Endlosgeschichte - Rita Kimmkorn interviewt die Graue Dame (Seite 2)

Das gestohlene Diadem - eine Geschichte von Rita Kimmkorn (Seite 2)

von Marli Becker (21.08.2011):

Rita Kimmkorn schien immer noch ein wenig verängstigt, denn die durchbohrenden Blicke des Blutigen Barons waren ihr nicht ganz geheuer.
Doch sie war so neugierig auf das Ende dieser geheimnisvollen Geschichte der Helena Ravenclaw, dass sie nicht umhin kam, die Graue Dame unwirsch zu unterbrechen, die gerade das Morgenmahl vor der Anreise der Hogwartsschüler schilderte.
„Nun, Blutiger Baron, wären Sie so freundlich und würden vielleicht weiter erzählen? Ich denke, ein Perspektivwechsel würde sich sehr gut verkaufen…“, Rita Kimmkorn sprach mit ihrer zuckersüßen Stimme, und während sie das tat, spürte sie, wie sie mutiger wurde und nun den Blutigen Baron herausfordernd angrinste. Das verärgerte natürlich Helena, obwohl verärgern vielleicht nicht ganz das richtige Wort war. Wohl eher hatte sie Angst.
Ja, Angst davor, wie der Blutige Baron, ihr früherer Geliebte, die Sache schildern würde.
Ob er wohl zu ihr halten würde, die Dinge verschönern würde? Oder erzählte er die Geschichte eiskalt, wie sie sich zugetragen hatte?
Anspannung lag in der Luft und alle waren auf die nächsten Worte des Blutigen Barons gespannt.
Kurz bevor er zu erzählen begann, richtete er seine Augen nun endlich auf Helena. Doch das, was sie sah, ließ sie erzittern.

„Also, dann erzähle ich weiter… gut, gut… dann lasst uns anfangen! Wie es sich herausstellte, waren wirklich alle zufrieden mit unserer Leistung als Professoren. Nicht nur die Schüler waren mit uns als Lehrer einverstanden, sondern auch fast das ganze Kollegium überschwemmte uns mit Komplimenten. Wie gesagt: fast. Rowena Ravenclaw missfiel es, dass sich ihre Tochter so einwandfrei einarbeitete und sie wurde, so ist es mir jedenfalls nach vielen Jahrzehnten klar geworden, neidisch auf ihre Tochter. Immerzu kamen mal hier, mal da herablassende Kommentare, die völlig unbegründet waren, doch Helena schwer zusetzten.
Unsere Beziehung litt unter dem Kältemantel, den sie um sich aufgebaut hatte und bald war auch meine Geduld aufgebraucht. Ich war wirklich vernarrt in Helena, doch als keine Gegenleistungen mehr kamen, verlor sich die Vernarrtheit und wurde von einer großen Distanz übernommen. Es ergab sich ein einziges Mal, dass Helena sich nochmals gegenüber mir öffnete und damals sagte sie, dass sie es nicht mehr ertragen würde und dass sie es ihrer Mutter einfach nicht mehr rechtmachen könnte. Sie wollte auch so klug sein wie sie. Ich war damals ziemlich überrascht, denn das war das erste Mal, dass ich in ihren Augen die Abscheu vor ihrer Mutter erkennen konnte und es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Es hatte sich etwas verändert. Nicht nur zwischen uns beiden, sondern auch an Helena selbst.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas geschehen würde. Ich wusste es, doch dagegen getan habe ich nichts.“ Der Baron unterbrach sich und schaute dann auf den Boden, um sich wieder zu sammeln. Noch nie hatte er darüber mit jemanden gesprochen. Es war ein bisschen, als könnte er hier und jetzt ein wenig von seiner Schuld, die er sich an der ganzen Sache gab, freisprechen. Dann schaute er Helena zu zurück und ihr in die Augen, dann fing er an, weiterzuerzählen.
„Ja, ich hätte wirklich etwas zu dieser Zeit ändern sollen, doch das wird mir nun erst so viele Jahre später klar. Aber jetzt ist es schon zu spät, um noch etwas wieder gut zumachen.
Rowena Ravenclaw war, im Gegensatz zu ihr, zu mir sehr schmeichelhaft und lobte mich noch mehr als alle anderen Kollegen. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass es mir manchmal sogar Röte in die Wangen zeichnete, wenn sie meinen Unterricht als taktvoll bezeichnete. Damals glaubte ich, dass sie ihre Worte ernst meinte, ohne jegliche Hintergedanken. Allerdings weiß ich nun, dass sie damit Helena nur noch geschickter erniedrigen wollte. Sie umwickelte mich mit ihrem Charme und schon bald verloren sich auch meine letzten Phantasien an Helena.
Doch eines Morgens wurde ich knallhart in die Realität zurückgeholt. Es war der Tag, an dem Helena spurlos verschwand. Sie hatte sich das genommen, von dem sie glaubte, dass es ihr zusteht. Sie hatte das berüchtigte Diadem von Rowena Ravenclaw entwendet und war damit geflohen. Ab da an wusste ich, wie sehr sie doch unter den Bemerkungen und dem Handeln ihrer Mutter litt. Auch dass sie es ernst gemeint hat, als sie sagte, dass sie eines Tages so intelligent sein würde, wie ihre Mutter. Das war sie nun wahrscheinlich wirklich, denn man sagte ja, dass das Diadem die eigene Intelligenz bis ins Maximale ausreizte.
Die nächste Zeit war sehr schlimm, denn Rowena Ravenclaw war außer sich.
Nicht, weil sie sich Sorgen um ihre Tochter machte, sondern weil sie sich Sorgen um das machte, was ihre Tochter mitgenommen hatte.
Es wurden in der nächsten Zeit sogar Flugblätter mit dem Fahndungsbild von Helena ausgehangen!
Ich versuchte, mir zunächst keine Schuld daran zu geben, dass es soweit gekommen war, wie es nun war. Doch mit der Zeit beschlichen mich immer mehr Zweifel. Zweifel an mir selbst und vor allem Zweifel an Rowena Ravenclaw. Doch das äußerte ich natürlich nicht, denn immer noch, nach allem, was mir klar geworden war, vergötterte ich Rowena Ravenclaw weiterhin. Sie war eine Autoritätsperson und hatte irgendwie die Mutterrolle in meinem Leben übernommen. Ich wollte nicht glauben, dass das alles nur aus Lügen bestand.
Rowena Ravenclaw war so sehr um Sorge um ihr Diadem, dass sie schwer krank wurde.
Tiefe Depressionen überschatteten ihr Antlitz und ließen sie kraftlos und müde wirken.
Ich war hin und her gerissen zwischen meiner Sorgen um Helena und der Wut, die ich auf sie hatte, weil sie ihrer Mutter so etwas angetan hatte.
Es kam, wie es kommen musste: eines Morgens habe ich Hogwarts verlassen, mit dem Versprechen, ich würde Helena und das Diadem finden. Es war die winzige Hoffnung in Rowenas Augen, die mir dazu verleitet hatte. Ich wollte nicht, dass diese Hoffnung auch noch in ihren Augen erlosch.
Ich brauchte lange, ja, sehr lange ehe ich Helena Ravenclaw wieder fand. Dabei hätte es mir doch von Anfang an klar sein müssen, dass sie so gerissen war und hierher zurückkehrte. Zurück nach Albanien.
Es erschütterte mich zutiefst, wie ich sie vorfand. Alleine, völlig verwahrlost, mit einer Besessenheit in den Augen, die ihr das Diadem anhaftete.
Ich schüttelte sie, schrie sie an. Ich tobte wie nie, denn ich wollte, dass sie zurückkehrte, es so wie früher wurde und sie ihrer Mutter verzieh.
Es machte mich wahnsinnig zu sehen, wie die beiden Ravenclaws zerbrachen. Warum, warum noch mal, mussten sie so verdammt stur sein?“ Wieder unterbrach der Baron sich und schaute nun Helena verzweifelt in die Augen.
Helena war wie versteinert, die ganze Geschichte, die ganzen Jahre die dazwischen lagen, doch immer noch war sie so präsent, als wäre sie gestern passiert.
Sie war nicht im Stande, etwas zu sagen, sie horchte nur dem Klang der gesprochenen Worte und fragte sich, ob der Horror nun ein Ende haben würde.
Der Baron setzte wieder an und erzählte nun zu Ende, was er begonnen hatte: „Es artete aus, meine Verzweiflung und ihre Sturheit arteten dazu aus, dass ich ein Messer aus meinem Gürtel zog und sie damit erstach. Meinen ganzen inneren Groll verfrachtete ich auf diese Tätigkeit: das Zustechen, bis das Blut nur so aus ihrem Körper heraus quoll und sie endlich wieder die Helena war, die ich kennen lernte und in die ich mich verliebt hatte. Lieblich und ohne Besessenheit.
Ich verweilte einen Moment in dieser träumerischen Haltung. Doch plötzlich erwachte ich und sah, was ich angerichtet hatte. Es war eine Überflutung meiner Gefühle, doch das stärkste Gefühl war die Angst. Angst, vor dem Ungewissen, vor dem nun Kommenden. Sie war auch der Auslöser dafür, dass ich mich selbst erstach. Zusammen starben wir, im schönen Albanien, nebeneinander, in den Wahnsinn getrieben, aus dem wir uns einfach nicht mehr retten konnten.“




von Leona Emmerson (1.12.2011):

Rita Kimmkorn hatte gespannt zugehört und erwachte wie aus einem Traum, als der Blutige Baron geendet hatte. Sie freute sich sofort über diese perfekte und zugleich tragische Geschichte, die bei ihren Lesern bestimmt gut ankommen würde. Sie dankte den beiden und verließ den Raum. Auf dem Gang wollte sie schon einfach nach draußen marschieren, bemerkte aber noch rechtzeitig, dass das wohl nicht so gut wäre und verwandelte sich wieder in einen Käfer. Auf dem Weg aus dem Schloss beschloss sie, noch eine Runde am See zu drehen, um den Bericht ihrer Flotten-Schreibe-Feder zu lesen und um nachzudenken, ob noch etwas Wichtiges fehle. Sie ging am Flussufer spazieren und las nebenbei den Text. Sie war grade mitten in der Geschichte, als ihr etwas auffiel. Sie blieb stehen und drehte sich entschlossen zum Schloss, um den Rückweg an zu treten, blieb aber erneut stehen und las sich die Stelle noch mal durch. Sie setzte sich wieder in Gang, um den Weg zum Schloss weiter zu führen. Sie musste wohl doch noch ein paar Fragen an die Geister von Hogwarts stellen. Sie verwandelte sich wieder einmal an diesem Tag in einen Käfer und machte sich auf den Weg in die Richtung, aus der sie eben gekommen war. Zum Glück waren wieder keine Schüler unterwegs, wie eben, als sie zum See gegangen war. Sie suchte den Raum von vorhin auf. Als sie kurz vor der Tür zum Raum angekommen war, hörte sie zwei Stimmen miteinander reden.




von Mathis Louis Lacro (12.12.2011):

Diese zwei Stimmen wurden langsam deutlicher. Das lag aber allein daran, dass die Tür einen winzigen Spalt offen stand und sie sich in ihrer Gestalt als Animagus dort hindurch krabbeln konnte. Auch als Käfer konnte sie sehen, wie Helena, die so genannte Graue Dame, den blutigen Baron kurz ansah und dann wieder wegblickte, fast so als ob sie sich schämen würde. Aber wahrscheinlich tat sie das sogar.

„Ich... hatte nicht gedacht... dass du deswegen gekommen bist. Nein, ich wusste, dass du nur wegen meiner Mutter gekommen warst, aber... ich dachte, du hättest mich ihretwegen auch erstochen, und nicht… ich wusste nicht, wusste bis heute nicht...“ Ihre Stimme schien zu zittern, sie wurde immer leiser, bis sie schon fast verebbte und nicht mehr hörbar war. „…dass ich wie besessen war, nein, dass ich es war.“ Doch sie konnte nicht zu Ende sprechen, da ihr der Baron schon wieder ins Wort fiel. „Ich konnte dir das alles bis heute nicht erzählen, da du mir nie zugehört hättest. Nie, du bist all die Zeit immer vor mir davongelaufen, und sobald ich dich angesehen habe, hast du den Blick abgewendet und ich wusste, dass ich dich nicht bedrängen durfte.“ Im Gegensatz zu ihrer Stimme war seine klar, vielleicht machte das seine Worte sogar ein wenig kalt und hart. Aber genau diese Worte waren die Wahrheit, und wenn er heute schon die Gelegenheit hatte, alles auszusprechen, würde er auch sicher nichts auslassen. Vor allem, nachdem er glaubte, dass diese Reporterin außer Reich- oder besser gesagt Hörweite war. „Sicher hast du die ganze Zeit geglaubt, dass ich dich aus meiner Wut heraus erstochen habe, um die Rache deiner Mutter auszuführen, aber so war es nicht. Nicht einen einzigen Moment lang, nachdem ich erkannt hatte, dass du von dem Diadem besessen warst.“

Helena nickte nur schwach. Ja, sie hatte die ganze Zeit in dem Gedanken gelebt, dass er sie wegen ihrer Mutter erstochen hatte. Sie erinnerte sich nur noch zu gut an das damalige Gespräch in Albanien, wie er sie hatte dazu drängen wollen, zurückzukommen, und vor allem das Diadem zurückzugeben. Es war die ganze Zeit nur um das Diadem gegangen, das wusste sie noch, aber manche Details waren davon überschattet, sodass ihr Gedächtnis vielleicht doch nicht so gut war, wie sie gedacht hatte, besser gesagt: es ihr nicht die ganze Wahrheit erzählte. Ihre Stimme war noch immer sehr leise, als sie wieder das Wort an ihn richtete: „Es... tut mir leid.“ Noch nie hatte sie sich für das, was sie damals getan hatte, entschuldigt. Sie hatte immer nur geschwiegen, war allen Fragen ausgewichen und hatte mit ihrer Scham und Schande gelebt. So gut gelebt, wie das eben als Geist ging. „Bitte, verzeih mir.“ Sie sah ihn nicht mehr an, und hätte sie noch Tränen vergießen können, würde sie das jetzt wohl tun. So aber mied sie seinen Blick, doch ihre ganze Haltung verriet ihre Gefühle, genauso wie der Klang ihre Stimme.

Wahrscheinlich rechnete sie gerade damit, dass er ihr Recht geben, dass er sagen würde, dass sie sich zu entschuldigen hatte, doch stattdessen schüttelte er nur den Kopf. Nein, auch er hatte Fehler gemacht, die er heute eingeräumt hatte, dass er sich genau wie alle anderen von ihrer Mutter hatte einwickeln lassen. Natürlich war diese eine großartige Frau gewesen, das würde er niemals bezweifeln, aber auch sie hatte ihre Schattenseiten gehabt, wie jeder andere auch. Vielleicht hatte sie sich sogar von ihrer eigenen Tochter bedroht gefühlt, weshalb das Ganze so hatte enden müssen. Natürlich hatte auch Rowena Schuld daran, eigentlich sie alle drei. Doch war es nicht richtig, einer Partei alleine die ganze Schuld aufzulasten. „Ich weiß, wie sehr du unter dem Druck, deiner Mutter eine gute Tochter zu sein und sie dabei auch noch stolz zu machen, gelitten hast. Vor allem da du ihren Erwartungen entsprechen wolltest, es musstest. Aber egal, wie sehr du dich bemüht hättest, du hättest es wohl nie geschafft. Keiner hätte das.“ Das war der Makel an der stolzen und starken Gründerin des Ravenclaw Hauses gewesen. Sie war stolz, zu stolz, und das war sozusagen ihre Sünde gewesen. Und ihre Strafe war ihr Tod. So wie es für jeden Menschen sein Ende war, denn niemand war rein oder makellos.

Der blutige Baron schwebte ein wenig von Helena weg, scheinbar zu einem der Fenster hin, um einen Blick nach draußen zu werfen. Wohl eine alte Gewohnheit. „Es wäre einfach nur schön, wenn du nicht mehr vor mir davonlaufen würdest.“ Seine Stimme war ein wenig hoffnungsvoll, denn er hatte sie doch geliebt. Dieser Tatsache war er sich seit ihrer Ermordung wieder bewusst. Auch wenn seine Gefühle für sie damals abgeflaut waren, waren sie dennoch immer da gewesen, nur überschattet vom Einfluss ihrer Mutter. „Ich hoffe du kannst mir 'das' irgendwann verzeihen.“




von Juergen Finke (27.12.2011):

All diese tragischen Wörter und deren Gefühle beeindruckten Rita Kimmkorn, noch immer getarnt als Käfer, überhaupt nicht. Sie war aber hocherfreut, diese ganze Wahrheit nun erfahren zu haben und merkte sich alles.
Der Blutige Baron drehte sich nun um und guckte Helena an.
Man sah, wie Helena mit sich selbst kämpfte und obwohl sie ein Geist war, waren ihre Gefühle so menschlich. "Es ist viel Zeit vergangen, sehr viel", sagte sie zu dem Blutigen Baron.
"Ich weiß. Und ich weiß auch, dass es ein Fehler war, aber jetzt darüber nachzudenken, was wäre wenn, hilft uns auch nicht weiter. Es ist leider nun so geschehen", antwortete er.
Sie nickte und wirkte noch immer tief ergriffen. "Ich habe viel darüber nachgedacht und ich denke, mit der Zeit kann ich dir verzeihen."
Der Blutige Baron konnte es selbst kaum fassen, all die Jahre hat er für diese Worte gekämpft.
Rita Kimmkorn verließ derweil das Zimmer unbemerkt durch den kleinen Spalt, krabbelte in ein Nebenzimmer, verwandelte sich in ihr wahres Ich und fing eifrig an, einen Artikel zu schreiben, der natürlich wie immer die Tatsachen verdrehte und ganz und gar nicht der Wahrheit entsprach.
Der Blutige Baron und Helena, davon nichts ahnend, wirkten zum ersten Mal glücklich und verließen zusammen den Raum als Freunde.
Und dies, so nahmen sie sich vor, solle nun für immer bestehen bleiben. Wenn ihre Liebe nun damals keine Chance hatte, sie beide mit dem Tod bestraft wurden und nun als Geister „lebten“, dann sollten jetzt die alten Sachen vergessen seien.
Auch die anderen Geister profitierten von der nun guten Laune des Blutigen Barons. Hatte er doch immer in starker Konkurrenz zu allen gestanden und sich stets als furchterregender Anführer aufgeplustert, grüßte er nun freundlichst jeden Geist und sprach auch einige Worte mit jedem, der wollte. Die übrigen Geister wirkten dadurch ebenfalls viel gelassener und glücklicher denn je, alles war perfekt.
Doch diese perfekte, glückliche und ausgelassene Stimmung, die nun herrschte, war nur eine vorübergehende. Keiner ahnte, dass Rita Kimmkorn von dieser ganzen Vergangenheit wusste und dass bald ein Artikel erscheinen würde, der die Gefühlswelt der Geister wieder aufmischen würde.
Es vergingen zwei Wochen, dann passierte es.
Es war ein Tag wie jeder andere auch. Die Stimmung war gut. Bis plötzlich die Post eintraf und die Schüler alle eine Extra-Ausgabe erhielten. Auf dem Titelblatt Helena und der Blutige Baron mit der Titelüberschrift "Die grausige Wahrheit: Schrecken und Mörder wüten in Hogwarts!“
Dies verursachte in ganz Hogwarts einen vollkommenen Stimmungswechsel, denn dieser Artikel sorgte nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei den Lehrern, die davon auch nichts gewusst hatten, für Angst und Panik.
Kurze Zeit später kamen die Geister wie gewohnt in die Große Halle und es wurde totenstill.
Alle fixierten zunächst den Blutigen Baron und guckten dann stillschweigend auf den Boden.
Die Geister verstanden zuerst nicht, sahen dann aber die große Anzahl an Zeitungsblättern auf den Tisch und warfen einen Blick darauf. Daraufhin kam es in der Großen Halle zu einem großen Eklat unter den Augen aller Schüler und Lehrer, die fassungslos zuguckten...




von Yunami Kotake (07.01.2012):

„H-Helena?“ Die Stimme des Blutigen Baron verlor seinen sonst so harten und bestimmenden Unterton, ja, er klang sogar verzweifelt. Fassungslos schwebten die beiden Geister über dem Steinboden, schienen wie angewurzelt zu sein und starrten in die vielen Gesichter der Schüler. Diese waren eine kurze Zeit ruhig, doch dann erhob sich ein großer, älterer Schüler vom Ravenclaw-Tisch und schrie in die Stille hinein: „Sie, Sie sind ein kaltblütiges, ekelhaftes Schwein!“
Der Schüler spuckte all seine Wut und seine Enttäuschung aus und war den Tränen nahe.
Nun löste sich die gespannte Stille. Einige Lehrer traten vor und näherten sich den Geistern, ein paar Mädchen aus Ravenclaw versuchten, ihren Mitschüler zu beruhigen und Helena entfernte sich einige Meter vom Blutigen Baron. Ein Murmeln ging durch die Tischreihen, immer mehr Schüler erhoben sich von ihren Plätzen, um eine bessere Sicht auf das Geschehen zu haben. Zeitungen rutschten von den Tischen, Kürbissaft wurde über die Tafeln verschüttet und bald erschütterte die schneidende Stimme des Direktors die große Halle: „Verlassen Sie auf der Stelle die Große Halle, Herr Baron!“
Ein Staunen belebte die Menge der Schüler und Lehrer, während sich der Hausgeist umdrehte und durch die Tür davon schwebte. Helena erkannte die tiefe Traurigkeit und Fassungslosigkeit im Gesicht ihres Freundes, und fühlte sich selbst elend. Mit einem Schluchzen folgte sie ihm aus der Halle heraus, doch als sie im Gang schwebte, war keine Spur mehr von ihm zu sehen. Sie hörte, wie der Schulleiter verzweifelt versuchte, die Schüler zu beruhigen, doch die Unruhe schwoll immer mehr an. Die Graue Dame rief nach dem Blutigen Baron und durchkämmte das ganze Schloss, doch für sie blieb er verschollen. Erst viele Stunden später, als sie die Suche schon aufgeben wollte, hörte sie ein Jammern aus einer kleinen, nahegelegenen Kammer...




von Mathis Louis Lacro (14.01.2012):

Es waren die Klagen des blutigen Barons. Nun wussten alle die Wahrheit über ihn und über sein Handeln. Genau deshalb war er nicht über das Interview begeistert gewesen und hatte nur das Nötigste an Informationen herausgegeben. Er hätte es wissen müssen, dass dieser Reporterin, dieser Rita Kimmkorn, nicht zu trauen war! Er war so ein Narr gewesen. Natürlich verurteilten nun alle sein Handeln und auch ihn. Aber ja, er hatte es ja verdient. Immerhin hatte er die getötet, die er doch so sehr geliebt hatte und noch immer liebte.

Dabei hatte er nicht bemerkt, wie diese Geliebte durch die Türen der Kammer geschwebt war, und nun ihm gegenüber stand. Sie hatte ihn also doch gefunden. Was war er nur für ein Narr gewesen zu glauben, dass sie ihn nicht finden würde. Sie hatte ihn gefunden, so wie er damals sie gefunden hatte.

„Ich habe mit dem Schulleiter gesprochen“, begann sie zu sprechen und man sah ihr an, dass es schwer für sie war, ihren Baron so leiden zu sehen. „Aber zuerst muss ich mich für das Verhalten eines Schülers meines Hauses bei dir entschuldigen.“ Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, welches aber noch nicht wirklich echt wirkte. „Ich möchte gerne die Gelegenheit haben, offen darüber zu sprechen. Also nicht in einer Zeitung, sondern zu den Schülern“, verbesserte sie gleich ihre Worte, damit er nicht denken würde, dass sie wieder so etwas Dummes, Naives eingehen würde. „Wenn sie es von mir erfahren, werden sie mir sicher Glauben schenken, mir und meinen Worten über dich.“ Dabei kam sie ihm ein wenig näher.

Er sah auf und versuchte ihren Blick zu deuten. „Ich weiß, dass du nicht so bist. Kalt und grausam, das bist nicht du. So warst du nie. Es tut mir leid. Ich hätte niemals so von dir denken sollen. Komm bitte mit mir, lass uns das alles richtigstellen. Sie sollen die unverfälschte Wahrheit erfahren. Von uns beiden.“ Dabei bot sie ihm nun ihre Hand an. Hoffentlich würde er sie ergreifen.




von Taylor Church (15.01.2012):

Ja, er ergriff sie (soweit es bei einem Geist möglich war). Die beiden perlweiß schimmernden Gestalten schwebten am verdutzten Fetten Mönch vorbei , während sie überlegten, jeder für sich, wie die Rede gestaltet sein sollte, wie sie überzeugend klingen würde, und vor allem wie sie anfangen wollten, denn es war sicherlich nicht einfach, eine große Menge an Schülern zum Zuhören zu bewegen! Eine kleine Weile dauerte es, bis sie die bronzen glänzende Tür, die ihren Glanz durch die Sonne bekam, erreichten.
Ungeduldig schwebte Helena in die Große Halle hinein - allerdings hatte sie vorher die Hand des Barons losgelassen. Dumbledore, der eine vergnügte Unterhaltung mit Professor Flitwick , dem Zauberkunstlehrer, führte, blickte überrascht und erstaunt zugleich auf. Helena schaute hinter sich und sah den Baron, wie er ihr heftige Anzeichen machte, sie solle endlich anfangen. So erzählte die graue Dame: „Liebe Schüler! Ich hoffe, ihr schenkt mir Gehör, denn das, was ich euch sagen möchte, ist sicherlich nicht all zu kurz! Nun denn, ihr habt sicherlich die Geschichten im Tagespropheten gelesen. Doch das, was Rita Kimmkorn geschrieben hat, ist eine Lüge!" Helenas Stimme zitterte heftig.
„Warum? Ich will die Wahrheit wissen!", forderte ein Schüler am Slytherintisch unverschämt.
„Nun es traf sich, dass meine Mutter, Rowena Ravenclaw, ein Diadem besaß. Der Baron hatte unter Umständen, die er sich selbst nicht erklären kann, vorgegeben, er würde das Diadem besitzen. So ging er zum Wohnort meiner Mutter und mir. Er wollte das Diadem stehlen, aber, liebe Schüler, hört zu! Ich stahl es und floh in einen Wald in Albanien. Meine Mutter, die natürlich alles erfahren hatte, wollte um jeden Preis ihr Diadem zurück. Sie suchte jemanden, der ihr vertrauenswürdig erschien, und der so lange nach mir suchte, bis er mich gefunden hatte! Dem Baron wurde diese Aufgabe zugeteilt. Natürlich fand er mich, und wollte mich wieder nach Hause bringen - doch ich wollte nicht! Ich weiß, es ist eine Unverschämtheit von mir! Der Baron wurde wütend, sehr wütend, sodass es bei diesem Zeitpunkt zu meinem Tode kam, doch ich blieb als Geist zurück. Da ergriff ihn eine unglaubliche Reue, sodass er selber nicht mehr leben wollte. Jedoch blieb auch er auf der Erde zurück. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, Rita Kimmkorn hat mit der Flotte-Schreibe-Feder geschrieben, und die bringt wirklich unverschämte, wahrheitsbetrügende Sätze hervor!" Die Graue Dame endete und ein lautes Tuscheln erhob sich in der Halle.
Danach war es wieder still. Es mochte unglaublich klingen, doch jedes Auge war mit Tränen gefüllt. Dumbledore ergriff nun das Wort: „Helena Ravenclaw! Wir glauben dir und glauben auch dem Baron, dass er weder kaltblütig noch arrogant sein mag. Es ist eine herzergreifende Geschichte, die viel mit Reue, Trauer, Arroganz und Liebe zu tun hat. Ich werde versprechen, sie um keinen Preis weiterzugeben und schon gar nicht an Rita Kimmkorn!" Ein großer, Beifall belebte die Halle. Sämtliche Schüler standen auf, auch die Lehrer klatschten. Haferschüsseln fielen auf den Boden und zerbrachen. Sämtliche Schüler weinten über diese emotionale Geschichte. Der Baron blieb nach wie vor steinern…




von Mathis Louis Lacro (17.01.2012):

Der Baron war einfach nicht dazu fähig, große Emotionen zu zeigen, vor allem nicht solche die mit Liebe oder Reue zu tun hatten. Dafür hatte er in den letzten Jahrhunderten einfach zu viel durchgemacht. Die Ablehnung Helenas, ihre Flucht und auch dass sie nie ein Wort miteinander gesprochen hatten.

Die Schüler applaudierten noch immer und natürlich wandten sich vor allem die Mädchen nun an Helena. Diese wollten alles Mögliche wissen, denn es war doch eine sehr romantische Geschichte. Die weiblichen Schüler des Ravenclaw-Hauses brüsteten sich natürlich damit, dass sie der Hausgeist von Ravenclaw war, und betonten natürlich die wundervolle Geschichte. Sicher würden sie diese noch oft in abendlichen Stunden wiederholen. Der Baron fragte sich, wie weit sie alle das wohl noch ausschmücken würden. Nein, eigentlich wollte er es gar nicht so genau wissen.

Wenn Helena noch könnte, wäre sie nun wohl rot geworden. Der Baron konnte sich die rötliche Färbung auf ihren Wangen sehr gut vorstellen. Aber stattdessen konnte man ihren schüchternen Blick sehen, wie sie betreten hin und her blickte. Sie war es nicht gewöhnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen und mit Fragen gelöchert zu werden. Immerhin war sie nie die gesprächigste Frau gewesen, nicht einmal als Geist. Seit damals hatte sie eigentlich nie wieder mit jemanden gesprochen, jedenfalls nicht soweit er es wusste. Sie war immer allen Fragen ausgewichen, vor allem denen nach dem Diadem. Aber die Schüler fragten nicht nach dem Schatz. Ihre Fragen gingen um sie und um den Baron. Sie spürte, dass sie sich wirklich dafür interessierten. Etwas, das sie mit einem wohligen und warmen Gefühl durchfluten ließ. Wenn diese Gefühle doch nur auch den Baron erreichen könnten. Wie schön es doch wäre, wenn sich dieser Wunsch erfüllen würde.

Der ganze Trubel wurde ihm nun ein wenig zu viel. Er schenkte Helena ein bedeutsames Nicken, sicher würde sie wissen, dass ihm das hier zu viel war. Sicher, er freute sich darüber, dass sie ihnen glaubten. Mit seiner distanzierten Miene zog er sich langsam zurück, doch er merkte, dass ihm jemand folgte. Es war der fast kopflose Nick, der jetzt scheinbar das Gespräch suchte. Wie immer hatte er eine strahlende Miene aufgesetzt.

„Ich freue mich für euch“, begann dieser sofort die Worte auszusprechen. Mit einem argwöhnischen Blick sah der Baron ihn an. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Er hatte eine Vermutung, doch er wollte sie nicht offenbaren. „Natürlich weißt du das. Eure Gefühle sind doch offensichtlich!“, lachte Nick sogleich, jedoch er erntete dafür nun einen gefährlichen Blick des blutigen Barons. „Pass auf, was du sagst!“ Seine Stimme sprach eine eindeutige Warnung aus, doch Nick lachte einfach nur wieder. Scheinbar machte ihm dieses Gespräch Spaß. Diese Ansprache hatte seinen Ruf als gefürchteten Baron zunichte gemacht. Irgendwie gefiel ihm das nicht, er wusste nicht, was er davon halten sollte.




von Xeni Hawk (19.01.2012):

Denn was wäre er, der Blutige Baron, wenn er nicht mehr blutig war! Wenn herauskäme dass er bloß aus Liebe gehandelt hatte, dann würde er eine Witzfigur unter den Geistern werden. Jeder würde von ihm denken, er sei ein hoffnungsloser Romantiker, er hätte es nicht verdient, der Hausgeist von Slytherin zu sein, wenn er den Tod einer anderen so sehr betrauert hatte, dass er sich selbst das Leben nahm.
Er würde den Rang als inoffizielles Oberhaupt der Geister von Hogwarts verlieren, keiner würde ihn mehr anerkennen oder sogar wegen seiner Taten fürchten.
Erst jetzt fiel ihm auf, wie der Fast-Kopflose-Nick ihn angesehen hat. Er wollte gar nicht daran denken, wie es werden würde, wenn Peeves davon erfuhr.
Doch der Gedanke war unumgänglich, denn als er um die nächste Ecke bog sah er es: Peeves‘ Werk.
Auf der gegenüberliegenden Seite waren überall am Boden rote Rosen verteilt worden und an der Wand prangte eine Zeichnung vom Blutigen Baron selbst, wie er sein Herz in der Hand hielt und sich unterwürfig Helena zu Füßen kniete.
Der Anblick war für ihn nicht zu ertragen, deswegen beeilte er sich, von dort wegzukommen und sich wieder in eine einsame Kammer zu verziehen.
Das Versprechen, das keines der Worte von Helena Rita Kimmkorns Ohr erreichen würde, war natürlich völlig umsonst gegeben worden, denn wer hätte bei ihrer herzergreifenden, Geisterleben zerstörenden Rede wohl den kleinen Maikäfer, der sich auf einem der Tische niedergelassen hatte, bemerken sollen? Die Antwort der Frage, war ja wohl klar – niemand. Und trotzdem war heute etwas anders gewesen, als sie dieser Geschichte lauschte. Aber sie konnte nicht sagen, was es war, oder sie wollte es sich nicht eingestehen. Denn sie, Rita Kimmkorn, hatte zum ersten Mal ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Aber ob es jetzt deswegen war, weil sie die Geschichte berührt hatte, was definitiv zu bezweifeln war, oder weil sie sich beobachtet fühlte? Es war unklar und ziemlich verwirrend, sogar für sie.




von Mathis Louis Lacro (21.01.2012):

Die Frau in der Gestalt eines Käfers krabbelte aufgeregt und nervös umher. Ihre kleinen Beinchen berührten dabei den kalten Stein des Mauerwerks von Hogwarts. Sie hatte wohl gerade das Ansehen eines Geistes zerstört. Und wenn schon? Wie viele Leben hatte sie schon aufgrund ihrer Sensationswut und ihrer immer behilflichen, flotten Schreibfeder zerstört? Unzählige. Wie oft hatte sie das schon gekümmert oder berührt? Kein einziges Mal. Also warum war sie nun so nervös und aufgebracht? Sie konnte es sich selbst nicht erklären. Ihre kleinen Käferflügel fingen an zu surren und sie erhob sich in die Luft. Bei so vielen rumlaufenden Mädchen würde sie an diesem Platz schnell entdeckt werden, das war viel zu riskant. Sie hatte einen neuen Platz auf einem der Balken erspäht und ließ sich dort nieder. Vielleicht sollte sie auch lieber gleich ganz verschwinden? Nein! Niemals! Rita Kimmkorn hatte sich noch nie eine gute Geschichte entgehen lassen. Also gab es auch gar keinen Grund, heute damit anzufangen.

Nachdem Peeves damit begonnen hatte, ein Lied über die Liebesgeschichte des Barons und der Grauen Dame zu trällern, machte sich Helena nun doch Gedanken. War diese Entscheidung wirklich die richtige gewesen? Sicher war es dem Baron unangenehm gewesen. Sie wusste doch, wie sehr er auf seine Stellung achtete! Außerdem war er der einzige, der Peeves zähmen konnte. Während Peeves gerade einen neuen Refrain zum Besten brachte, löste sie sich aus der Menge der aufgeregten Schülerinnen. Sie musste noch einmal mit ihm sprechen und sich bei ihm entschuldigen. Sonst würden sie sich nur wieder anschweigen.

Das musste sie einfach verhindern. Sie kam an dem Bild, das Peeves gemalt hatte, vorbei, zog eine ihrer beiden Augenbrauen in die Höhe, als sie es erblickte, doch ignorierte sie es gekonnt. Stattdessen schwebte sie unaufhaltsam weiter. Sicher hatte er sich wieder zurückgezogen. Der Zeitpunkt war gekommen, an dem beide endlich offen über ihre Gefühle zueinander sprechen mussten! Sonst würde sich so eine Gelegenheit nie wieder ergeben, vielleicht würde sonst alles sogar noch schlimmer werden als bisher.




von Xeni Hawk (24.01.2012):

Sie wusste genau, wo sie den Baron finden würde: in der Abstellkammer, wo sie geredet hatten, kurz bevor alles ans Licht kam. Auf dem Weg dorthin wurde sie immer wieder von allen möglichen Mädchen angesprochen und irgendwie gingen sie ihr so langsam auf die Nerven.
Deswegen beschloss Helena, einfach durch sämtliche Balken in der Nähe der Decke zu schweben, damit ihr niemand mehr in die Quere kam. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, spürte sie etwas, was es in dieser Entfernung zum Boden geben sollte. Es war das Gefühl jemand anders zu berühren, jemanden der kein Geist oder ein Tier war. Sie drehte sich um, damit sie sich vergewissern konnte, dass dort wirklich niemand war, aber sie erblickte niemanden, außer einem kleinen Maikäfer, der durch die Gegend krabbelte und auf der Suche nach Etwas war.
Aber Helena war es in diesem Moment herzlich egal, wie komisch sich dieser Käfer angefühlt hatte, sie wollte jetzt bloß mit dem Baron reden. Sie flog durch die Tür der Kammer und stand vor ihm, ihre Stimme war nun nicht mehr als ein Flüstern. „Hätte ich es besser nicht sagen sollen?“, fragte sie traurig.

Der Baron sah sie mitleidig und gequält an, er wollte diese Frage am liebsten nicht beantworten, denn egal was er sagen würde, es würde sie verletzen, mehr als er es jemals wollen würde. Stattdessen senkte er den Blick und murmelte etwas Unverständliches. Helena hob die Hand, fasste ihm sanft an die Wange und flüsterte, schon halb von Tränen erstickt: „Das habe ich mir schon gedacht.“
Sie wollte sich gerade zum Gehen umwenden, als der Baron sie sachte an der Schulter berührte: „Ich hoffe, du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe. Aber ich denke einfach, es wäre jetzt für alle Beteiligten am besten, wenn wir unsere Beziehung, oder was das ist, beenden, auch wenn ich es nicht gern tue. Aber ich muss, denn ich habe einen Ruf zu bewahren. Sicherlich hast du schon das Bild von Peeves gesehen, und in gewisser Weise hat er damit auch recht. Denn ich bin ein gefühlsloser, alter Geist, der sich selbst das Herz genommen hat. Und zwar zu dem Zeitpunkt, als ich dich getötet habe.“ Sein Blick war verletzlich, aber auf irgendeine Art und Weise auch kühl und abweisend und genau das war so verwirrend für Helena.
Wieso waren Männern immer nur andere Dinge wichtig, wie Blutrünstigkeit, oder ihre Ehre, und wieso konnten sie nicht zu ihren Gefühlen stehen? Oder wieso konnte es der Mann nicht, den sie liebt? Und ohne ein weiteres Wort ging sie und ließ den Baron allein in der Kammer zurück.




von Mathis Louis Lacro (28.01.2012):

Er hatte ihr erneut das Herz gebrochen. Ein Herz, das schon lange nicht mehr schlug. Wie konnte es überhaupt gebrochen werden? Warum konnte sie all diesen Schmerz überhaupt fühlen? Es war so grausam. Sie schwebte davon und zog sich zurück. Dabei ging sie allen aus dem Weg. Wie gut, dass es in Hogwarts genügend Plätze gab, die niemand kannte, oder die kaum von einem Schüler benutzt wurden. Schweigsam stand sie in einem der leeren, langen Flure. Ihr leerer Blick starrte dabei nach draußen, doch was auch immer sich bewegte, sie nahm nichts davon wahr. Sie musste diesen Verlust erneut verkraften. Konnte ein Herz noch einmal sterben? Im Moment fühlte es sich so an. Warum tat er ihr das an? Sie hatten doch über alles gesprochen, warum war ihm sein Ruf so viel wichtiger? Sie konnte es nicht verstehen. Aber sie musste es akzeptieren, sie konnte sich ihm nicht aufzwingen. Gefühle waren wirklich sonderbar. Man konnte sie nicht steuern und nicht erzwingen.

Der Baron wusste, was er ihr angetan hatte, weshalb er jetzt handeln musste. Er musste die Scherben des Traumes, den er hatte platzen lassen, aufräumen. Als erstes beseitigte er die Malereien von Peeves, allerdings nicht selbst. Er baute sich gefährlich und drohend vor ihm auf, sodass dieser es praktisch freiwillig selbst tat. Als ob er, der Blutige Baron himself, zu Lappen und Putzmittel greifen würde! Er durfte nicht schwach werden, musste bleiben, wie er immer gewesen war, um alles im Griff zu haben. Immerhin war er der einzige, vor dem Peeves wirklich Respekt hatte, abgesehen von der Schulleitung. Nachdem die Malereien fort waren, widmete er sich den Schülern.

Jeder Schüler und jede Schülerin, der oder die über die beiden sprach, wurde mit einem vernichteten Blick zur Verschwiegenheit verpflichtet. Nie wieder sollte darüber gesprochen werden. Helena durfte nicht weiter von ihnen belästigt werden, sonst würde diese Wunde niemals heilen können. Das war er ihr schuldig.




von Leona Emmerson (01.02.2012):

Er musste sich zusammenreißen, ihr nochmal ganz genau erklären, wie er es eben gemeint hatte. Er wollte sie nicht so verletzten, das war nicht seine Absicht gewesen. Nein, auf gar keinen Fall. Aber wo war sie jetzt? Wo solle er anfangen zu suchen? Sie kannte die geheimsten Orte. Es blieben ihm nur zwei Möglichkeiten. Erstens, warten, dass sie von selbst auftauchte, was aber wahrscheinlich zu lange dauern würde und er wollte sie ja sofort sprechen. Oder zweitens, sich auf die Suche nach Helena machen. Auf gut Glück. Er entschied sich, erst mal bis zum Mittag abzuwarten und sich dann auf die Suche nach ihr zu machen. Wo er dann anfangen würde, käme dann schon von selbst zustande und vielleicht war sie ja bis dahin auch schon wieder aufgetaucht.
Die Zeit des Wartens vertrieb er sich damit, nachzudenken, bei welchen versteckten Orten sie wohl sein könnte und wo er nachher anfangen solle. Er schwebte in die Große Halle, um da zu warten und sah die ersten Schüler eintrudeln. Er machte sich schon mal darauf gefasst, dass Helena nicht kommen würde. Als die Große Halle voll war und er Helena nirgends erblickte, machte er sich auf den Weg, sie zu finden. Zuerst raus aus der Halle und in den ersten Gang rein. Irgendwo musste sie ja schließlich sein. Er wollte gerne rufen, aber wenn ihn jemand hören würde, wäre das für seinen Ruf auch nicht gut. Dann hätte das alles nichts gebracht.

***

Währenddessen schwebte Helena den Gang entlang, sauer auf sich, weil sie es gesagt hatte, sauer auf den Baron, weil er nicht zu seiner Liebe stand und sauer auf diese Rita Kimmkorn, da sie und ihre Flotte-Schreibe-Feder ihr Geistleben vermiest hatten. Sie schwebte um eine Ecke und sah, während sie sich weiter fortbewegte, im Augenwinkel wieder den Käfer von eben. Diesmal hielt sie an, um ihn sich genauer anzuschauen. Er kam ihr bekannt vor, als ob sie ihn schon einmal gesehen hätte. Nur fiel ihr auf der Stelle nicht ein, woher. Sie versuchte sich zu erinnern und musste immer wieder an die Große Halle denken und was dort alles geschehen war und plötzlich wusste sie es. Die Große Halle. Dort hatte sie ihn auf dem Tisch sitzend gesehen, aber nicht weiter darüber nachgedacht, weil er dann auch nach oben zu einem Balken geflogen war. Auch dort hatte sie das Gefühl der Wiedererkennung, nur nicht so stark, da die Situation entsprechend war. Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Denn als sie und der Baron Rita Kimmkorn die Geschichte erzählt hatten und Kimmkorn aus dem Zimmer ging, konnte sie, da die Tür offen stand, sehen, wie Kimmkorn sich draußen auf dem Flur in einen Käfer dieser Art verwandelte. Helena zuckte zusammen, als sie jemanden hinter sich hörte. „Es tut mir Leid, Helena, wegen eben, was machst du hier eigentlich?“ Sie drehte sich schnell zu ihm um, aber ließ ihren Blick bei dem Käfer.




von Mathis Louis Lacro (05.02.2012):

Zuerst wusste sie gar nicht, was sie ihm jetzt antworten sollte. Selbst wenn sie den kleinen Käfer, oder besser gesagt diese Kimmkorn, jetzt überführen würde, konnte sie nichts ausrichten. Sie konnte sie nicht einfach festhalten, wie es ein Mensch könnte. Leider war das so ein Nachteil, wenn man als Geist weiter auf dieser Welt wanderte. Es war ihnen nicht vergönnt, Dinge zu berühren, oder Menschen. Sie fassten immer einfach durch sie hindurch, und ihnen wurde nur eiskalt. So eine Berührung war für einen Menschen wirklich nicht angenehm, und für sie auch nicht. Es erinnerte sie immer wieder daran, dass sie nicht mehr sterblich war. Deshalb ging sie den Schülern auch immer aus dem Weg, sie wollte nicht an alte Geschichten erinnert werden.

Sie bewegte sich nicht, sah ihn nicht mehr an. Sie wollte ihn auch eigentlich gar nicht sprechen, aber wahrscheinlich würde er jetzt gleich drauf los quasseln. Nur schwach schüttelte sie den Kopf, sah ihn dann für einen Moment lang traurig an. „Ich genieße nur die Aussicht.“ Ein schwaches Lächeln zierte ihr Gesicht. Sie sah in das verdutzte Gesicht des Barons, es klang für ihn wohl wie eine dumme Ausrede. Leider klang es wohl auch so, aber sie konnte ihm kaum sagen, was sie gerade entdeckt hatte. Wahrscheinlich dachte er gerade, dass sie ihn überhaupt nicht mehr sprechen wollte, und vielleicht hatte er sogar ein wenig Recht. Vor allem verstand sie aber nicht, warum er wieder zu ihr kam. Hatte er ihr nicht bereits gesagt, dass er sie nicht lieben konnte?

Das dachte er tatsächlich. Er sah ihren traurigen Blick, hörte ihre Worte, die nicht mehr waren als ein Flüstern. Ihre Stimme hatte immer schon so einen lieblichen Klang gehabt. Im ersten Moment wollte er ebenfalls nach draußen sehen, aber dann fiel ihm etwas auf. Ihr Blick war auf diesen kleinen Käfer gerichtet. Da sein Geist nicht von traurigen Gedanken und Gefühlen vernebelt war, erkannte er den Käfer sofort. Sein Blick traf ihren, und sie nickte nur schwach. Also trieb sich diese Frau immer noch hier rum! Eine Frechheit war das! Am liebsten wäre er sofort explodiert, doch Helenas Blick hielt ihn auf.




von Xeni Hawk (07.02.2012):

Helena bemerkte, dass dem Baron der Käfer ebenfalls sehr bekannt vorkam, als er gerade etwas sagen wollte, schnitt sie ihm das Wort ab uns sagte stattdessen: „Wenn du mir einen Gefallen tun möchtest rede am besten nicht mit mir, sonder schick mir einfach Peeves, ich muss mit ihm reden.“
Der Baron war beleidigt, doch er tat, was sie ihm sagte. Auf der Suche nach dem Poltergeist murmelte er leicht säuerlich vor sich hin: „Ach mit Peeves, dem achso lieben netten Spaßvogel will sie reden, aber nicht mit mir.“ Er wusste natürlich genau, wo sich dieser aufhielt. Als er ihn fand, bastelte dieser wieder an irgendeinem Streich für Hausmeister Filch. Peeves, der eine Vase in der Hand hielt, war sichtlich erschrocken über das Auftauchen des Barons, doch als dieser ihm befahl, zu Helena zu gehen, tat er genau das, was von ihm verlangt wurde, aber so mit ihm reden konnte eben nur der Blutige Baron.

Peeves erreichte Helena schon bald. Das Einzige, worüber er sich wunderte, war, warum der Baron nicht mitgekommen war, und warum die brave kleine Helena ausgerechnet mit ihm, dem Spaßvogel, reden wollte.

Helena sah Peeves an und sagte dann mit dem Hauch einer Hoffnung in der Stimmte: „Peeves, wie gerne gehst du auf Käferjagd?“ Dem Poltergeist fielen fast die Augen aus dem Kopf, was hatte sie ihn da gerade gefragt? „Hast du mich etwa wegen dieser komplett banalen Frage hierher geholt?“, schrie er sie an, aber sie lächelte bloß süffisant zurück. „Du hast mich ja noch nicht gefragt, welchen Käfer ich denn meine. Es könnte ziemlich aufregend werden, und du könntest jemanden für Monate außer Gefecht setzen, aber wenn du das nicht möchtest, muss ich mir wohl jemand anderes suchen.“ Er musste zugeben, sie war nicht umsonst die Tochter von Rowena Ravenclaw, schlau war sie ja alle mal, und durch diesen Satz hatte sie sein Interesse geweckt, und somit willigte er kurz darauf ein: „Na schön, du hast gewonnen, sag mir was ich tun soll, aber wehe ich werde nicht meinen Spaß daran haben.“ Gleich darauf antwortete sie ihm selbstgewinnend, „Ohh doch, glaub mir den wirst du haben. Also du musst …“




von Mathis Louis Lacro (11.02.2012)


Geschickt, und klug wie sie war würde sie ihm die Aufgabe natürlich nicht in Hörweiter des kleinen Krabbelkäfers nennen. Also lockte sie ihn ein wenig von dem grauen Steinsims weg, und flüsterte es ihm dann zu. „Pass jetzt ganz genau auf, Peeves. Ja?“ Dieser nickte sofort, man konnte die Spannung in seinen kleinen Augen regelrecht sehen. Kein einziges Wort würde ihm dabei entgegen, da war sie sich nun sicher. Sie lächelte ein wenig, und nickte dann. Um das Ganze noch ein wenig spannender für ihn zu machen, räusperte sie sich kurz. Sie wusste ja, wie gerne er so etwas hatte, und da sie seine Hilfe nun brauchen würde, tat sie das gerne. Ihre Stimme war immer noch sehr leise, sodass nur er sie hören konnte.

„Es geht um einen kleinen Käfer. Er ist sehr klein, sieht auch eigentlich mehr aus wie eine Wanze.“ Dabei beschrieb sie Ritas Animagusgestalt nun sehr genau, sie wusste, dass er seinen Spaß daran haben würde, genau diesen Käfer unter allen anderen zu finden. Nicht das Hogwarts ein Nest voller Käfer gewesen wäre, dennoch war das Schloss sehr groß. Auf jeden Fall brauchten sie im Normalfall keinen Kammerjäger. „Er ist grünlich, und benimmt sich eigentlich gar nicht so sehr wie ein Käfer.“

Peeves Augen schienen immer größer zu werden. Gleich würde er vor Spannung platzen. „Und er ist immer dort wo man sich einander anvertraut.“ Wieder lächelte sie ein wenig süffisant. „Wenn du ihn gefunden hast, dann beobachte ihn genau. Du wirst bald feststellen was für ein Käfer das ist. Ich möchte, dass du ihn verfolgst, und ihm eine Heidenangst einjagst, ja? Eine Belohnung wartet auf dich.“ Es folgte ein Nicken des kleinen Poltergeistes, und er rauschte ab. Sie wusste wie schnell er Rita finden würde.




von Misery Micklewhite (12.02.2012)

Und sie hatte nicht einmal so Unrecht; getrieben von der Aussicht auf eine Belohnung machte er sich akribisch auf sie Suche nach dem genannten Käfer. Helena war zufrieden, das würde sowohl die nervtötende Reporterin für einige Zeit von ihr fern halten, als auch den Poltergeist beschäftigen. Sie nutze die Gelegenheit und schwebte zu ihrem Lieblingsort im Schloss, den alten Ravenclawturm, welchen schon ihre Mutter zu ihren Lebzeiten bewohnt hatte. In dessen Turmspitze befand sich ein kleines Kämmerchen, das kaum einer der Schüler kannte und ihr somit den perfekten Rückzugsort stellte. Nur das kleine Lovegoodmädchen kam ab und zu vorbei um ihr Gesellschaft zu spenden. Eine recht angenehme Gesellschaft, denn im Gegensatz zu den meisten Menschen, fragte das Mädchen Helena nicht aus oder belästigte sie mit viel Gerede. Meistens setze sie sich einfach nur zu ihr und genoss mit ihr schweigend die Aussicht, die sich von dort oben bot.

Auch in diesem Moment ließ Helena ihren Blick über die Ländereien des Schlosses schweifen. Unter ihr erstreckte sich der verbotene Wald in seiner ganzen Vielfalt von Bäumen und wenn man genau hinsah, konnte man hier und da vereinzelte magische Wesen auf einer Lichtung oder am Waldrand erkennen. Das Wasser auf dem großen See schlug große Wellen. Ob das nun am kräftigen Wind, der über das Gelände fegte, oder an der Riesenkrake lag, konnte man nicht genau sagen. So sehr sich das Schloss und seine Bewohner darin geändert hatten, so hatte sich das Bild der Umgebung kein bisschen geändert. Immer wenn Helena hier oben saß, kam es ihr so vor, als wäre sie wieder eine junge Frau, die lebendig und voller Lebensfreude über die Wiesen von Hogwarts streifte. Es stimmte sie fröhlich, als auch traurig zugleich. Diese Zeit war vorbei, für immer. Ein Seufzer entfuhr Helenas Lippen und sie versuchte die aufkommende Melancholie zu verdrängen.

In der Zwischenzeit war Peeves Suche von Erfolg gekrönt. Auf einem Fenstersims in der alten Bibliothek hatte er einen Käfer entdeckt, der perfekt auf die Beschreibung der Grauen Dame passte. Zudem saß er auffallend nahe an einer Gruppe Mädchen, die sich zum Lernen zusammen gesetzt hatten, aber momentan eher mit Kichern und Schwätzen beschäftigt waren. Peeves kicherte leise in sich hinein und sah sich um. Er überlegte, wie er dem Käfer am besten einen Schrecken einjagen konnte. Da fiel ihm auf einem der nahestehenden Regale ein kleines Kästchen auf, das er sich auch gleich schnappte. Damit würde es gehen!

Er schwebte durch die Wand und machte sich bereit, sich dem Käfer von hinten zu nähern. Mit einem Lauten Kampschrei schoss er wieder aus der Wand hervor und stülpte das Kästchen über den Käfer. Er hatte ihn gefangen! Im gleichen Moment war die Gruppe von Mädchen von ihren Stühlen aufgesprungen und laut kreischend davon gelaufen. Was für ein toller Nebeneffekt! Peeves hielt die Kiste triumphierend in die Höhe und lachte hämisch.

„Geschafft, geschafft! Peeves hat es geschafft! Jetzt gibt es die Überraschung!“

Voller Freude hatte er begonnen das Kästchen zu schütteln und zu rütteln. Als ihm wieder einfiel, dass sich darin ein Lebewesen befand, hielt er sofort inne. Töten sollte er das Ungeziefer schließlich nicht.

Gerade als er sich auf den Weg machen wollte um Helena seine Beute zu erreichen, wurde er auch schon aufgehalten.

„Peeves! Peeves! Du kleiner, unnützer Widerling! Komm sofort her!“

Oh nein, Filch hatte ihn erwischt. Er wusste zwar nicht wobei, aber wenn Filch der Meinung war, dass der Poltergeist etwas angestellt hatte, kannte der Hausmeister kein Pardon.

„Wenn du nicht augenblicklich herunter kommst, gehe ich zu Professor Dumbledore und berichte ihm von deinen Schandtaten!“
Sieht so aus, als hätte Filch die Schmierereien in der Jungentoilette gefunden. Peeves überlegte noch ein paar Augenblicke, ob er einfach verschwinden, oder den Aufforderungen Folge leisten sollte. Er entschied sich für Zweiteres und schwebte langsam auf Filch zu.

„Was hast du da, du Nichtsnutz? Gib das her!“

Der Hausmeister riss Peeves das Kästchen aus den Händen und begutachtete es von allen Seiten.

„Ist das verzaubert?“, fragte er misstrauisch. Er erwartete vermutlich einen weiteren Streich des Geistes. Dieser schüttelte nur den Kopf und zog eine Schnute. Die Aussicht auf die Überraschung von Helena schien langsam aber sicher davon zu fliegen.

„Der Gegenstand ist konfisziert und wird der Schulleitung übergeben! Und jetzt hau ab hier!“

Filch scheuchte Peeves davon, der grummelnd und beleidigt abzog. Was keiner der beiden wusste, dass innerhalb des Kästchen ein kleiner, von Kopfschmerzen geplagte Käfer sich wünschte, wieder in seiner menschlichen Gestalt zu sein. Doch würde das für die nächste Zeit ein eher unmögliches Unterfangen werden. Oh, wie Rita diese Geister hasste!




von Viella Vie (13.02.2012)


Noch weiter über den Poltergeist schimpfend, stapfte Filch zu seinem Büro um das Holzkästchen seiner Sammlung an konfiszierten Gegenständen zuzuführen. In einem Schrank hatte er schon einige Schubladen voll mit Scherzartikeln und verzauberten Muggelartefakten. Doch zuvor wollte er sich die Kiste von einem Professor noch genauer ansehen lassen. Da er selbst der Magie nicht kundig war, konnte er nicht sagen, ob sie verzaubert oder gar verflucht war. Das Risiko, es einfach zu öffnen, war ihm zu hoch. Er stellte das Kästchen also auf seinen Schreibtisch und humpelte zum Lehrerzimmer.

Als das Wackeln und Rütteln aufhörte und plötzlich Stille eingetreten war, regte sich der kleine Käfer im inneren der Kiste wieder. Rita lauschte, doch konnte nichts mehr hören, so entschied sie, dass die Luft rein war, sich zurück zu verwandeln. Sie hoffte nur, dass sich der Gegenstand, in dem sie eingesperrt, auf einem stabilen Untergrund stand, der unter ihrem menschlichen Gewicht nicht zusammenkracht.

Langsam begann sie zu wachsen und befreite sich aus ihrem zeitweiligen Gefängnis. Zurück an der frischen Luft sah sie sich um. Sie saß auf einem alten Schreibtisch in einem kleinen, stickigem Büro. Alles in einem sah es hier genauso aus, wie in der kleinen Kiste, nur blieb das schreckliche Wackeln aus. Bei diesem Gedanken rieb sich Rita die Schläfen. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen und Übelkeit. Fluchend begab sie sich auf den Boden und wankte zur Tür. Sie war verschlossen.

„Das darf doch alles nicht wahr sein!“ Jammernd griff sie in die Innentasche ihres giftgrünen Kostüms und holte ihren Zauberstab hervor, den sie auf das Schloss der Tür richtete.

„Alohomora!“

Mit einem Klick sprang das Schloss auf und gab Rita den Weg nach draußen frei. Erleichternd ausatmend öffnete die Journalistin zunächst einen kleinen Spalt und lugte in den Gang. Niemand war zu sehen, also schlüpfte sie schnell hinaus und schloss die Tür hinter sich. Wieder in Freiheit beschloss sie erst einmal einen Spiegel aufzusuchen, denn eine innere Stimme sagte ihr, dass ihre Frisur grausam zerzaust aussehen musste!

Auf dem Weg zur nächsten Damentoilette – sie mochte diese Bezeichnung besser leiden, als Mädchenklo – kamen ihr Prof. McGonagall und der alte, stinkende Hausmeister entgegen.

„Miss Kimmkorn, wie schön Sie zu sehen, was verschlägt sie hier her?“, begrüßte die Professorin sie, doch Rita würdigte die beiden keines Blickes und stöckelte hoch erhobenen Hauptes an ihnen vorbei. Dabei war ihr das Grinsen der Lehrerin keinesfalls entgangen!

Filch öffnete die Tür zu seinem Büro und zeigte Professor McGonagall das verheißene Kästchen. Es lag noch immer auf dem gleichen Platz, auf dem er es zurückgelassen hatte.

„Hier, das ist es, Professor! Ich habe es Peeves abgenommen, ich bin sicher, es ist verhext oder verflucht!“

Stolz darüber, dass er vermutlich wieder eine Missetat verhindert hatte, überreichte er ihr die Kiste.

„Danke, Argus, ich werde sie mir ansehen.“, sagte die Professorin und drehte den Gegenstand hin und her, sodass sie ihn von allen Seiten begutachten konnte. „So wie das aussieht..“ Sie drehte es ein weiteres Mal, „… ist das ein ganz gewöhnliches Holzkästchen.“ Und mit diesen Worten öffnete sie es und offenbarte seinen Inhalt: Nichts.

„Aber…aber, sind Sie sicher, Professor?! Ich habe gesehen, wie Peeves es geschüttelt hat!“

„Sehen Sie doch selbst, Argus. Es ist leer!“

Professor McGonnagal hielt es ihm vor die Nase und überreichte es ihm dann.

„Wenn Sie mich entschuldigen, ich habe noch einiges zu tun!“

Damit verschwand sie aus der Tür und ließ einen ziemlich betröppelten Hausmeister in seinem Büro zurück, der immer noch ungläubig auf das leere Kästchen starrte.




von Misery Micklewhite (14.02.2012)


Rita war währenddessen resignierend auf dem Weg zurück nach Hogsmeade. Sie hatte beschlossen, sich vorerst zurück zu ziehen und eine neue Strategie zu entwickeln. Wer hätte auch gedacht, dass dieser Geist so klug war und den Poltergeist auf sie gehetzt hatte. Da sie durchschaut wurde, konnte Rita nicht mehr durch ihre Animagusgestalt versuchen, an wichtige Informationen zu kommen. Sie musste sich einen neuen Plan ausdenken, sonst konnte sie ihren Artikel vergessen. Kaum auszudenken, wie sie das ihrem Verleger beichten sollte! Das würde nicht nur ihren Job gefährden, sondern auch ihr journalistisches Ansehen und ihren guten Ruf!

Sie erreichte den Zauberort und steuerte Madam Puddifoots kleines Café an, um sich auf dem vorhergehenden Schrecken einen Kaffee zu gönnen. Sie betrat den Laden, grüßte die Besitzerin freundlich – man sollte sich immer seine besten Quellen warmhalten – und sicherte sich einen Platz am Fenster. Von dort aus konnte sie das rege Treiben auf den Straßen beobachten, während Rita auf ihren Pot Kaffee wartete. Sie holte ihren Notizblock und ihre flotte Schreibfeder aus ihrer Handtasche und überflog ihre kürzlich niedergeschriebenen Notizen, welche sie sich über Helena Ravenclaw gemacht hatte. Bisher war ganz guter Stoff zusammengekommen, doch noch reichte es bei weitem nicht aus um einen interessanten und skandalösen Artikel zu verfassen. Daran musste Rita dringend noch Arbeiten.

Die Reporterin ärgerte sich fürchterlich über den sturen Geist, der sich weigerte, sich weiter von ihr interviewen zu lassen. Es musste doch einen Weg geben, sie zum Reden zu bringen. Vielleicht half es ihr, wenn sie den Charakter Helenas genauer studierte, um herauszufinden, wie diese weich zu kochen wäre. Rita klopfte mit der Schreibfeder auf den Tisch und überlegte fieberhaft. Eventuell fruchtet es, wenn sie die übrigen Geister befragte, darunter befanden sich durchaus redseligere, als ihr eigentliches Ziel. Ja, das war auf jeden Fall einen Versuch wert!




von Viella Vie (15.02.2012)

Im Schloss hingegen, überlegte Peeves angestrengt, wie er trotz des
Verlustes des Kästchens und dessen Inhalt, dennoch an die Überraschung
der Grauen Dame kommen würde. Übellaunig schwebte er in einem Gang auf
und ab und beschimpfte jeden Schüler, der das große Los gezogen hatte
und an ihm vorbei musste. Es musste doch eine Möglichkeit geben, wieder
an die Kiste zu kommen, aber Filch bewachte seine beschlagnahmten
Gegenstände besonders gut, also wagte Peeves es nicht, in das Büro des
Hausmeisters einzubrechen. Er kratzte sich seinen immateriellen Kopf und
sah aus dem Fenster in den Innenhof des Schlosses. Da kam ihm eine Idee.
Er musste einfach nur einen neuen Käfer suchen, der auf die Beschreibung
passt, oder zumindest etwas.

Kichernd flog er durch das Fenster und machte sich auf die Suche nach
einem passenden Insekt. Erst suchte er im Innenhof in den Ritzen der
großen Sandsteine, ob sich dort ein Käfer versteckte, doch das gab er
schnell auf. Als nächstes suchte er den Boden ab, indem er so knapp wie
möglich darüber hinwegflog, aber außer vielen Ameisen und Spinnen, wurde
er auch dort nicht fündig. Peeves beschloss darauf, sein Glück auf der
großen Wiese vor dem Schloss zu suchen. Und tatsächlich fand er unter
einem großen Stein einen Käfer, der genau auf die Beschreibung Helenas
passte. Glucksend vor Freude fing Peeves den Käfer ein und schwebte
wieder zurück zum Schloss, um seine Errungenschaft zum Hausgeist der
Ravenclaws zu bringen.




von Mathis Louis Lacro (16.02.2012)

Eigentlich hatte sie ihn doch schon früher erwartet, sonst war Peeves immer schneller, wenn er wusste, dass es eine Belohnung gab. Genau deshalb hatte sie doch eine darauf angesetzt. Peeves war nicht gerade einer der Geister der etwas aus reiner Nächstenliebe tat. Dafür war er viel zu verspielt, und gemein. Hätte er einfach so eingewilligt hätte sie wohl Zweifel daran gehabt, dass er es überhaupt machen würde, oder den Verdacht, dass da mehr dahinter steckte. Doch als er frohlockend zu ihr in den Ravenclaw Turm kam, war sie ein wenig erleichtert. Sie lächelte ein wenig als sie ihn in Empfang nahm, und sich zu ihm umdrehte. Doch sollte diese Erleichterung nicht allzu lange andauern.

Peeves machte sich natürlich besonders wichtig, mit seinem Kästchen, und seiner Beute darin. Sie wusste ja nicht, dass der kleine, grüne Käfer darin ein armes Opfer war, dass mit der Sache nichts zu tun hatte. Mehrmals verbeugte er sich theatralisch, sodass seine Nase fast den Boden berührte. seine magere Brust streckte er besonders heraus, um zu zeigen was er vollbracht hatte. Fast so als ob er wie ein Held gefeiert werden müsste. Als er ihr das kleine, hölzerne Kästchen übergab, mit dem er den neuen Käfer gefangen hatte, sah er besonders stolz aus. Er grinste verschmitzt udn rieb sich kurz die Hände. Die Nase hatte er hoch erhoben, und dann stemmte er seine Hände in die Hüften, um seiner Wichtigkeit noch mehr Ausdruck zu verleihen. Wahrscheinlich erwartete er gleich einen Applause, doch sollte dieser ausbleiben.

Als sie das Kästchen öffnete, konnte sie sehen wie er einen Moment zögerte, wie er unsicher wurde. Er spähte durch einen Schlitz seiner Augen, und beobachtete sie genau. Ob sie darauf hereinfallen würde? Das fragte er sich wohl gerade. Sie hatte ein verdammt gutes Gespür dafür wenn sie jemand anlog, oder sich seiner Sache nicht sicher war. Peeves war das alles nicht, sie hatte gleich gemerkt, dass es keine wahre Freude oder Stolz war. Wahrscheinlich wollte er nur die Belohnung abkassieren, aber das würde sie ihm nicht einfach so durchgehen lassen.

Das Kästchen hatte sich mit einem kleinen Klicken geöffnet, und sie sah hinein. Der arme Käfer lag auf seinem Rücken, und versuchte wieder hoch zu kommen. Seine kleinen Krabbelbeine waren von allen Seiten gestreckt, und ruderten wie wild herum. Sie schüttelte nur schwach den Kopf, ließ den kleinen Käfer auf dem Fenstersims frei, welcher dann sofort davon flog nachdem er sich orientiert hatte. Einen Moment lang sah sie ihm dann noch hinterher.

„Das war der falsche Käfer.“ Ihre Worte waren klar und deutlich, und der Poltergeist wusste, dass sie es ernst meinte, und so nichts zu holen war. Er machte ein beleidigtes Gesicht. Langsam drehte sie sich wieder zu ihm um, doch sah sie nicht wütend aus, wie er erwartet hatte.

„Aber Filch hat ihn mir weggenommen.“ Sein Erklärungsversuch klang ehrlich, und sie wusste das Peeves zwar gerne mal unlautere Mittel einsetzte um an sein Ziel zu kommen, aber sicher würde sie ihn nicht einfach so betrügen.




von Misery Micklewhite (17.02.2012)

Helena seufzte und schüttelte leicht den Kopf. „Filch hat ihn dir also weggenommen?“, fragte sie Peeves, der beschämt den Kopf gesenkt hatte. Dass das nur ein Schauspiel war und der Poltergeist so nur ihr Mitleid ergaunern wollte, war Helena durchaus bewusst. Vermutlich hoffte er darauf, dennoch seine Belohnung zu bekommen, auch wenn er die Aufgabe nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit erledigt hatte. Zwar hatte er ihr nicht diese nervige Reporterin Rita Kimmkorn in ihrer animalischen Gestalt gebracht, aber dennoch dafür gesorgt, dass Helena, wenn auch nur über kurze Dauer, etwas Ruhe von ihr hatte. Zudem wird Kimmkorn vermutlich in nächster Zeit absehen, ihr hinterher zu spionieren. Jedenfalls hoffte Helena das.

Da kam ihr die rettende Idee. Sie setzte ein sanftes Lächeln auf und bat Peeves, sie anzusehen. „So, da du nun die Mühen auf dich genommen hast, sollte ich mich bei dir bedanken und entsprechend entlohnen.“ Sofort begannen die Augen des Poltergeistes zu glänzen und Vorfreude spiegelte sich auf seinem sonst so fies dreinblickendem Gesicht. „Wirklich, wirklich, wirklich?!“ Manchmal konnte er wie ein kleines Kind sein.

„Ja, ich erhebe dich hiermit in den Ehrenstand des Beauftragten gegen Spionage!“ Peeves runzelte die Stirn. „Beauftragten gegen Spionage? Was ist das?“ Helena hatte seine Neugier geweckt. „Als Träger dieses Amtes bist du zuständig, dafür zu sorgen, dass niemand mich oder die anderen Geister ausspioniert oder gar über meine Vergangenheit ausfragt. Das ist von höchster Wichtigkeit! Oh.. und Filch darf davon nichts erfahren.“ Sie wusste, dass sie auf Peeves Unterstützung zählen konnte, wenn sie ihm das Gefühl gab, etwas Wichtiges und vor allem Verbotenes zu tun. Helena hatte ihr Ziel erreicht.





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