Endlosgeschichte - Sirius Black (10 Jahre alt) (Seite 3)

von Mathis Louis Lacro (05.01.2012):

Auch das noch. Ich rollte mit den Augen. Es war ja zu erwarten gewesen, dass es sich rumsprechen würde. Dieser rote Umschlag, der zu kokeln anfing, wenn man ihn nicht öffnete, war mir nur zu gut in Erinnerung geblieben. Vor allem an meinem ersten Morgen nachdem meine Mutter erfahren hatte, dass ich nicht in das Haus Slytherin gekommen war. Ich sei ja die Schande unserer Familie, ein Verräter, und so weiter. Daran erinnern wollte ich mich jedenfalls nicht, auch wenn ich es immer noch versuchte, mit Humor zu nehmen. Ohne James und Remus würde ich das Ganze wohl verbissener sehen.

Ich riss mich selbst aus meinen Gedanken, grinste das Mädchen an. „Ach, meine Mom ist eine ganz strenge, und auf alte Traditionen versessene Frau.“ Dabei versuchte ich locker wie immer dabei zu wirken, als ob es mir nichts ausmachen würde. Coolness war das Stichwort. „Da ich nicht wie alle in unserer Familie in das großartige und ehrwürdigen Haus Slytherin eingeteilt wurde, bin ich so etwas wie eine Schande“, grinste ich breiter. Für mich war es praktisch eine Herausforderung, ihre Nerven bis zur Schmerzgrenze auszureizen. Wenn ich schon eine Schande war, dann wenigstens richtig. Scheinbar gab es in meiner direkten Umgebung so etwas wie eine Petze, doch ich konnte mir nicht erklären, wer es war. Andernfalls würde meine Mutter nicht ständig von meinen Fehltritten erfahren. Doch das bedeutete ja nur, dass ich mich nur noch geschickter anstellen musste als bisher. Mit den besten Freunden, die ich mir an meiner Seite vorstellen konnte, sollte das kein Problem werden.

Die ältere der beiden Gryffindor-Mädchen sah mich skeptisch an, als ob sie mir nicht so recht glauben wollte. „Darf ich mich vorstellen? Sirius Black.“ Dabei betonte ich entsprechend meinen Nachnamen. Der Groschen schien gefallen zu sein, denn sie fing an zu grinsen. Sofort sprang sie auf den Zug auf. „Aaah, ja. Von deiner Familie habe ich schon gehört. Mein Vater hat darüber gesprochen, und ihren 'Wahnsinn' wegen des reinen Blutes.“ Vorsichtig hatte sie das Wort Wahnsinn betont, weil sie noch nicht wusste, wie ich darauf reagieren würde, aber ich lachte nur. „Ja, wir müssen in der Familie heiraten, damit auch ja kein Tropfen verschwendet wird.“ Wieder rollte ich mit den Augen, lachte dann aber herzhaft. Wenigstens schien ich über die Ferien mit den beiden hier keine Langeweile zu haben. Die jüngere der beiden war noch etwas zurückhaltender, aber das war in Ordnung.

Eine ganze Weile machten wir uns erst über meine Familie lustig, dann über alle, die sich so zum Affen machten wegen des reinen Blutes, dann über die Slytherins und ihre verfahrenen Ansichten oder ihre aufgeblasene Art. Dabei erzählte ich viel über Zuhause und über meine Pläne meine Mutter zur Weißglut zu bringen. Davon hatte ich eine ganze Menge. Wahrscheinlich könnte ich damit ganze Abende an Gesprächsstoff liefern.

Aber ich erfuhr auch sehr viel über die beiden Mädchen. Wie es sich herausstellte, war die Jüngere wirklich in der dritten Klasse, genau wie ich sie eingeschätzt hatte. Die Ältere hingegen war schon in der Fünften. Sie blieb, damit sie sich hier besser aufs Lernen konzentrieren konnte. Es wunderte mich ein wenig, dass sie sich überhaupt mit einem Erstklässler abgab. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, nicht wahr? Sie schien ein wenig Panik vor den Prüfungen zu haben. Ich nahm mir jetzt schon vor, es lockerer anzugehen, wenn ich in der Fünften vor den Prüfungen stehen würde. Ich hatte ja schon von einigen Notfällen gehört. So etwas sprach sich eben immer schnell rum. Ich erfuhr auch, dass sie ebenfalls 'reinen' Blutes war, so wie ich, aber sich mindestens genauso viel daraus machte. Nämlich gar nichts. Die andere war ein Halbblut. Sie erzählten mir ebenfalls von ihren Familien und ein paar Abenteuern, die sie hier schon erlebt hatten.

Dabei tastete ich mich vorsichtig an das Thema der Geheimgänge heran. Ich wollte ja nichts verraten. Wie sich aber herausstellte, waren wir die Ersten, oder Einzigen. Es gab tatsächlich ein paar andere, die ebenfalls dieses Monster von einem Buch, die „Geschichte von Hogwarts“ gelesen hatten. Freiwillig hätte ich dieses Buch niemals aufgeschlagen, aber ich schlug ja auch sonst nicht gerade freiwillig überhaupt ein Buch auf.




von Misery Micklewhite (06.01.2012):


Wie es sich herausstellte, wussten die beiden aber nichts Genaueres über die Geheimgänge, nur die Tatsache, dass es diese gab.

„Warum willst du das wissen?“, fragte die Drittklässlerin. Anscheinend war meine Frage doch nicht so subtil gewesen.

Ich biss mir auf die Unterlippe und zögerte kurz, ehe ich mich doch entschied, zu antworten: „Nur so, ich interessiere mich sehr für alte Gebäude und gehe gerne deren Architektur auf den Grund.“ Glatte Lüge.

„Ah, ich verstehe.“ Sie schien mit dieser Antwort tatsächlich zufrieden zu sein und wandte sich wieder ihrer Freundin zu.

Nachdem ich selbst noch ein paar Seiten der ‚Geschichte von Hogwarts’ überflogen hatte, beschloss ich, etwas pragmatischer an die Sache heran zu gehen. Warum sollte in einem frei zugänglichen Buch über Hogwarts etwas Genaueres über verbotene Geheimgänge stehen? Das würde das Brechen der Regeln doch nur zu einfach machen. Ein Freifahrtschein quasi.

Nein, es musste noch einen anderen Weg geben, mehr darüber zu erfahren und von wem bekam man bessere Informationen als von den Bewohnern des Schlosses selbst? Und damit meinte ich nicht die Professoren oder älteren Schüler.

Mein Gedankengang musste sich in irgendeiner Weise auf meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn die beiden Mädchen sahen mich auf einmal fragend an: „Alles in Ordnung? Du siehst komisch aus.“

Das zweite Mädchen nickte dieser Feststellung zur zustimmend zu.

„Ja, alles prima, mir ist eben nur eingefallen, dass ich noch eine ungeöffnete Packung Bertie Bott’s Bohnen in der Bibliothek gelassen habe! Ich… geh sie mal holen. Man sieht sich!“

Mit diesen Worten sprang ich auch schon auf und verschwand durch das Portrait der fetten Dame. Schön und gut, ich hatte einen Plan, doch nun ging es darum, diesen in die Tat umzusetzen und sich auf die Suche nach den Hausgeistern zu machen…




von Aschdar el Assil (07.01.2012):


Ich schlenderte durch die verlassenen Gänge Hogwarts‘ und lauschte nach verdächtigen Geräuschen, die auf die Anwesenheit eines Geistes hinweisen können. Beziehungsweise versuchte ich das. Spätestens nach einer halben Stunde des erfolglosen Suchens wurde mir klar, dass man Geister – abgesehen von Peeves vielleicht – keinesfalls hören konnte.

Doch auch von diesem gab es keine Spur, und das gerade dann, wenn man diesen Taugenichts mal brauchte! Seufzend lehnte ich mich an die Wand und starrte aus dem gegenüberliegenden Fenster. Die Sonne kam gerade eben hinter den Wolken hervor und brachte die Wasseroberfläche des Sees zum Glitzern. Ein seltsames Phänomen für diese Jahreszeit hoch oben im Norden, wo sich die Ländereien der Zauberschule befanden.

Ich konnte eine Bewegung auf dem Wasser ausmachen, doch als ich genauer hinsehen wollte, war diese auch schon verschwunden. Etwa die Wassermenschen? Ach, was soll’s, war eigentlich ja auch egal.

Ein weiterer Seufzer entfuhr mir.

„Was bedrückt Euer Gemüt, junger Schüler? Befindet Ihr euch in großer Not?“

Die plötzliche Unterbrechung der Stille ließ mich herumfahren und nach der Quelle der Stimme Ausschau halten, doch der Gang war zu beiden Seiten verlassen.

„Keine Sorge, mein Freund, Sir Cadogan ist hier, um Euch zur Seite zu stehen!“

Erst jetzt machte ich eine Bewegung in einem der Portraits aus, neben dem ich noch kurz zuvor gestanden hatte. Etwas verblüfft starrte ich den gemalten Ritter – wenn es überhaupt einer war – auf dem fetten, grauen Pony an.




von Misery Micklewhite (08.01.2012):


„Sir Cadogan?“

„Wohl war, das bin ich. Stets zu Diensten, mein Herr!“

„Ähm… das ist toll. Sagt, wie lange …ähm, hängen Sie schon hier?“

Ich hatte noch nie zuvor so wirklich mit einem Bild an der Wand gesprochen, die fette Dame nicht mit eingerechnet, und kam mir in diesem Moment etwas komisch vor, zumal ich nicht wusste, wie man mit jenen eine Unterhaltung führte.

„Ich nenne dieses Schloss seit über fünfhundert Jahren mein Zuhause! Seit jener Zeit hüte ich dieses Gemäuer und sorge für Ordnung, oh ja!“

„Das heißt… Sie kennen sich hier auch sehr gut aus?“

„Aber selbstredend, mein junger Freund! Ich kenne jeden Korridor, jeden Gang und jede Nische wie meine eigene Rüstungstasche! Kleiner Tipp am Rande, von dem Portrait der drei Schönheiten im zweiten Stock würde ich mich fern halten, die Damen scheinen nicht zu wissen, was ein wirklicher Kavalier ist…“

„Ehm, Danke für den Tipp, aber kommen wir doch nochmal zurück zu Ihren Ortskenntnissen“, unterbrach ich den redseligen Ritter. „Haben Sie schon von den Geheimgängen gehört, die sich in Hogwarts befinden?“

„Geheime Gänge? Was glaubt Ihr, wer ich bin?! Ich sagte, ich kenne jeden Korridor, jeden Gang, selbst jede Nische, natürlich kenne ich auch die Geheimen Gänge!“

„Tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen, eh, Sir. Es ist nur, meine Freunde und ich haben gewettet, dass niemand diese Gänge kennt, deshalb war ich so erstaunt über Ihr großes Wissen!“

Mein Plan schien aufzugehen. Sichtlich stolz rümpfte Sir Cadogan seine Brust und die gesuchte Information schien nur so aus ihm herauszusprudeln.

Er begann einen Monolog über seine alte Freundin Gunhilda von Gorsemoor, mit welcher er vor hunderten von Jahren bekannt gewesen war und deren Statue nun in Hogwarts einen Eingang zu einem der Geheimgänge bildete. Ich rief mir in Erinnerung, von diesem schon gelesen zu haben.




von Aschdar el Assil (10.01.2012):

„Wow, das ist wirklich eine hochinteressante Geschichte, Sir, aber wisst Ihr auch, wie man diesen Gang betritt?“

Ich hatte nicht ewig Zeit, dem Bild zu lauschen und wollte dieses Gespräch zum Punkt bringen.

„Ach das, lasst mich kurz überlegen. Ihr müsst wissen, ich bin der Zaubersprache nicht mehr so mächtig. Schließlich bin ich auch nicht mehr der Jüngste. Der Buckel von Gunhilda öffnet sich mit einem ganz bestimmten Zauberspruch, welcher mir aber leider entfallen ist. Hach, Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für eine Augenweide sie in der Blüte ihrer Jugend war, lasst Euch von dem Bildnis bitte nicht beeinflussen. Der Künstler war ein Stümper, oh ja!“

„Ihr wisst den Spruch nicht mehr?!“

Ich ließ den Kopf hängen, der erwünschte Durchbruch ergab sich anscheinend doch nicht.

„Was ist mit den anderen Gängen?“, versuchte ich erneut.

Erfreut darüber, mir weiterhelfen zu können, fuhr das Bild in seinen Erzählungen fort und ich versuchte, mir in Gedanken die Orte, welche er nannte, zu markieren. Schließlich hatte ich nichts zum Schreiben dabei.

Nach einer gefühlten Ewigkeit machte mein Magen mich darauf aufmerksam, dass es Zeit für das Abendessen war und ich erhob mich vom Boden, wo ich mich in der Zwischenzeit niedergelassen hatte. Ich strich den Staub von meinem Umhang und bedankte mich aufrichtig:

„Vielen Dank, Sir Cadogan! Sie haben mir wirklich sehr weiter geholfen!“

Der Ritter verbeugte sich, wobei er fast von seinem fetten Pony fiel und winkte mir hinterher.

„Immer wieder gerne, empfehlt mich weiter!“

Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Gesicht machte ich mich vom siebten Stock aus auf zur Großen Halle, das Festmahl hatte ich mir verdient!




von Misery Micklewhite (14.01.2012):


Dort angekommen nahm ich am einzig gedeckten Tisch Platz. Da über die Ferien nur ein paar vereinzelte Schüler geblieben waren, hatte man entschieden über die Häusereinteilung hinwegzusehen und alle an einem Tisch zu vereinen.

Ich setze mich zu den beiden Gryffindors, welche ich schon im Gemeinschaftsraum getroffen hatte. Die zwei Mädchen nickten mir nur kurz zu, ehe sie sich wieder in die Diskussion mit einer Ravenclawschülerin einklinkten, welcher Zauberspruch zur Beseitigung von Tintenflecken auf Pergament besser wäre. Als ob es keine größeren Probleme gäbe…

Wie sehr wünschte ich mir in diesem Augenblick doch meine Freunde zurück. Ich nahm mir eine Schüssel voll Kürbissuppe und dazu ein paar Scheiben Kartoffelbrot und überlegte, wie ich die restliche Zeit bis zur Rückkehr von James, Remus und Peter am sinnvollsten überbrücken konnte.
Die darauffolgenden Tage überprüfte ich die Angaben Sir Cadogans über die Geheimgänge, welche ich vorsorglich auf einem Stück Pergament niedergeschrieben hatte. Mit Spezial-Unsichtbarkeits-Tinte natürlich. Ich konnte nicht riskieren, dass irgendjemand die Aufzeichnungen fand und uns verpfiff.

Zwei der genannten Gänge konnte ich schon gleich zu Beginn wegstreichen, da einer seit längerem schon komplett überflutet war – er führte unter dem See hindurch – und der andere von einer Lehrkraft versiegelt worden war und regelmäßig von Filch kontrolliert wurde.

So verging die Zeit bis zum Ende der Osterferien wie im Flug und ich wartete freudig im Gemeinschaftsraum auf das Eintreffen meiner Freunde, um ihnen meine neu erfahrenen Kenntnisse mitzuteilen.




von Ella Mcblack (15.01.2012):

Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt wie in diesem Moment. Es erschien mir wie eine Ewigkeit, die ich da auf dem Sessel saß und vor mich hin starrte. Ich dachte mir meine Worte wieder und wieder durch, damit ich auch bloß nichts Falsches sagen oder etwas vergessen würde.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich konnte nicht länger sitzen, also ging ich nach oben in den Schlafsaal, wo ich mir das Pergament vornahm, auf dem ich meine Notizen verewigt hatte. Doch irgendwie half mir auch das nicht, meine Gedanken zu sortieren, denn da war Etwas... Eine einzige Sache war da, die störte mich ungemein: Ich hatte es nicht geschafft, das Passwort zum Gang hinter der Statue von Sir Cadogans Geliebten zu erfahren. Dann war da noch der Gang hinter einem Wandspiegel im vierten Stock. Auch hier war es mir nicht gelungen, ins Innere zu gelangen. Aber auch hier war ich mir sicher, dass wirklich ein Eingang an dieser Stelle existierte.

Ich hätte so gerne meinen Freunden ein Ergebnis präsentiert, das von echten Erfolgen und nicht nur von Hinweisen geprägt war. Aber Trübsal blasen half bekanntlich Nichts, man musste in die Zukunft sehen. Ich grübelte angestrengt, was man an solchen Orten als Passwörter benutzen könnte. Es mussten zweifelsohne Sachen sein, die mit dem Ding vor den Geheimgang oder dem Geheimgang selbst in Verbindung standen...

Plötzlich hörte ich hinter mir die Tür mit voller Wucht aufgehen. Ich schnellte herum. Ich freute mich so, meine Freunde wieder zu sehen, aber... Ein Schock durchfuhr mich: Da stand jemand in der Tür, da hatte ich richtig gehört, aber... es war keiner meiner Freunde!




von Misery Micklewhite (17.01.2012):

„Sirius!“

Ich saß plötzlich kerzengerade in meinem Sessel, der Schweiß stand mir auf der Stirn. Vor lauter Warten war ich doch glatt eingeschlafen und hatte geträumt, ich würde erwischt werden. Doch die Stimme meines besten Freundes ließ mich aus dem Schlaf fahren.

„Sirius!“

James drängte sich durch das Gemenge, lief breit grinsend auf mich zu und begrüßte mich mit einem Handschlag.

„Alles klar? Hogwarts steht noch, wie ich sehe. Ich bin wirklich enttäuscht, Black!“

„Zum Glück, muss man sagen!“

Remus hatte auch zu uns gefunden und erntete die gleiche Begrüßung. Von Peter fehlte weiterhin jede Spur, was mich allerdings nicht allzu traurig machte.

Wie schon die anderen Gryffindors verfielen auch wir in einen Smalltalk und ich ließ mir von meinen beiden Freunden erzählen, wie sie die Ferien bei ihren Familien verbrachten. Ich hatte gar keine Gelegenheit in Wehmüdigkeit zu verfallen, denn schon platzte James mit der Frage heraus, welche ihm schon länger auf der Zunge gelegen zu haben schien.

„Und, was hast du so gemacht? Ich hoffe, du hast nachts nicht zu oft in dein Kissen geweint, weil dir dein bester Freund so gefehlt hat?“

Daraufhin erhielt er einen saftigen Stoß von meinem Ellenbogen, welchen er mit einer herausgestreckten Zunge konterte. Remus schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und setzte sich in einen freien Ohrensessel. James und ich taten es ihm gleich und ich beugte mich zu ihnen vor, ehe ich mit leiser Stimme zu sprechen begann:

„Also, passt auf: Ihr werdet es kaum glauben, aber ich habe tatsächlich einiges über die geheimen Gänge herausgefunden!“

„Wirklich?! Schieß los!“

„Pssst, James. Ich bin mir sicher, Sirius wollte das eben tun, richtig?“

„Richtig, Remus.“

Ich räusperte mich kurz und hängte noch eine kurze Kunstpause hintendran, um James etwas zu ärgern.

„Wie eben gesagt, habe ich die Standorte einiger herausgefunden und einen Teil davon auch schon überprüft. Zwei konnte ich schon abhaken, diese sind unpassierbar, aber die restlichen können wir auskundschaften.“

Mit diesen Worten griff ich in meine Hosentasche und holte das Pergament heraus, welches ich mit meinem Zauberstab antippte und leise den Zauberspruch murmelte, der die unsichtbare Tinte lesbar machte.

„Diese habe ich in Erfahrung gebracht.“

Meine Freunde beugten sich vor und blickten auf mein Geschriebenes.

„Wow, wo hast du das rausgefunden?“ Die Euphorie war James wirklich anzusehen.

„Tut mir leid, ich verrate meine Quellen nicht.“

„Ach komm schon, ich bin dein bester Freund!“

Gerade als ich zu kontern ansetzte, erklang eine Stimme genau neben unserer Sitzgruppe.

„Was habt ihr da?“




von Viella Vie (19.01.2012):

Peter war letztendlich doch noch angekommen und sah uns neugierig, wenn auch eingeschüchtert zugleich an.

Man sah uns allen dreien an, dass wir zögerten und abwägten, ob wir Peter in unser Wissen einweihen sollten oder nicht. Schließlich nahm sich Remus ein Herz:

„Wir haben eben über die Geheimgänge gesprochen. Können wir dir vertrauen?“

„A-a-a-ber natürlich, d-d-d-as wisst ihr doch.“

„Das will ich aber auch hoffen, denn wenn wir erwischt werden, bist auch du mit dran, Pettigrew. Vergiss das nicht!“

Anscheinend war James immer noch sauer darüber, dass sich Peter mit Malfoy eingelassen hatte, die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Kann ich fortfahren?“

Die drei nickten zustimmend.

„Gut, nachdem diese beiden wegfielen…“ Ich zeigte nochmal demonstrativ auf das Pergament. „… bleibt noch der Geheimgang durch den Buckel der Hexe im dritten Stock. Hier stehen wir aber vor der Aufgabe herauszufinden, mit welchem Zauberspruch sich dieser öffnet. Deshalb sollten wir uns vielleicht nochmal dem Geheimgang durch den Wandspiegel widmen. Dieser ist im vierten Stock und lässt sich mit einem versteckten Mechanismus öffnen…“

Ich ging mit ihnen alle Punkte durch und wir überlegten uns, wie wir am besten vorgingen.

„Oh nein, sagt bitte nicht, dass ihr schon wieder etwas ausheckt! Mehr Punktabzüge können wir uns wirklich nicht leisten!“

Wir waren so vertieft in unsere Planungen, dass wir gar nicht bemerkt hatten, wie sich Lily Evans uns genähert hatte. Eine Erklärung abwartend hatte sie ihre Hände in die Hüfte gestemmt und starrte uns vorwurfsvoll an.




von Misery Micklewhite (21.01.2012):

„Das verstehst du ganz falsch, Evans, wir grübeln über die Hausaufgabe von McGonagall.“

„Netter Versuch, Potter, aber die habt ihr schon vor den Ferien von mir abgeschrieben. Und ja, ich HABE es bemerkt.“

Daraufhin fiel uns keine weitere Ausrede mehr ein.

„Achm vergesst es, euch kann man keine Vernunft einreden! Ihr solltet euch schämen!“

Wütend rauschte Lily davon und ließ uns sprachlos zurück.

„Meint ihr, sie verpetzt uns?“, fragte schließlich Peter ängstlich und unterbrach damit die Stille.

„Wie denn, wir haben doch noch gar nichts angestellt.“

„Ja, noch nicht, James…“, lenkte ich ein und ließ die Schrift auf dem Pergament und anschließend das Pergament selbst wieder in meiner Hosentasche verschwinden.

„Ich würde vorschlagen, wir suchen uns für solche Besprechungen einen sicheren Ort, wo wir ungestört reden können.“

„Gute Idee, nur wo?“

Die Frage von Peter war berechtigt. Grübelnd verfielen wir wieder in Schweigen.

„Ein leeres Klassenzimmer?“

„Nicht sicher genug.“

„Im Kerker?“

„Zu viele Slytherins…“

„Wie wär’s mit der Eulerei? Da kommt nur selten einer rauf.“

„Nein, zu viel Eulendreck!“

„Warum bringst du nicht auch mal einen Vorschlag, James, bevor du all unsere schlecht machst?“, fragte Remus augenrollend.

„Mir fällt nichts ein, also lasse ich es lieber bleiben, ehe ich dumme Vorschläge mache“, entgegnete dieser.

Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen. „Wenn du dich nur immer daran halten würdest.“ Das schien auch die anderen – ausgenommen James – zu belustigen.

„Haha! Abgesehen davon kann ich mit leerem Magen nicht denken! Wir sollten uns auf den Weg zum Essen machen.“

Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen und wir setzen uns in Bewegung.




von Viella Vie (24.01.2012):

Frisch gestärkt und mit vollen Mägen, gingen wir wieder Richtung Gemeinschaftsraum, machten aber einen kleinen Umweg um den Schülermassen zu entgehen.

Ich blickte nochmal überprüfend über meine Schulter, um mich zu vergewissern, dass wir alleine im Korridor waren, ehe ich das vorherige Thema wieder aufgriff: „Wir brauchen einen Raum, den nur wir kennen, oder den niemand freiwillig betreten würde. Eventuell sollten wir hierfür sogar einen der
Geheimgänge nutzen.“

„Ja, aber wir wissen nicht, ob diese bei den Lehrern bekannt sind. Was ist, wenn wir in solch einem erwischt werden?“

Remus Einwand leuchtete ein, also standen wir wieder ganz am Anfang unseres Problems. Es war einfach zum Nifflermelken!

„Sagt mal, war die Tür schon immer hier?“

James war stehengeblieben und zeigte auf eine große, eiserne Tür, die nach oben hin spitz zulief. Auch wir anderen hatten gestoppt und starrten auf die mysteriöse Öffnung in der Wand.

„Nicht, dass ich wüsste… Es sieht jedenfalls nicht nach einem Klassenzimmer aus.“ Remus legte Zeigefinger und Daumen an sein Kinn, eine Geste die er des Öfteren beim Nachdenken machte.

„Das lässt sich leicht überprüfen!“ Ich schob mich an Remus und James vorbei und ging auf die Tür zu, die sich überraschend leicht öffnen ließ.

Dahinter erstreckte sich ein Raum, der auf den ersten Blick wie ein Gemeinschaftsraum wirkte. Neben vollen Bücherregalen, befanden sich einige Sitzgruppen aus gemütlich wirkenden Sesseln darin. Als ich über die Schwelle trat, entzündete sich ein Feuer im Kamin, was mich zusammenzucken ließ.

„Was zum..?!“ Nun war auch James an meiner Seite und starrte in das Zimmer.

„Nein, ich bin mir sicher, an DIESEN Raum könnte ich mich erinnern.“

Remus und Peter folgten uns und sobald der Letzte eingetreten war, verschwand der Eingang auf dieselbe Weise, wie er schon erschienen war.

„Ein Zauberraum!“, entwich es Remus erfreut. „Genau was wir brauchen!“




von Aschdar el Assil (24.01.2012):

Relativ schnell hatten wir raus, wie wir die Magie des Raumes benutzen konnten und verbrachten noch eine gute Stunde darin, ehe es höchste Zeit wurde zu gehen. Es war nicht mehr lange, bis die Lehrer die Gänge patrollieren würden.

Als wir den Gemeinschaftsraum betraten – nachdem wir uns minutenlang das neue Lied der fetten Dame anhören mussten, ehe sie uns einließ – war dieser schon fast leer. Die lange Anreise hatte anscheinend viele Schüler schon zu Bett gehen lassen.

Remus und Peter begaben sich ebenfalls sofort in den Schlafsaal, James und ich hingegen beschlossen, noch eine Runde Zauberschach zu spielen. Anschließend ging auch ich schlafen, James wollte noch etwas in seiner neuen Ausgabe von ‚Quidditch im Wandel der Zeiten’ lesen, welches er geschenkt bekommen hatte.

„Gute Nacht!“

„Nacht.“

Ich legte mich ins Bett und dachte über die Ereignisse der vergangenen Tage nach. Neben mir hörte ich Peter leise schnarchen und bemerkte, wie sich Remus unruhig im Schlaf hin und her bewegte.

Es war mir tatsächlich gelungen, James von dem Versuch abzubringen, Remus’ Geheimnis herauszufinden. Aber wie lange würde das so bleiben? Bis sie alle Geheimgänge durchforscht und jede Regel gebrochen hatten?

Seufzend drehte ich mich auf den Bauch und drückte mein Gesicht ins Kissen. Nach einiger Zeit war auch ich eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von Remus geweckt.

„Waff iff…?!“, murmelte ich verschlafen.

„Wo ist James?“

Ich setze mich auf und blickte auf das benachbarte Bett. Es war unberührt.




von Mathis Louis Lacro (28.01.2012):

Einen langen Moment starrte ich das unberührte Bett gegenüber dem meinen an. Die Vorhänge hingen noch genauso wie gestern Abend und die Decke war noch fein säuberlich hergerichtet. Nichts hatte sich verändert. Jede einzelne Falte sah noch genauso aus wie vor ein paar Stunden. Er schien den Schlafsaal nicht mal betreten zu haben. Sogar all seine Bücher lagen noch um das Bett verstreut. Schockiert und immer noch baff sah ich mich einen Moment lang um, bis ich wieder in die Augen von Remus blickte. Erst jetzt wurde mir das alles wirklich bewusst. Auch er sah sehr besorgt aus, also schwang ich mich aus meinem Bett.

Wir beide machten uns fertig, sodass wir nicht in Pyjamas das ganze Schloss auf den Kopf stellen würden. Unsanft weckte ich Peter, indem ich ihn praktisch aus seinem Bett warf. Dieser kleine, dicke Junge fing an, mir langsam auf die Nerven zu gehen. Bekam er überhaupt etwas mit? „Wir warten nicht auf dich, schau, dass du nachkommst.“ Wenn es um meinen besten Freund ging, kannte ich eben kein Pardon. Vor allem nicht mit Peter.

Remus und ich stürmten praktisch vom Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum, aber auch hier war keine Spur von James. Als nächstes steuerten wir die Große Halle an. Irgendwo musste er doch stecken!




von Misery Micklewhite (01.02.2012):

Doch auch hier war keine Spur von ihm. Ratlos sah ich Remus an.

War James etwa ohne uns losgezogen? Nein, das war nicht seine Art, so blöd es klingen mochte, aber zumindest mich hätte er mitgenommen.

Wir beschlossen, zurück zum Gemeinschaftsraum zu gehen und dort mit Peter auf James zu warten.

Oben angekommen, fiel mir etwas ins Auge, das ich zuvor nicht bemerkt hatte.

Ein aufgeschlagenes Buch lag auf dem Boden. Ich ging darauf zu, um es aufzuheben und wurde erst dann auf die Person aufmerksam, die im Sessel daneben saß. Ich schmunzelte. James war also während des Lesens eingeschlafen.

„Hey, wach auf!“

Nicht gerade sanft rüttelte ich an seiner Schulter und erntete eine Reaktion, die dem Geräusch eines brummenden Knallrümpfigen Kröters ähnelte.

„Nein Mum, ich ziehe Grandmas rosa Ringelsocken nicht an…!“

„James!“

„Ich bin wach!“

Als er sich ruckartig erhob, fiel die Decke ebenfalls zu Boden, in welcher er kurz zuvor noch eingewickelt war. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und die Brille hing schief auf seiner Nase.

„Woah… mir tun alle Knochen weh. Warum hast du mich nicht geweckt?“ Er rückte die Brille zurecht und streckte seine Arme aus um die Muskeln zu dehnen.

„Habe ich doch eben.“

„Doch nicht jetzt. Heute Nacht, als du mir die Decke gebracht hattest.“

„Decke?“

„Ja, die hier.“ Er hob das Textil auf und schwenkte es vor meinen Augen hin und her. „Als du gestern schlafen gingst, war die noch nicht hier.“

James hatte Recht, ich konnte mich auch nicht daran erinnern, aber genauso wenig, sie gebracht zu haben. Als ich ihm das mitteilte, zuckte er nur mit den Schultern.

„Hm… was soll’s, das war sicher ein Hauself.“

Diese Erklärung klang einleuchtend. Wir verschwendeten keine Zeit mehr und zogen uns an. Remus und Peter warteten bereits auf uns, um gemeinsam mit James und mir zum Frühstück zu gehen.




von Viella Vie (05.02.2012):

Die Große Halle war schon voller Leben. Wir setzten uns an den Gryffindortisch und beluden unsere Teller reichlich. Es gab Rührei, lecker!

Ehe ich mein Frühstück aber genießen konnte, versetzte mir James einen Stoß in die Seite. Ich musste nicht fragen, es reichte, seinem Blick zu folgen. Ein paar Plätze schräg gegenüber saß Lily Evans, welche mit finstrer Miene zu uns rüber blickte.

„Ist sie etwa immer noch sauer? Ich verstehe gar nicht warum!“

„Vermutlich wegen der Sache mit der abgeschriebenen Hausaufgabe?“ Remus Idee klang logisch. Ich wäre darüber sauer.

„Ach Quatsch, sie ist sicherlich immer noch enttäuscht darüber, dass ich ihr nichts zum Valentinstag geschenkt habe!“

„Wenn du dich da mal nicht wieder selbst überschätzt, James!“

Ich kannte ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, dass sein scheinbar selbstsicheres und cooles Auftreten nur überspielen sollte, dass es ihn in Wirklichkeit sehr irritierte, wenn nicht sogar störte, wie sich Lily ihm gegenüber verhielt.

„Pff…!“ James hatte erkannt, dass es keinen Sinn mehr machte, das Thema weiter zu vertiefen. Wir würden es wahrscheinlich nie verstehen. Mädchen.

Ich schlang meine beinahe kalten Rühreier hinunter, wir mussten uns beeilen, um nicht zu spät zur ersten Unterrichtsstunde zu kommen. Die meisten Schüler waren bereits gegangen, nur noch ein paar wenige waren geblieben, die vermutlich eine Freistunde hatten.

Im Stechschritt liefen wir zum Zauberkunstklassenzimmer und kamen gerade noch rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn dort an.

„Wurde aber auch Zeit, meine Herren! Setzen Sie sich!“

Professor Flitwick stand auf seinem Pult und ließ mit einem Schwenk seines Zauberstabs die Tür hinter uns ins Schloss fallen. Wir taten wie geheißen und bereiteten uns mental schon auf eine weitere, langweilige Stunde Zauberkunst vor – abgesehen von Remus natürlich – doch Flitwick ließ uns aufhorchen:

„Heute beschäftigen wir uns mit einem Zauber, der Verschossenes öffnet!“




von Misery Micklewhite (07.02.2012):

Zum ersten Mal überhaupt hatte er unsere volle Aufmerksamkeit. Wir tauschten heimlich vielsagende Blicke aus und versuchten nicht zu sehr zu grinsen.

Gespannt warteten wir, bis Professor Flitwick fortfuhr. Er strich sich durch seinen kaum vorhanden Bart und ließ seinen Blick durch das Klassenzimmer schweifen. Was sollte das? Er zögerte doch sonst auch keinen Augenblick, sein unglaubliches umfangreiches Wissen mit uns zu teilen. Ungeduldig klopfte ich mit den Fingern auf den Tisch.
„Wer kann mir einen solchen Zauber sagen?“

Wie erwartet schossen augenblicklich einige Hände in die Höhe. Ich verdrehte die Augen. Ravenclaws… Doch auch Lily hatte sich, wenn auch etwas zaghafter, gemeldet.

„Ja, Miss Evans?“

„Ich kenne den Zauber namens ‚Alohomora’, Professor!“

Erfreut klatschte Flitwick in die Hände.

„Ja, richtig! Sehr schön! Und wie ist die genaue Wirkung von ‚Alohomora’?“

Konnte er es nicht einfach sagen? Immer diese Fragerunden! Ich klopfte weiter, während die üblichen Verdächtigen sich beinahe ihre Arme ausrissen, um aufgerufen zu werden.

Ein sommersprossiger, etwas pummliger Hufflepuff, dessen Namen ich mir nie merken konnte – war es Neil oder doch Nathan? - wurde aufgerufen:

„Alohomora öffnet verschlossene Türen und Fenster, sofern sie nicht auf besondere Weise magisch verschlossen wurden.“

„Sehr gut, Mister O’Brian. Nun lasst uns das auch noch in der Praxis üben!“

Praxis! Das hörte sich doch schon viel besser an. Vorfreudig beobachtete ich Professor Flitwick dabei, wie er von seinem Pult hüpfte und zur Klassenzimmertür lief, welche er mit einem großen, sehr alt aussehenden Messingschlüssel zuschloss.

„Um den Zauber anzuwenden, müssen Sie mit Ihren Zauberstäben das zu öffnende Schloss antippen und deutlich ‚Alohomora’ sprechen. Betonen Sie die Vokale besonders.“

Kaum ausgesprochen schwang die Tür auch schon auf und gab den Weg nach außen wieder frei.

„Wer möchte es zuerst versuchen?“

Diesmal gehörten Remus, James und ich zu denjenigen, die sich blitzschnell meldeten. Das erstaunte nicht nur den Professor, der beinahe den Schlüssel fallen ließ.

„Mister Potter?“

Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck schlenderte James auf die wieder verschlossene Zimmertür zu und konnte es nicht lassen, den Mädchen in der ersten Reihe verschmitzt zuzuzwinkern. Ich seufzte. Er sollte sich lieber auf den Zauber konzentrieren und nicht darauf, irgendjemandem zu imponieren.

„AlOhOmOrA!“, sprach James und erzielte das gewünschte Ergebnis. Das Schloss war offen.

Flitwick verfiel wieder in Beifall und rief anschließend einen nach den anderen auf, damit jeder den Zauber üben konnte. Die Zeit verging wie im Flug und niemand bemerkte, dass die Stunde zu Ende war.

„Du liebe Güte, jetzt hätte ich doch beinahe überzogen!“

Aufgeregt scheuchte uns der Professor aus dem Raum und zu unserer nächsten Unterrichtsstunde. Ich hatte schon da das Gefühl, das würde noch ein langer Tag werden…

Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Die Stunden schleppten sich nur so dahin. Zu allem Übel wurden wir auch noch von Professor Slughorn dazu verdonnert, während der Mittagspause nachzusitzen. Peter hatte durch seine Unachtsamkeit einen Kessel zum explodieren gebracht und das gesamte Klassenzimmer triefte nur so vor grün-gelblichem Schleim. Da wir nun doch keine Unmenschen waren, halfen wir ihm dabei, alles wieder sauber zu schrubben. Damit war unser Vorhaben, den Buckel der Einäugigen Hexe zu öffnen, unfreiwillig auf den Nachmittag verschoben worden.

In Zaubereigeschichte nutzten wir die Zeit während eines stinklangweiligen Vortrags von Professor Binns um uns zu besprechen. Wir hatten die letzte Bankreihe für uns und konnten ungestört sprechen.

„Treffen wir uns am besten um halb vier vor der Statue“, schlug ich leise vor.

„So früh? Ich wollte eigentlich noch die Hausaufgabe für Zaubertränke machen…“

„Remus…“

„Na schön, halb vier.“

Wir hatten beschlossen, dass es unauffälliger wäre, wenn wir uns nicht gemeinsam dorthin auf den Weg machten.

Die restliche Stunde verbrachten James und ich mit schlafen, immerhin war es die Nacht zuvor schon sehr spät geworden. Wie gewohnt weckte uns Remus rechtzeitig vor Ende des Unterrichts auf und wir packten unsere Sachen zusammen. Diese brachten wir erst zurück in den Gemeinschaftsraum, ehe wir uns zum vereinbarten Treffpunkt aufmachten. James ging mit Peter, ich mit Remus.

So konnte ich die seltene Gelegenheit nutzen und ungestört mit ihm reden. Es dauerte nicht mehr lange bis zum nächsten Mondzyklus und ich machte mir langsam Sorgen um seinen Zustand. Er war sichtbar blass und aß kaum noch etwas.

„Alles in Ordnung mit dir?“

„Sehe ich so schlecht aus?“ Er versuchte zu lächeln.

„Immer noch besser als Potter, keine Angst. Versprich nur, dass du mir sagst, wenn du Hilfe brauchst.“

Remus nickte nur, denn wir waren bereits in Hörweite unserer beiden Freunde. Sie warteten vor der Statue der Einäugigen Hexe. James hatte sich lässig an die Wand gelehnt und die Arme vor sich verschränkt.

„Ist die Luft rein?“, vergewisserte er sich.

„Ja, niemand ist uns auf dem Weg begegnet.“

„Gut, uns auch nicht. Dann lasst uns loslegen!“




von Aschdar el Assil (11.02.2012)


Wir gruppierten uns um das Steinbildnis und ließen Remus den Zauber ausführen. Er räusperte sich leise, klopfte mit seinem Zauberstab auf den Buckel und sagte das notwendige Wort:

„Alohomora!“

Nichts geschah. Sichtlich nervös sah er sich zu uns um, doch wir konnten nur mit den Schultern zucken. Meiner Meinung nach hatte er den Zauber korrekt ausgesprochen, genau, wie wir es in Zauberkunst gelernt hatten.


„Chrm… chrm… Alohomora!“, versuchte er es nochmal, doch wieder ohne gewünschtem Effekt. Das konnte doch nicht sein!

„Was ist los? Warum passiert nichts?“, fragte Peter besorgt und sah in die Runde.

„Vielleicht habe ich es falsch betont.“ Remus war sichtlich geknickt. Er ließ den Kopf hängen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ich konnte kaum glauben, dass ihn das bisschen zaubern schon so sehr schwächte. Es hätte doch jemand von uns den Zauber sprechen sollen, um Remus zu schonen. Aber wenn ich das vorgeschlagen hätte, wären nur wieder zu viele Fragen aufgekommen. Das konnte ich nicht riskieren. Ich musste das Geheimnis meines Freundes schützen, bis er selbst entschied, Peter und James einzuweihen.

„Nein, du hast es vollkommen richtig gemacht.“ , versuchte ich Remus aufzumuntern und geriet anschließend ins Grübeln. Vielleicht benötigte es hierfür mehr Erfahrung im Zaubern. Vielleicht war es die falsche Statue und Sir Cadogan hatte sich geirrt. Oder vielleicht war der Geheimgang schon längst vernichtet worden. Aber das konnte alles nicht zutreffen.

„Es muss am Zauber selbst liegen!“, schlussfolgerte ich. „Was ist, wenn es ein ganz anderer ist?“

„Dann stehen wir wieder ganz am Anfang…“

Da traf James den Nagel auf den Kopf. Kaum schienen wir einen Schritt weiter in unserem Vorhaben zu sein, stellt sich letzten Endes doch heraus, dass wir falsch lagen. Ich seufzte. „Was nun?“ Diese Frage war an alle gerichtet, doch keinem schien so wirklich eine Idee einzufallen. Ratlosigkeit war auf unsere Gesichter geschrieben. Dazu kam noch eine gehörige Portion an Ernüchterung über das Scheitern unseres Versuches. Wenn das einem nicht die Laune verdirbt, was dann?

„Wir könnt-…“, doch weiter kam Remus nicht.

„Was haben wir denn da? Vier Gryffindors, die gehörig nach Dummheit stinken?“

Ruckartig fuhren wir herum. Was hatte ich eben noch gleich über Laune verderben gedacht? Vor uns stand Lucius Malfoy mit seinem Lakai Mulciber. Wir hatten die beiden nicht kommen hören und konnten von Glück reden, dass sie keine zwei Minuten früher zu uns gestoßen waren.

„Was macht ihr hier?“

„Wir stehen in einem Korridor im dritten Stock.“

„Spar dir solche Kommentare, Potter, das sehe ich auch! Fünf Punkte Abzug für diese freche Antwort!“

„Was?! Das darfst du nicht!“ Ich warf meinem bestem Freund einen Blick von der Seite zu. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und starrte wutentbrannt zum zwei Köpfe größeren Malfoy hinauf. Ich hoffte in diesem Moment, dass James seine Beherrschung nicht verlieren würde.

„Oh, ist dir etwa das hier entgangen?“ Hämisch grinsend zeigte der Slytherin auf seine linke Brust an der das Vertrauensschülerabzeichen seinen Umhang zierte. „Wenn mich nicht alles täuscht, und das tut es nicht, kann ich sehr wohl tadelhaftes Verhalten von Schülern angemessen bestrafen.“

„ A-A-Aber, wir haben nichts getan!“, piepste Peter kaum hörbar.

„Beweist doch das Gegenteil!“, mit triumphierendem Lächeln strich sich Malfoy durch die Haare und ließ uns keine Sekunde daran zweifeln, dass er im Vorteil war. Ich fragte mich immer wieder, wer diese Made zum Vertrauensschüler gewählt hatte. Mit Sicherheit steckten da Schmiergelder dahinter. Die Malfoys hatten schon immer sehr viel Einfluss in das Schulgeschehen, das hatte mir meine Mutter schon oft erzählt. Deshalb war sie auch so stolz darauf, dass ihre Nichte – meine Cousine – Narzissa mit dem Ekelpaket ging. Blabla…!

„Du mieser Schlei-…“

Ich wurde aus den Gedanken gerissen und erkannte sofort, dass ich etwas tun musste. James wollte sich doch tatsächlich mit den zwei Sechstklässlern anlegen und es brauchte einiges an Kraft, ihn zurück zu halten.

„Hört ihr das? Das sind weitere zehn Punkte, die aus eurem Punkteglas rieseln. Wirklich zu schade, aber wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe noch was Wichtiges zu tun!“

Mittlerweile brauchte ich schon die Hilfe von Remus, um James davon abzuhalten, etwas sehr Dummes zu tun. Mit finsteren Mienen sahen wir Malfoy und Mulciber nach, welche laut lachend davon stolzierten. Erst als sie in einen anderen Gang einbogen und aus unserer Sicht verschwanden, trauten wir uns, James los zu lassen.

„Ich fasse es nicht! So ein Arsch!“

James stieß Remus und mich von sich und versetzte der Wand hinter einen gehörigen Schlag. Ich legte eine Hand auf die Schulter meines besten Freundes und versuchte ihn zu beruhigen, sowie ihn davon abzuhalten, sich noch mehr zu verletzen.

„Lasst uns hier verschwinden.“, schlug Remus vor, der sich um den beinahe apathisch wirkenden Peter kümmerte.

Zurück im Gemeinschaftsraum suchten wir uns eine freie Sitzgruppe und ließen uns dort mies gelaunt nieder. Es war wirklich nicht unser Glückstag, eher im Gegenteil: Alles ging schief. Und es nahm längst kein Ende:

„Da steckt ihr!“ Lily stürmte auf uns zu, die Wangen gerötet und sichtlich sauer. Ich fragte mich, ob das ein Dauerzustand war.

„Gryffindor hat schon wieder 15 Punkte abgezogen bekommen und ich wette, das ist eure Schuld!“

Keiner von uns hatte Lust auf diese Konfrontation, das war klar, doch überraschender Weise, ergriff James das Wort: „Malfoy hat uns ohne Grund Punkte abgezogen.“

„Ohne Grund? Und das soll ich glauben?“

„Das ist deine Entscheidung, ich vertraue vollstens auf dein Urteilsvermögen, Evans.“

„Hmpf…“ Mit verschränkten Armen setzte sie sich zu uns. „Erst letzte Woche hat er Alice Hobbes Punkte abgezogen, weil sie ihn zu lange angestarrt hatte. Ich glaube er war neidisch auf ihre Frisur.“

Dafür erntete sie wahrlich überraschte und fragende Blicke.

„Was?“

„Ähm, nichts…“

Wir begannen über unsere eigenen, dummen Gesichter zu lachen und lästerten weiter über Malfoy und die Slytherins. Wie es aussah, war Lily Evans doch ganz umgänglich.




von Misery Micklewhite (12.02.2012)


Die nächsten Tage brachten ebenfalls keinen Fortschritt. Anscheinend hatten alle Lehrer beschlossen, dass wir zu viel Freizeit hatten und brummten uns deshalb doppelt so viele Hausaufgaben wie sonst auf. Dazu kam noch, dass wir zweimal zum Nachsitzen antreten mussten. Auf die genauen Gründe möchte ich aber nicht weiter eingehen. Es sei nur so viel gesagt: Filch hatte es verdient.
Wir legten unsere gesamten Hoffnungen somit auf das Wochenende, genauer gesagt den Samstag, an dem der Großteil der Schüler – und auch die meisten Lehrer – einen Ausflug nach Hogsmeade machten. Beste Voraussetzungen somit für einen zweiten Versuch.

Das einzige Problem, das aber weiterhin bestand, war die Tatsache, dass wir den Zauberspruch zum Öffnen der Statue immer noch nicht wussten. Doch auch hierfür fiel uns auch schnell eine Lösungsstrategie ein:

Wir schickten Remus los, da er von uns allen am unauffälligsten an Informationen kommen konnte. Er war schon immer ein sehr guter Schüler gewesen, es war also wenig verdächtig, wenn er nach gewissen Zaubern fragen würde.

So wartete er eines Nachmittags vor dem Klassenzimmer von Professor Flitwick, aus jenem in diesem Moment die Schüler der vierten Klasse strömten. James und ich mischten uns unauffällig unter diese und beobachteten Remus aus sicherer Entfernung, welcher den Professor abpassen sollte.
Leider bedeutete das auch, dass wir nicht mithören konnte, was die beiden sagten. Ich nahm mir vor, das Lippenlesen zu lernen.

Wenige Minuten später stieß Remus wieder zu uns und wir bewegten uns in Richtung des Zauberraumes.

„Und, was ist?!“, fragte James ungeduldig.

„Nicht jetzt, warte bis wir oben sind.“, stoppte Remus ihn sogleich.

Man merkte sofort, dass James das Lauftempo anzog und so eilten wir schweigend die Gänge entlang. Im siebten Stock angekommen, gingen wir vor der Wand dreimal auf und ab und warteten, bis die Tür zu unserem Geheimversteck wie aus dem Nichts erschien.

Schnell vergewisserten wir uns, dass Niemand in der Nähe war, der uns beobachtete und verschwanden hinter der Tür.

„So, was ist nun?!“

Es war wirklich nicht leicht, James den Wind aus den Segeln zu nehmen. Er ließ Remus kaum Zeit, Luft zu holen. Besorgt musterte ich meinen Freund. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn stehen und atmete schwer, wenn gleich er auch versuchte, dies zu kompensieren. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass er müde und erschöpft war. Kein Wunder, in zwei Tagen war Vollmond.

Remus setzte sich und begann uns zu berichten:

„Wie besprochen fragte ich Professor Flitwick genauer über ‚Alohomora’ aus und wann der Zauberspruch wirkte. Da er verzauberte Durchgänge nicht öffnen konnte, ist mein Verdacht also bestätigt, dass wir es mit dem falschen Zauber versucht hatten..“

„Ja, das wissen wir doch bereits!“

„James…“, ermahnte ich ihn. Peter saß nur still da und starrte an einen unsichtbaren Fleck an der Wand. Woran er wohl dachte?

„… ich fragte ihn also nach weiteren Zaubern, die eine ähnliche Wirkung haben. Leider gab es keinen weiteren, der Türen oder andere verschlossene Gegenstände öffnen könnte.“

Remus sah in unsere enttäuschten Gesichter und lächelte matt.

„Aber Prof. Flitwick hat mich auf eine Idee gebracht! Bei dem Buckel der Hexe handelt es sich ja nicht um eine Tür im eigentlichen Sinne, das heißt, wir müssen nach einem Zauber suchen, der versperrte Wege frei macht!“

Das klang einleuchtend. Ich überlegte, ob in meinem begrenzten Repertoire an Zaubersprüchen ein passender dabei wäre, doch leider war das nicht der Fall. Bei meinen Freunden schien das nicht anders zu sein. Wir mussten also wohl oder übel in der Bibliothek recherchieren. Ich hatte jetzt schon keine Lust darauf. Mir gab zudem zu Bedenken, dass wir das ohne die Hilfe von Remus schaffen mussten, da dieser höchstwahrscheinlich die nächsten Tage im ‚Krankenflügel’ verbringen würde.
Das bedeutete doppelte Arbeit für mich: Zum einen das Durchkämmen der Bücher, zum Anderen musste ich James davon abhalten, Remus hinterher zu spionieren. Ich seufzte schwer. Ein paar harte Tage standen mir bevor.




von Viella Vie (13.02.2012)

Am nächsten Tag – während James zum Quidditchtraining ging - setzten Remus und ich uns in den Zauberraum ab. Peter beauftragten wir damit, in der Bibliothek nach einem Buch über Quirlquappen zu suchen. Das würde ihn einige Zeit beschäftigen, ehe er merken würde, dass es diese überhaupt nicht gab. Das musste man Remus lassen, selbst im geschwächten Zustand, waren seine Einfälle brillant.

Um kein Risiko einzugehen, dass James Remus Geheimnis aufdeckte, brauten wir einen leichten Schlaftrank, dessen Rezeptur wir erst kurz zuvor in Zaubertränke gelernt hatten. Diesen wollten wir James und Peter unterjubeln, damit Remus unbemerkt in die Heulende Hütte gebracht werden konnte. So war jedenfalls der Plan. Es gestaltete sich schon schwierig genug, die Zutaten aus Slughorns Büro zu stehlen – wie wir das geschafft haben, bleibt ein Geheimnis - , aber das Brauen des Zaubertrankes, raubte uns fast den letzten Nerv. Nach zwei Misslungenen Anläufen – einmal lief ich kurze Zeit grün an, das andere Mal hörten meine Füße nicht mehr auf zu zucken – schafften wir es, den Trank korrekt her zu stellen.

Wir füllten das Ergebnis in kleine Fläschchen ab und versteckten diese in den Taschen unserer Mäntel. Die Zutaten, sowie die Kessel ließen wir in einem Regal verschwinden, so dass die anderen beiden keinen Verdacht schöpfen würden.

Ich sah auf die Uhr, wir hatten tatsächlich beinahe zwei Stunden verplempert. Das wurde eng, denn das Quidditchtraining müsste schon seit ein paar Minuten zuende sein. So schnell es ging, eilten wir in die Bibliothek um Peter von seiner hoffnungslosen Suche zu erlösen – wir sagten ihm, dass wir das Buch vorerst doch nicht mehr brauchten – und warteten vor der Großen Halle auf James.


„Und, wie lief das Training?“, fragte ich ihn nach einer kurzen Begrüßung.

„Sehr gut, ich habe nach nicht einmal zehn Minuten den Schnatz gefangen!“

Wir beglückwünschten ihn und ich klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

„Na dann hast du dir ja eine Stärkung verdient!“, sagte ich grinsend.

Wir schlugen uns die Bäuche voll und hörten uns weitere Erzählungen James’ an, was alles während des Trainings vorgefallen war. Ich nutzte den Moment, in dem die Aufmerksamkeit aller auf meinen besten Freund gerichtet war und stopfte ein paar Kürbistörtchen in meine Taschen. Da sowohl Peter als auch James bei einer solchen Leckerei nicht nein sagen konnten, waren diese bestens geeignet, um sie mit Schlaftrank zu versehen.

Nach dem Abendessen strömten wir zusammen mit den anderen Gryffindors zum Gemeinschaftsraum und verteilten uns dort auf die Sitzgruppen. Das heißt, Peter, James und ich. Remus teilte uns mit, dass er müde war und schon schlafen ginge. Da das in letzter Zeit öfter vorkam, registrierte James das nur mit einem Schulternzucken. Peter hingegen schien es gar nicht gehört zu haben.

Nach zwei Runden Koboldstein, holte ich die Törtchen aus der Tasche und achtete darauf, dass ich das Törtchen ohne Zaubertrank aß. Danach ging alles sehr schnell. Die beiden gähnten um die Wette und James schlug vor, schlafen zu gehen. Das war für mich das Zeichen, dass der Trank wirkte. James ging normal nie vor Mitternacht ins Bett. Wir begaben uns nach oben und ich wartete bis meine Freunde tief und fest schliefen.

Leises Schnarchen verriet mir, dass es nun sicher genug war und ich stand auf, um in James Sachen nach dem Tarnumhang seines Vaters zu suchen. Dieser war in der hölzernen Truhe am Fuße von James Bett, unter Bergen von Wäsche, Socken und Zeitschriften versteckt.

Anschließend schlich ich zu Remus’ um ihn zu wecken.

„Remus… psst, Remus! Wach auf, wir müssen los!“, flüsterte ich leise und sah mich dabei immer wieder vergewissernd um, ob einer der Jungs aufwachen würde. Glücklicherweise nicht. Stattdessen richtete sich Remus auf und rieb sich die roten Augen. Ich half ihm auf und legte den Tarnumhang um uns beide, so dass wir völlig darunter verschwanden.

„Auf geht’s!“




von Misery Micklewhite (14.02.2012)

Auf Zehenspitzen bahnten wir uns unseren Weg hinaus aus dem Schlafsaal und hinunter zum Gemeinschaftsraum. Dies war auch notwendig, denn trotz der fortgeschrittenen Stunde, waren noch vereinzelte ältere Gryffindors wach. Wir schlichen uns an ihnen vorbei und schafften es tatsächlich, unbemerkt durch das Portrait der fetten Dame zu schlüpfen. Niemand schenkte dem Eingang zu dieser Uhrzeit noch groß Beachtung, das war unser Glück!

Außerhalb des Gemeinschaftsraumes war das Vorankommen schon etwas leichter. Die Korridore und Gänge waren menschenleer, da sich kaum ein Schüler traute, die Regeln zu brechen. Mit Außnahme von uns.

Solange wir also jeglichen Krach vermieden, würde uns keiner entdecken. Denn wer vermutet schon, dass ein paar Erstklässler im Besitz eines Tarnumhangs waren? – Gab es überhaupt mehr davon? Oder war dies das einzige Exemplar? Das wäre wirklich mal interessant zu wissen…

Wir passierten ein großes Fenster, durch das der eben hinter den Wolken hervor gekommene Mond schien. Als dessen Licht uns berührte, zuckte Remus plötzlich neben mir zusammen. Ich blieb stehen und sah ihn besorgt an.
Schweiß stand ihm auf der Stirn und es schien, als würden all seine Muskeln beginnen zu krampfen.

„Remus?! Was ist los?!“, entwich es mir, als mein Freund neben mir zusammensackte. Schnell sah ich mich um, ob irgendjemand in der Nähe war, doch wir schienen allein zu sein. Außer Remus’ rasselndem Atem war auch nichts weiter zu hören. Ich kniete mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Stirn. Sie war brennend heiß. In diesem Moment schoss mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Ich richtete mich auf und sah aus dem Fenster, doch der Mond war wieder hinter einer dicken Wolkendecke verschwunden. Waren wir etwa zu spät dran? Würde er sich in einen Werwolf verwandeln? Jetzt? Hier im Schloss?!

Ich wusste nicht was ich tun sollte. Panik machte sich in mir breit. Alle Schüler und Lehrer müssten gewarnt werden und sich in Sicherheit bringen! Doch… das würde auch bedeuten, dass Remus’ Geheimnis preisgegeben werden würde! Man würde ihn als Gefahr für die Gesellschaft einstufen und die Eltern würden fordern, ihn von der Schule zu werfen…Obwohl die Sicherheit aller wichtig war, konnte ich doch auch nicht zulassen, einen meiner besten Freunde zu verlieren. Warum nur waren wir nicht früher aufgebrochen!

„…Es geht schon wieder…. Ich kann weiter gehen…“, krächzte Remus leise. Sein Blick verriet mir, dass er meinen Gedankengang erahnt hatte. „Das war nur ein leichter Schwächeanfall… kann schon mal vorkommen…“. Er stützte sich an Wand und Boden ab und erhob sich langsam. Ich half ihm dabei und achtete darauf, dass uns der Tarnumhang noch komplett bedeckte.

Den weiteren Weg musste ich ihn stützen, denn seine Knie waren immer noch etwas weich und hier und da knickte er leicht ein. Ich fragte mich, wie er das nur die Monate zuvor immer allein geschafft hatte. Es war bewundernswert, als auch mitleidserregend zugleich. Er war wirklich ein wahrhaftiger Gryffindor, der den Mut und die Kraft besaß, mit seinem Schicksal fertig zu werden und sich kaum etwas anmerken ließ. Sofern man ihn jedenfalls nicht so gut kannte, wie Peter, James und ich. Trotzdem schmerzte mich der Gedanke, dass er die nächsten vier Tage ganz allein verbringen musste. Eingesperrt in der alten Hütte am Hügel. Wenn ich ihm doch nur irgendwie mehr helfen könnte!

„Du hilfst mir schon genug, Sirius…“ Mal ehrlich? Konnte er Gedanken lesen?!

„Ich würde aber gerne noch mehr für dich tun.“

„Das ist nicht nötig. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen mit meiner Situation. Andere Werwölfe werden gebranntmarkt und aus der Gesellschaft verbannt. Ich habe die Möglichkeit ein norm- , na ja, ein fast normales Leben zu leben…“ Er lächelte leicht und hielt dann plötzlich inne.

Ich sah auch sofort die Ursache: Peeves schwebte am Ende des Ganges vor einer Wand auf und ab und beschmierte diese mit anzüglichen Parolen. Schritt für Schritt tasteten wir uns vor und konnten so unbemerkt an ihm vorbei schlüpfen. Als wir in den Korridor einbogen, in dem sich unter anderem der Krankenflügel befand, konnten wir noch immer sein lautes und gehässiges Kichern hören. Ich grinste in mich hinein, was würde Filch sich morgen darüber aufregen! Doch die Schadenfreude verging mir schnell wieder, als mir einfiel, dass Remus das gar nicht mit uns genießen konnte.

Wenige Meter vor der Tür zum Krankenflügel, trat Remus unter dem Tarnumhang hervor und ging die letzten Schritte ohne mich, ehe er sachte anklopfte. Ich blieb stehen und konnte beobachten, wie sich die Tür öffnete und die junge Krankenschwester, Miss Pomfrey, hinaus spähte.

„Da sind Sie ja, Mister Lupin! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Kommen Sie, kommen Sie! Wir dürfen keine Zeit verlieren!“

Sie holte sich noch einen Mantel und eilte dann zusammen mit Remus an mir vorbei, der mir noch einen flüchtigen und danksagenden Blick über die Schulter zuwarf, wo er glaubte, dass ich stand. Auch wenn er es nicht sehen konnte, nickte ich ihm zu und machte mich dann selbst auf den Rückweg. Es war auch für mich langsam Zeit, schlafen zu gehen…




von Viella Vie (15.02.2012)


Am nächsten Morgen erwachte ich ruckartig, als mir zwei Kopfkissen mit voller Wucht ins Gesicht geworfen wurden. Es war nicht schwer zu erraten, wer dafür verantwortlich war, denn James stand mit einem weiteren Kissen als Munition in der Hand vor meinem Bett. Ich setzte mich aufrecht und rieb mir den Sand aus den Augen. Draußen begann es gerade zu Dämmern.

„Wie spät ist es?“, fragte ich verschlafen und gähnte herzhaft. James sah auf seine Armbanduhr.

„Halb sechs.“

„Bitte was? Warum weckst du mich? Es ist noch viel zu früh!“ Ich war gerade dabei, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und mich wieder hinzulegen, als das dritte Kissen sein Ziel – meinen Kopf – fand.

„Lass das, James! Wieso bist du eigentlich schon wach?“

Er zuckte nur mit den Achseln. „Weiß nicht, ich fühl’ total ausgeschlafen und fit!“ Oh nein, der Schlaftrank! Mir wurde einiges klar. Der Trank wirkt dahingehend, dass derjenige, der diesen eingenommen hat in einen erholsamen Schlaf fällt, der genau so lange andauert, bis der Körper vollständig ausgeruht und wieder bei Kräften ist. Natürlich musste das bei James um halb sechs Uhr morgens sein!

Da ich wusste, dass es keinen Sinn machen würde, James zu ignorieren – geschweige denn, dass es geklappt hätte! – entschied ich, das einzig Richtige zu tun und aufzustehen. Ich streckte mich und dehnte meine Muskeln, während ich noch ein paar Mal ausgiebig gähnte. Mühsam hievte ich mich anschließend aus dem Bett und schlurfte zum gegenüberliegenden Waschbecken, wo ich mir kalte Wasser ins Gesicht klatschte.

James war bereits fertig angezogen und drängelte:

„Los, beeil dich ein bisschen, ich hab’ Hunger! Remus und Peter sind außerdem schon lange los, so wie es aussieht!“

Mist. Das hätte ich doch glatt vergessen! Ich musste mir noch eine gute Erklärung zurecht legen, warum Remus nicht in seinem Bett war und auch die nächsten Tage weg bleiben würde. Zum Glück verschaffte mir die Abwesenheit von Peter etwas Zeit, um nachzudenken. Ohne mich weiter stressen zu lassen zog ich meine Uniform an und schlüpfte während des Gehens in den Umhang.

Unten im Gemeinschaftsraum begrüßte uns ein ungewohnt aufgeweckter und fröhlich wirkender Peter:

„Guten Morgen! Ich wollte euch nicht wecken, also ging ich schon mal hier herunter. Ich hatte sowieso noch Hausaufgaben zu machen. Ihr könnt gerne abschreiben wenn ihr wollt?“

Trotzdem, dass wir ihn nicht immer sehr freundlich behandelten, war es dennoch erstaunlich, dass er immer noch um unsere Anerkennung bestrebt war. Er konnte mir fast leid tun. Um ihn also nicht allzu sehr zu verletzen, bedankte ich mich und sagte, ich würde später noch einmal darauf zurückkommen. Auch wenn das nicht der Wahrheit entsprach. Bevor ich die Hausaufgaben von Peter abschreibe, mache ich sie lieber selbst, das wäre die klügere Entscheidung.

„Wo ist Remus?“ Diese Frage hatte ich erwartet, doch sie war nicht an mich, sondern an Peter gerichtet.

„Keine Ahnung, sein Bett war schon leer, als ich aufgestanden bin.“

Ich biss mir auf die Lippe. Sollte ich etwas sagen oder den Unwissenden spielen? Es überkam mich ein ungutes Gefühl in der Magengegend, als ich daran dachte, meinen besten Freund zu belügen. Aber Remus war auch mein Freund und ich hatte ihm ein Versprechen gegeben. Wir sahen uns alle drei schweigend an, ehe mir die Stille zu viel wurde. Ich beschloss mit der Sprache rauszurücken. Zum größten Teil jedenfalls.

„Er ist im Krankenflügel…“

„Was? Warum? Woher weißt du das?!“

„Ich bin heute Nacht kurz aufgewacht und habe gesehen, wie er gerade sein Bett verlassen hat. Da hab’ ich natürlich nachgefragt, was los sei und er meinte, er fühle sich nicht wohl. Ich hab vorgeschlagen, ihn zum Krankenflügel zu bringen und na ja, das war’s.“

„Achso…ok.“ Er ließ es für’s Erste darauf beruhen, doch ich konnte klar den Zweifel in seinem Gesicht erkennen. Ich hatte so eine Ahnung, dass dieses Gespräch noch nicht beendet war und zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt werden würde.

„Hattest du nicht Hunger?“, versuchte ich das Thema zu wechseln. Bei diesem Stichwort klappte Peter sein Schulbuch zu, in das er eben noch die Nase gesteckt hatte und legte es zu seinen anderen Sachen vor sich auf den Tisch.

„Au ja! Lasst uns was essen gehen, mein Magen knurrt schon seit einer Stunde!“

Seit einer Stunde? Wann war er denn bitte aufgestanden? Dieser Schlaftrank muss wirklich gut gewirkt haben! Zum Glück hatten Remus und ich genügend Fläschchen abgefüllt und gut versteckt. So mussten wir uns bei den nächsten Malen schon mal keine Gedanken mehr darum machen. Aber noch musste ich die kommenden Tage überstehen und das würde keineswegs leicht werden.

Ich betete dafür, dass alles gut gehen würde.





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