass wir nicht da sind.“

„Na gut, du hast gewonnen. Lasst uns hineingehen.“, gab ich erneut nach. Zum Glück bekam Remus nicht mit, wie leichtsinnig wir waren. Aber ich musste zugeben, ich freute mich auch schon darauf, wenn doch ich etwas Angst verspürte. James stieg durch die Öffnung und erhellte dann anschließend mit seinem Zauberstab den Gang, der sich in die Dunkelheit hinunter schlängelte.

„Kann ich in der Mitte gehen?“ Peter zitterte leicht und ich konnte ihm ansehen, dass er lieber nicht mitkommen wollte, doch traute er sich ebenfalls nicht, das zuzugeben.

„Klar, ich bleibe immer hinter dir.“, versicherte ich ihm und stieg nach meinen beiden Freunden durch den Geheimgang.

Kaum waren wir alle durch den Eingang gestiegen, schloss sich der Buckel der einäugigen Hexe wieder und verbarg den Geheimgang von außen wieder. Das Abenteuer konnte beginnen!




von Misery Micklewhite (22.02.2012)

Dadurch, dass von außen kein Licht mehr hereindringen konnte, wurde es im Gang schlagartig dunkel. Nur noch James erleuchteter Zauberstab spendete leicht Licht und warf riesige Schatten an die niedrigen Wände. Peter und ich zogen ebenfalls unsere Zauberstäbe und sprachen die Zauberformel:

„Lumos!“

Es wurde wieder merklich heller und meine Augen begannen, sich an die dort herrschenden Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Nach und nach konnte ich die Umgebung besser ausmachen. Wir befanden uns in einem circa zwei Meter breiten und vermutlich ebenso hohen Gang, der so aussah, als wäre er vor hunderten von Jahren in das Gemäuer des Schlosses geschlagen worden. Ich fragte mich, ob das das Werk von Muggeln war, immerhin hatten diese das Schloss ursprünglich erbaut – sofern ich das in Zaubereigeschichte Gelernte noch korrekt in Erinnerung hatte. Zauberer hätten sich bestimmt nicht solche Mühen gemacht. Als ich mit meiner Hand über die Wände strich waren diese kalt und fühlten sich leicht feucht an. Die Luft war ebenfalls sehr stickig und roch modrig.

„Dann lasst uns mal sehen, wohin dieser Gang führt“, James enthusiastische Stimme hallte von den Wänden zurück und gab ihr einen unheimlichen Klang, der Peter zusammenzucken ließ.

„Wenn er irgendwo hinführt…“, warf ich daraufhin ein.

„Sei mal nicht so ein Pessimist, Sirius! Warum sollte er nicht irgendwo hinführen? Jeder Gang führt irgendwo hin, auch dieser!“

„Ich meinte damit, dass er irgendwo verschüttet sein könnte und wir direkt in eine Sackgasse laufen.“
„Naja, dann gehen wir eben wieder zurück und haken diesen Gang als unpassierbar ab und erkunden den nächsten.“ Er klang immer so selbstsicher, egal in welcher Situation. Ich fragte mich, woher er das nur hatte. Vermutlich lag das daran, dass er aus einem liebevollen Elternhaus stammt, das ihm das Gefühl gab, etwas wert zu sein. Ganz zu schweigen von meinem. Ich war die Schande der Familie. Ein Black in Gryffindor, schlimmer wäre nur gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass ich ein Squib war…

„Verschüttet?“, piepste es leise aus unserer Mitte. Peter hatte mal wieder nur die Hälfte gehört und machte sich schon wieder fast in die Hosen.

„Das meinte er nicht ernst, du Angsthase.“

„U-u-u-nd wenn wir keine Luft mehr bekommen?“

James rollte mit den Augen. Ich war mir sicher, dass Peter das nicht gesehen hatte und selbst wenn, hätte es meinen Freund wohl nicht groß gestört.

„Jeder der einen Geheimgang baut, sorgt dafür, dass es eine zweite Sauerstoffzufuhr gibt. Das weiß man doch!“
Da war sie wieder, diese Selbstsicherheit… „Und jetzt lasst uns losgehen, wir müssen zum Abendessen wieder im Schloss sein!“

Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung. Seinen Zauberstab hielt er weit ausgestreckt von sich, um den vor sich liegenden Geheimgang besser sehen zu können. Eine Weile liefen wir schweigend hintereinander her. Ich spürte, wie sich der Boden leicht neigte, wir mussten wohl langsam von den Gemäuern des Schlosses in das umgliegende Gelände kommen. Ab und zu waren ein paar Stufen in den Stein gehauen, die wir vorsichtig hinab stiegen und uns dabei an den Wänden abstützten, um auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen. Gelegentlich mussten wir auch ein paar größere Geröllhaufen beiseite schaffen, um den Weg zu passieren, denn diese hatten sich wohl im Laufe der Jahre, oder eher Jahrhunderte, von den Wänden gelöst. So kam es, dass wir nur sehr schleppend vorankamen. Ich hatte mittlerweile gar kein Zeitgefühl mehr, wie lange wir schon unter der Erde waren. Es hätten Stunden sein können, oder aber auch nur Minuten.

Unerwarteter Weise kamen wir dann plötzlich an eine Weggabelung. Der Geheimgang wurde breiter und gab plötzlich zwei Wege frei, welche beide ins Dunkel führten.

„Na wunderbar, und jetzt?“ James hatte diese Frage an keinen direkt gestellt. Es war mehr ein Ausdruck seiner Frustration, die auch mich plagte. Ich kratzte mich am Kopf und wusste auch nicht so recht, was wir tun sollten.

„Naja, wir könnten heute diesen Weg nehmen und sehen wohin er führt… und sollte er falsch sein, dann nehmen wir beim nächsten Mal eben den anderen.“, schlug ich vor.

„Ja, gute Idee, das klappt aber nur, sofern die Gänge sich nicht wieder aufspalten. Ich habe keine große Lust, mich in einem stickigen Labyrinth zu verlaufen.“ Da war was dran, selbst wenn wir die Gänge immer gut kennzeichneten, war die Gefahr groß, dass wir nie wieder herausfinden würden. Oder zumindest viel zu spät, so dass unser Verschwinden auffallen würde.

„Der Gang riecht frischer.“, meldete sich Peter zu Wort und zeigte auf den rechten Gang.

„Peter bitte, wenn du etwas sagen willst, dann doch bitte etwas Konstruktives.“

„Warte, James! Peter hat Recht! Dieser Gang riecht wirklich frischer!“ In mir keimte etwas Hoffnung.

„Was hat denn bitte die Frische mit- Oh! Ich verstehe, ein Luftzug! Peter, du bist gar nicht mal so dumm, wie ich dachte!“

Komplimente waren nicht James Stärke, aber das kümmerte Peter nicht. Er genoss es sichtlich, von ihm gelobt zu werden und seine Wangen färbten sich rötlich. Das konnte ich selbst bei schlechtem Licht erkennen. Wir entschieden uns also den rechten Weg zu nehmen, gleich nachdem wir einen kleinen Pfeil aus Steinchen an die Wand legten, um uns später auf dem Rückweg wieder orientieren zu können. Der Gang unterschied sich nicht groß von dem vorherigen, außer dass er ebenerdig zu verlaufen schien. Ich schätzte, dass wir uns nun direkt unter dem Terrain der Ländereien von Hogwarts befinden mussten. Das bestätigte sich auch spätestens dann, als wir eine dicke Baumwurzel, die durch die Decke gestoßen war, passierten. Da das aber auch die einzige blieb, schloss ich aus, dass wir in Richtung des Verbotenen Waldes unterwegs waren. Etwa die Wurzeln der Peitschenden Weide? Nein, der Baum war noch viel zu jung, um solche Wurzeln zu schlagen.

Apropos schlagen: Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich an den gefährlichen Baum dachte, der kurz vor Beginn unseres Schuljahres auf dem Gelände gepflanzt wurde. Und das alles nur, um Remus Geheimnis zu bewahren und zu verhindern, dass man ihm folgte. Seit Dumbledore Schulleiter war, war die Schule bei weitem menschlicher geworden, hatte ich mir von älteren Schülern sagen lassen.

Wieder stellten sich die Haare in meinem Nacken auf, doch diesmal bemerkte ich, dass es daran lag, dass immer wieder ein kühler und frischer Windhauch durch den Gang blies. Wir mussten kurz vor dem Ausgang sein! Innerlich jauchzend zog ich das Tempo an und drängte mich an James vorbei, der immer noch unser kleines Grüppchen anführte.




von Viella Vie (24.02.2012)

Der Gang wurde immer schmäler und schmäler, bis er letztendlich nur noch so breit war, dass ein ausgewachsener Mann gerade so bequem durch ihn hindurch laufen konnte. James war mir dicht auf den Fersen, das wusste ich auch ohne mich umzusehen, denn ich konnte manchmal seinen Atem in meinem Nacken spüren. Von Diskretionsabstand hatte er wohl noch nichts gehört, wie es schien. Plötzlich fanden wir uns am Fuße einer engen und steil nach oben führenden Steintreppe wieder. James und ich blieben stehen und warteten auf Peter, der etwas langsamer vorangekommen war.

„Da wären wir also, ich schätze, das ist der Ausgang! Na los, Sirius, worauf wartest du? Geh schon nach oben! Oder soll ich wieder vorangehen?“

„Nein, schon in Ordnung!“, entgegnete ich und begann, langsam Stufe für Stufe hinauf zu steigen. Besser gesagt zu klettern, denn wie schon die Stufen zu Beginn des Geheimganges, waren auch diese sehr glatt und rutschig. Ich stützte mich mit beiden Armen an den Steinwänden zu meiner Seite ab und arbeitete mich so voran. James und Peter taten es mir gleich. Da ich meinen Zauberstab zwischen meine Zähne geklemmt hatte, sah ich leider nicht wirklich was vor mir lag, weshalb ich völlig unerwartet mit den Kopf gegen die Decke des Ganges stieß.

„Autsch!“ Beinahe wäre mir auch noch der Zauberstab aus dem Mund gefallen, ich konnte ihn aber gerade noch auffangen.

„Was ist los?“, hörte ich James ungeduldig hinter mir. „Warum gehst du nicht weiter?!“

„Weil es nicht geht!“ Ich rieb mir immer noch mit einer freien Hand die Stelle an meinem Kopf, die ich mir eben gestoßen hatte. Das würde eine Beule geben, da war ich mir sehr sicher.

„Wie? Was soll das heißen, ‚es geht nicht weiter’?!“

„Na, dass ich mir eben den Kopf gestoßen habe, weil der Gang hier anscheinend zu Ende ist.“, antwortete ich genervt.

„Das glaub ich nicht! Lass mal sehen!“ Er versuchte sich an mir vorbei zu quetschen, was aufgrund der begrenzten Breite des Ganges nur möglich war, indem er mich gegen die Wand drückte. Im Gegensatz zu mir war er schlau genug, sich vorab mit seinen Händen voran zu tasten, anstatt seinen Kopf dafür zu benutzen.

„Du hast Recht.“, kam er zu der knappen Erkenntnis.

„Ach, ich hatte schon an mir gezweifelt.“ Ich konnte mir diese sarkastische Bemerkung nicht unterdrücken.

„Verdammt, wir waren schon so weit!“ Aus Enttäuschung schlug James mit beiden Fäusten gegen die vermeidliche Decke des Ganges, die uns ein Weiterkommen untersagte. Deshalb waren wir umso überraschter, als diese nachzugeben schien.

„Hast du das auch eben gesehen?“, fragte er mich, woraufhin ich nur nickte. „Helf mal kurz mit, Sirius!“
Wir steckten unsere Zauberstäbe zurück in unsere Manteltaschen und stemmten uns beide mit geballter Kraft gegen die Decke. Peter spendete uns mit seinem Zauberstab genügend Licht. Die Platte bewegte sich wieder und gab einen handbreiten Spalt frei, durch den wir hindurch lugten.

„Siehst du etwas?“, fragte ich leise.

„Es sieht aus wie ein Keller oder eine Abstellkammer, findest du nicht?“ Mit seiner Schulter schob er die Steinplatte weiter zur Seite und steckte seinen Kopf hindurch, um besser sehen zu können. „Beim Barte des Merlin! Sirius, weißt du wo wir hier sind?!“ James hatte wahrlich Mühe, seine Stimme gedeckt zu halten. „Das muss der Honigtopf sein!“ Mit diesen Worten kletterte er aus dem Gang in den Raum über uns und verschwand aus meinem Sichtfeld. Schnell tat ich es ihm gleich und schlüpfte ebenfalls hindurch.
„Tatsache! Hier ist alles voller Süßigkeiten!“ Wir waren umringt von Kisten und riesigen Schachteln, voll mit Dingen, die Jungen unseres Alters begeistern konnten. Ich konnte es mir nicht verkneifen und steckte ein paar Saure Drops ein, die neben mir im Regal lagerten.
„Und weißt du was das Beste ist, James?“, fragte ich begeistert, ohne wirklich eine Antwort seinerseits abwarten zu wollen. „Wir haben einen Geheimgang nach Hogsmeade gefunden!“




von Misery Micklewhite (26.02.2012)

Selbst als ich es laut aussprach, konnte ich es immer noch nicht glauben. Noch am Morgen des gleichen Tages hatte ich alle älteren Schüler darum beneidet, einen Ausflug nach Hogsmeade zu machen und schon wenige Stunden später, befand ich mich selbst an diesem Ort. Und dann auch noch im Keller des wohl beliebtesten Ladens dort. Das Glück schien endlich wieder zu uns gefunden zu haben, wurde aber auch Zeit! Ich freute mich schon darauf, das Gesicht Remus’ zu sehen, wenn wir ihm davon erzählen würden.

„Wahnsinn, was es hier alles gibt! Die meisten Sachen habe ich noch nie gesehen, die gibt es in London gar nicht zu kaufen!“, James lugte in jede Kiste und stellte jeden Karton buchstäblich auf den Kopf, um deren Inhalt zu begutachten. Er benahm sich wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal einen Süßigkeitenladen sah. Und das war nur der Keller! Ich konnte mir kaum ausmalen, wie der Honigtopf aussah, ich hatte immer nur in Erzählungen davon gehört, selbst dort, war ich aber noch nie! Das würde sich aber ändern, dachte ich mir!

Peter hatte sich auch aus dem Geheimgang heraus getraut und tat es James gleich. Er hatte zwar zuerst Hemmungen und wollte vorerst im sicheren Versteck bleiben, als dann aber die Worte ‚Süßigkeiten’ und ‚Honigtopf’ fielen, schienen seine Bedenken komplett verschwunden zu sein. Auch er steckte seine Hände in jede Kiste und fischte einen Teil der Leckereien heraus. „Als Proviant, für den Heimweg.“, erklärte er sein Verhalten. Wir scherten uns nicht weiter darum, dass wir da streng gesehen ein Verbrechen, nämlich Diebstahl, begannen. Ein paar Bonbons würde schon keiner vermissen.

Gerade als ich mir eine Packung Bertie Bott’s Bohnen gekrallt hatte, ließ uns ein lauter Knall zusammenzucken. Wir froren in jeglicher Bewegung ein und sahen zuerst geschockt zu der Treppe, die augenscheinlich vom Keller hoch in den Laden führte und anschließend uns gegenseitig an. In stiller Abmachung eilten wir zurück zum Eingang des Geheimganges und hüpften in das Loch im Boden, um uns dort zu verstecken.

„Soll ich auch noch eine Kiste sahnige Nougatriegel mitbringen?!“, hörten wir eine tiefe Stimme rufen. Durch die tiefen Wände des Kellergewölbes hallte sie noch lauter, als sie eigentlich war. Wir hatten gerade noch im letzten Moment die Steinplatte wieder auf ihren rechten Platz zurückgerückt, als ein Mann, circa Mitte vierzig, das Ende der Treppe erreicht hatte und durch die Regalreihen streifte. So leise wie möglich schlossen wir auch den letzten Spalt und wichen langsam und vorsichtig vom Ausgang, weiter in den Gang zurück.

In sicherer Entfernung und außer Hörweite, atmeten wir erleichtert aus. Wir zückten wieder unsere Zauberstäbe und erleuchteten diese.

„Das war knapp, beinahe hätte man uns erwischt! Was meint ihr, was das für Ärger gegeben hätte.“, als der erste Schock verflogen war, fing James an zu lachen, ich stieg sofort mit ein. Nur Peter war noch etwas blass um die Nase.

„W-w-wir w-w-wären bestimmt nach Askaban gekommen! Und dann hätte ich meine Mama nie wieder gesehen!“

„Red nicht so einen Quatsch! Die stecken Kinder nicht nach Askaban, Peter. Wir hätten wohl etwas länger Nachsitzen müssen.“, antwortete James, genervt über Peters Horrorvision. „Oder hätten unsere Schuld im Honigtopf abarbeiten müssen.“, fügte ich hinzu. „Genau, also reiß dich etwas zusammen, sonst bleibst du das nächste Mal im Schloss.“, anschließend wandte sich James mir zu. „Apropos das nächste Mal, wir sollten auf jeden Fall meinen Tarnumhang mitbringen. Dann laufen wir weniger Gefahr, entdeckt zu werden. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich würde gerne noch den Rest des Honigtopfes und des Ortes sehen, oder was meint ihr?“ Peter und ich nickten nur einstimmig. Ich hatte zwar etwas Bedenken, ob wir alle unter den Umhang passen würden – schließlich wäre Remus wieder mit dabei -, aber das würde sich dann zeigen.

Ich freute mich schon wahnsinnig darauf, Hogsmeade zu erkunden und mich unter die anderen Schüler zu mischen. Solange wir uns nicht zu auffällig benahmen, würde auch keiner merken, dass wir eigentlich fehl am Platz wären. Den Rückweg führte ich an, immer mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Nach einer Weile, als der Gang wieder breiter wurde, gesellte sich James zu mir und hakte sich bei mir ein. „Weißt du, wenn ich so genau darüber nachdenke, dann glaube ich, dass Peters Mutter nichts dagegen hätte, sein jämmerliches Gesicht nicht über die Ferien ertragen zu müssen.“, flüsterte er mir leise zu. James konnte wirklich sehr gemein sein, wenn er wollte, doch das hielt mich davon ab, mit ihm herzhaft darüber zu lachen. „Ich meine, stell’s dir vor; Peter als Bösewicht in Askaban! Alleine die Vorstellung ist doch total lachhaft!“ Tja, hätten wir damals schon gewusst...




von Viella Vie (29.02.2012)

Der Rückweg fühlte sich bedeutend kürzer an, was vor allem daran lag, dass die meisten Hindernisse bereits aus dem Weg geräumt waren und wir so viel schneller vorankamen. Einzig Peter kämpfte etwas mit der Steigung des Tunnels, der etwa ab der Hälfte begann, wieder nach oben zu führen. Dennoch, die Freude und Aufregung über das davor erlebte, trieb uns an. Schon bald hatten wir den Ausgang des Tunnels erreicht und kletterten die letzten Stufen hinauf, bis wir vor der Steinwand standen, die von außen den Buckel der einäugigen Hexe bildete. Ich erlosch das Licht meines Zauberstabes und tippte dann anschließend gegen den Stein. „Dissendium!“ Wieder hörten wir das selbe dumpfe und reibende Geräusch, wie schon am Morgen zuvor, und kurz darauf wich der Buckel zur Seite und gab den Weg nach draußen frei. Ich steckte meinen Kopf hindurch und sah mich um, ob irgendjemand in der Nähe war, doch es war weit und breit nichts zu hören oder zu sehen. „Die Luft ist rein, kommt, schnell!“, trieb ich meine zwei Freunde zur Eile an und im Nu waren herausgeklettert. Der Eingang verschloss sich hinter uns und Nichts verriet mehr von dem Geheimgang.

„Wow, das war wirklich ein Abendteuer!“, sagte James enthusiastisch und rückte seine Brille zurrecht. „Ich kann’s kaum erwarten, bis wir das nächste Mal nach Hogsmeade gehen!“ Ich konnte ihm da nur zustimmen, doch leider mussten wir noch zwei Wochen warten, bis der nächste Ausflug nach Hogsmeade für Schüler erlaubt war. Aber das Warten würde die Vorfreude nur noch vergrößern und außerdem würde Remus wieder dabei sein können!

„Hat jemand von euch eine Uhr dabei?“, fragte ich. Meine beiden Freunde schüttelten nur den Kopf. Ich sah aus dem Fenster, dem Stand der Sonne zu urteilen, war es bereits später Nachmittag. Nicht mehr lange und es würden nach und nach alle aus Hogsmeade zurück kehren. „Wir sollten uns auf den Weg machen, mir knurrt langsam der Magen.“, schlug James vor und auch Peter äußerte sich dazu. Dass er schon Hunger hatte, konnte ich mir kaum vorstellen, denn Peter hatte im Honigtopf kräftig zugelangt und sich alles Mögliche in den Mund gestopft.

„Bevor wir zurück zum Gemeinschaftsraum gehen, sollten wir aber noch mal eine Toilette aufsuchen.“, brachte ich noch als Einwand, als ich meine Freunde so betrachtete.

„Warum? Hältst du’s nicht mehr aus bis dahin?“, fragte James mehr oder minder ernsthaft.

„Nein, aber du solltest mal einen Blick in den Spiegel werfen. So wie wir momentan aussehen, können wir uns dort nicht blicken lassen.“ James folgte darauf hin meinem Ratschlag und nutzte das nächst gelegene Fenster, um sich darin zu Spiegeln. Nun sah auch er, was ich zuvor schon bemerkt hatte. Nicht nur, dass unsere Mäntel voller Staub und Dreck waren, auch an unseren Händen war viel Schlamm vom vielen Graben und Seine schleppen. Auch unsere Gesichter hatten ein paar Schrammen davon getragen und waren dreckverschmiert.

„Ich weiß gar nicht, was du hast, Sirius, ich sah noch nie besser aus!“, spaßte James und Peter und ich stimmten in sein Lachen mit ein. Gemeinsam suchten wir die nächste Jungentoilette auf und wuschen den gröbsten Dreck von unseren Gesichtern und Händen, streiften den Staub von den Mänteln und gingen dann zurück zum Gemeinschaftsraum, um uns vor dem Abendessen noch umziehen zu können. So langsam aber sicher machte sich dann auch der Hunger bei mir bemerkbar.




von Misery Micklewhite (03.03.2012):

Der Gemeinschaftsraum war noch so gut wie leer, als wir dort ankamen, immerhin bestand die erste und zweite Klasse auch nicht aus allzu vielen Schülern. Lily Evans begrüßte uns, als wir durch das Portrait der fetten Dame kletterten: „Hallo Jungs, wo wart ihr denn den ganzen Tag?“ Sie beäugte uns von oben bis unten. „Und wie seht ihr aus? Habt ihr euch im Dreck gewälzt?“ Anscheinend hatten wir uns doch nicht so gründlich sauber gemacht, wie wir angenommen hatten. Nicht gründlich genug für die Augen von Mädchen jedenfalls. „So etwas in der Art“, antwortete James knapp und grinste sie frech an. Er konnte es einfach nicht lassen.

„Und du?“, fragte er sie. „Hast du deine hübsche Nase wieder in deine Bücher gesteckt?“ Oh Gott, was für ein Schleimer! Doch bei Lily zeigte sein Süßholzgeraspel anscheinend Wirkung, denn wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie sich ihre Wangen leicht rosa färbten. Sie senkte leicht ihren Blick und antwortete dann: „Ich war unten am See und hab die Sonne genossen.“ Sie fuhr sich durch die Haare und steckte eine widerspenstige Strähne wieder hinter ihr Ohr, die ihr zuvor ins Gesicht gefallen war. „Und da habt ihr Mädels euch über uns tolle Jungs unterhalten?“, bohrte James weiter nach. Wie konnte er so selbstsicher solch einen Mist verzapfen? Das war mir wirklich unbegreiflich. Ich rollte mit den Augen und warf Peter nur einen kurzen Blick zu. Dieser klebte aber ebenfalls an James Lippen. Wie es aussah, war ich einer von wenigen Menschen, die immun gegen seinen Charme waren. Zum Glück, jemand musste ihn schließlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

In diesem Moment übernahm das Lily aber für mich. „Eigentlich war ich mit Severus dort, wenn du’s genau wissen willst.“ James machte ein Gesicht, als hätte er gerade eine Ohrfeige kassiert. Ohne ein weiteres Wort wendete er sich uns ab und stieg die Treppen in Richtung Schlafsaal der Jungen hinauf. Lily sah mich mit großen Augen an und ich konnte nur mit den Achseln zucken. Ich entschuldigte mich für sein Verhalten bei ihr und folgte James dann hinauf, um nach ihm zu sehen.




von Ella Mcblack (06.03.2012):

"Was war das denn?" James reagierte nicht. Er saß auf seinem Bett und starrte auf die Decke vor sich. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich näherte mich langsam. "James?" "Lass mich in Ruhe!" Ich drehte mich um und sah, dass Peter von seinem Bett aus zu uns rüber sah und hilflos die Schultern zuckte.

James blieb mürrisch. Wenn wir Lily im Gemeinschaftsraum trafen, mied er ihren Blick und schien es auf einmal eilig zu haben. Am nächsten Abend zog mich Lily beiseite. James war schon nach oben gerauscht.

Sie ging auch gleich auf mich los. "Was zur Hölle habe ich dem denn angetan?" Sollte ich die Wahrheit sagen? Ich dachte, dass es wohl das Richtige wäre. "Er... ähm... mag Snape nicht so wirklich. Aber ich glaube, dass du das schon selber gemerkt hast!" "Und was hat das mit mir zu tun?" Ich hätte wissen müssen, dass sie nachbohren würde. "Weißt du die Antwort nicht schon selber?" Sie schüttelte glaubwürdig den Kopf. Ich seufzte. "Er... sagen wir... mag dich und ist in gewissem Maße neidisch auf deinen Slytherin. Und nein, das ist keine erfundene Geschichte, das meine ich ernst!" Sie sah mich an, als wäre soeben eine Welt für sie zusammengebrochen.

Ich wollte mich gerade abwenden, da packte sie mich am Ärmel. "Warte!" Ich drehte mich wieder um. Lilys Augen waren schmal geworden. Dann holte sie tief Luft. "Wo ist Remus? Warum ist er schon wieder nicht bei euch?" Ich atmete tief durch. "Warum interessiert dich das?" Sie antwortete nicht, sondern sah mich erwartungsvoll an. "Also gut: Er ist im Krankenflügel. Ihm geht es nicht gut. Kannst ja James fragen. Wir waren dort!" Sie hielt immer noch meinen dreckigen Pullover fest. Sie flüsterte, woraus ich schloss, dass sie die Antwort im Gegensatz zu James es längst herausgefunden hatte. "Du weißt es genau, und wenn du nicht damit raus rückst, dann frage ich Potter!" Ich konnte nicht anders. Ich musste lachen, doch ich flüsterte trotzdem. "Du glaubst doch selber nicht, dass James so... klug ist, das herauszufinden! Er ist einer meiner besten Freunde, ja, aber ich schwöre dir, dass er keine Ahnung hat!!!" "Aber du weißt es?" Mist. Was hatte ich getan. "Hab ich das behauptet?" "Ich sehe es dir doch an! Soll ich dir mal meine Theorie sagen? Unter einer Bedingung: Potter erfährt sie nicht!" Natürlich war ich nicht so blöd, James zu erzählen, dass Lily das Geheimnis von Remus entlarvt hatte und nicht er. "Ich schwöre. Lass hören!" "Also", setzte Lily an. "Ich bin ja von Natur aus neugierig, wie du vielleicht schon bemerkt hast. Ich habe seine Abwesenheit mit dem Kalender verglichen. Die Daten sind eindeutig. Sobald wir den Irrwicht in Verteidigung gegen die dunklen Künste durchnehmen, werde ich den Beweis haben!" Ich hatte keine Ahnung, was ein Irrwicht war, aber das war jetzt auch egal. Was sollte ich sagen? Doch ich musste nichts sagen. Lily kam mir zuvor. "Ich sehe dir an, dass du die Wahrheit kennst. Dreh dich nicht um. Da oben steht Potter und sein Gesicht ist nicht glücklich!"

Mist. Lügen zwecklos. Aber das Bedürfnis, mich umzudrehen, hatte ich definitiv nicht! "Ich... ja, du hast recht. Ich kenne die Wahrheit, aber nur ein Wort zu James und ich bin tot!" Lily sah mich mit hochgezogenen Brauen an. "Du glaubst wirklich, dass ich mich freiwillig mit diesem Schleimer abgebe?" Das war keine Frage. "Hör zu, ich darf nicht darüber reden. Am besten fragst du Remus selber." "Wie denn? Er ist doch nie alleine, außer, wenn er am Seeufer ist, und wenn Severus in der Nähe ist, dann kann ich das auf keinen Fall machen. Er weiß übrigens nichts von meinem Verdacht."

Sollte ich das Vertrauen von Remus missbrauchen? Aber andererseits kannte sie die Wahrheit schon. Ich entschied mich, es indirekt zuzugeben. "Hast du es alleine anhand des Kalenders erkannt, oder auch noch andere Faktoren gebraucht?" Sie sah sich um und senkte den Ton noch mehr, sodass es auch wirklich niemand hören konnte. "Also stimmt es. Der Mondkalender..." Ich nickte kaum merklich. "Morgen wird er wieder kommen. Bitte sag auf keinen Fall, dass du mit mir darüber geredet hast, ja? Wir haben nur über James gesprochen, ok?" Lily nickte knapp und machte auf dem Absatz kehrt und ging nach oben, wo ich direkt James in die Arme lief.




von Maja Jany (14.03.2012):

"Was sollte das? Hast du sie jetzt etwa angemacht?" Ich war völlig perplex. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Hör zu. Sie wollte nur wissen, warum du dich von einem Moment zum anderen so komisch benimmst. Sie hat mich angesprochen, nicht ich sie!" James sah mich ungläubig an. "Das werdet ihr beide noch büßen!!!" Mit diesen Worten spazierte er in den Schlafsaal.

James redete nicht mit mir. Es war Schweigen. Er unterhielt sich sogar freimütig mit Peter. James musste echt sauer sein! Aber das war mir gerade recht. ich musste ohnehin nachdenken. Ich musste mit Remus darüber reden. Ich konnte das nicht mehr länger!

Madam Pomfrey hatte gesagt, dass Remus am nächsten Tag wieder kommen sollte. James saß mürrisch auf seinem Bett und hatte "Quidditch im Wandel der Zeit" vor sich liegen. Peter hatte ein anderes Buch in der Hand. Ich konnte allerdings nicht erkennen, welches es war. Ich konnte mich ganz unbemerkt in den Gemeinschaftsraum hinunterstehlen.

Der Gemeinschaftsraum war fast leer. Alle waren draußen, wo die Sonne schien. Ich saß da und starrte ins Feuer des Kamins. Wie um alles in der Welt sollte ich Remus das beibringen, was ich mit Lily besprochen hatte? Ich weiß nicht, wie lange ich da gesessen hatte, aber dann hörte ich die Tür zum Gemeinschaftsraum aufgehen.
Ich schnellte herum. Es war Remus. Er sah müde aus, aber er lächelte mir entgegen. "Ich muss mit dir reden!" Meine ernste Miene schien ihn zu verunsichern. "Was ist passiert?" Ich erzählte Remus von der Sache mit Lily. Als ich fertig war, war er zuallererst einmal sprachlos. Dann stellte ich die Frage, die mir schon seit Wochen auf der Zunge gelegen hatte. "Und was machen wir jetzt mit James?"




von Yunami Kotake (17.03.2012):

„Mit James?“, wiederholte Remus und starrte mich nachdenklich an. „Ich weiß auch nicht. Das ist ’ne verdammt verzwickte Lage.“
„Das stimmt“, pflichtete ich ihm bei, doch ich wollte jetzt eine brauchbare Lösung. „Also…?“
Doch Remus sagte nichts. Er schien auch nicht zu wissen, was das Beste wäre. „Weißt du was, Sirius? Ich denke James sollte zumindest erfahren, dass das mit Lily und dir nichts zu bedeuten hatte. Sonst lebt er nur ewig in falscher Annahme und entfernt sich nur noch mehr von uns. Da war doch nichts, oder?“
Er starrte mich schelmisch grinsend an und hob die Augenbrauen. „Natürlich nicht! Warum sollte es auch? Lily ist zwar sehr hübsch, aber mehr auch nicht. Ich hege keine großen Gefühle für sie oder Ähnliches. Es war reiner Zufall, ich-“
„Schon gut, schon gut, sei lieber ruhig, bevor es noch unglaubwürdiger klingt“, unterbrach er mich und zwinkerte mit dem Auge.
Ich musste lachen. Obwohl das in diesem Moment wirklich nicht angebracht war. „Aber jetzt mal ehrlich“, begann ich erneut, nachdem wir uns beruhigt hatten, „du hast Recht. Das muss er auf jeden Fall erfahren. Aber was ist mit der Wahrheit? Damit, dass Lily von deinem Geheimnis weiß und James nicht? Ich habe Angst, dass er uns dann endgültig aus dem Weg geht. Verstehen könnte ich es ja, aber das muss wirklich nicht sein. James gehört zu uns. Wir sind doch alle Freunde, also sollten wir auch zusammenhalten und uns nicht gegenseitig anlügen.“
„Oder etwas verschweigen“, fügte Remus hinzu und nickte.
Also nahmen wir uns vor, mit James zu reden. Wir stiegen hinauf in die Schlafsäle und öffneten die Tür. Doch als wir auf James‘ Bett blickten, war alles, was wir erkennen konnten, das Buch über Quidditch. „James?“, rief ich fragend.
„Er scheint nicht hier zu sein“, meinte Remus.
„Das seh‘ ich selbst“, fügte ich mürrisch hinzu und fragte mich, wie er es geschafft hatte, unbemerkt abzuhauen.
„Sollen wir ihn suchen?“, fragte Remus.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein“, meinte ich. „Spätestens beim Abendessen in der Großen Halle sehen wir ihn ja wieder. Lassen wir ihm Zeit. Vielleicht erkennt er selbst, dass das alles nur ein riesen Missverständnis war und kommt auf uns zu. Und wenn nicht, dann sprechen wir nach dem Abendessen mit ihm, okay?“
Remus nickte und ich ließ mich auf mein Bett fallen.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit unseren Hausaufgaben. Wir warteten auf James, doch von ihm fehlte jede Spur. Auch kein Schüler, den wir fragten, wusste etwas über seine Abwesenheit zu sagen. Als wir schließlich in die Große Halle traten, war auch sein Platz leer und er ließ sich den ganzen Abend nicht blicken. Langsam wurden wir unruhig und ich machte mir Vorwürfe. Ich wollte nicht, dass er sich wegen mir schlecht fühlte. Nicht wegen solch einer Kleinigkeit. Ich wollte wissen, wo er ist. Er machte doch nicht etwa Ärger, oder? Ich beschloss, ihn nach dem Essen gemeinsam mit Remus zu suchen. Doch auch nachdem wir systematisch fast das ganze Schloss nach ihm abgekämmt hatten, blieb James unentdeckt. Wir wollten uns schon an einen Lehrer wenden, da hörten wir eine panische Stimme. Wir drehten uns um und starrten in das Gesicht eines Ravenclaws aus unserer Stufe. „Ihr seid doch Freunde von James, oder? Kommt schnell mit, ich glaube, ihm ist etwas zugestoßen“, rief der Junge panisch. Wir rannten ihm die Gänge hinterher. Ich hatte so ein mulmiges Gefühl. Das durfte doch nicht wahr sein!




von Eilish Murray (21.03.2012):

Schnell rannte ich mit Remus dem Ravenclaw hinterher. Ich machte mir Sorgen, denn ich wusste, wie James war und was er alles anstellen konnte. Natürlich, wir waren alle in Gryffindor und laut dem Sprechenden Hut sind die Schüler dort mutig. Doch wenn James eine Gefahr sah, stürzte er sich hinein und da konnte schon mal was passieren. Ja, Angst hatte ich schon. James war mein bester Freund und ich wollte nicht, dass ihm etwas passiert. Der Junge, der vor uns rannte, hatte vorhin sehr panisch geklungen und daran merkte ich schon, dass etwas eher Schlimmeres passiert sein musste. Ich sah Remus von der Seite her an. Er war bleich. Ich wusste, dass auch er sich Sorgen machte, er wollte genauso wenig wie ich, dass James etwas geschah. „Es ist nicht mehr weit“, keuchte der Ravenclaw. Ich hoffte es, denn wir waren jetzt schon fast durch ganz Hogwarts gerannt. Ich sah mich um und entdeckte, dass wir nicht weit von dem Büro des Schulleiters entfernt waren. Das wusste ich, denn ich war mit James schon einige Male dort. „Was ist eigentlich mit James passiert?“, fragte ich den Ravenclaw. Doch dieser schüttelte nur den Kopf und rannte weiter. „Da ist euer Freund“, rief er. Remus und ich blieben neben ihm stehen. Ich erschrak. Vor uns lag James.




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