Endlosgeschichte - Rita Kimmkorn interviewt die Graue Dame (Seite 1)

Das gestohlene Diadem - eine Geschichte von Rita Kimmkorn (Seite 1)

von Amelia Pond (März 2011):

Rita Kimmkorn war immer auf der Jagd nach einer guten Geschichte, die den Leser fesseln würde, wie selten etwas anderes. Und wie jeder Journalist wusste, schrieb die beste Geschichte immer noch das Leben. Doch nach so namenhaften Persönlichkeiten wie Albus Dumbledore, Severus Snape und Harry Potter gingen ihr langsam die Personen aus, ohne immer über das gleiche zu schreiben. Es war an der Zeit, sich neue Lebensgeschichten zu suchen, am besten welche, über die es kaum noch Zeugnisse gab, denn Ritas Fantasie war mindestens ebenso unerschöpflich wie die Tinte ihrer Flotte-Schreibe-Feder.

Es hatte nicht lange gedauert und sie fand jemanden, dessen Geschichte so tragisch, voller Neid und Missgunst und so voller inbrünstiger Liebe war, wie kaum eine zweite. Es gab nur zwei klitzekleine Probleme: Erstens war besagte Person auf Hogwarts und weigerte sich, ihr sicheres Eiland zu verlassen und zweitens würde Rita kaum sehr viel Zeit in Hogwarts verbringen dürfen, denn die Schulleiterin, Minerva McGonagall, war ihr nicht gerade freundschaftlich gestimmt. Warum, das konnte Rita auch nicht verstehen.

Doch zum Glück hatte sie ein Geheimnis, das ihr Zugang zum Schloss verschaffen würde, ohne großartig um die Erlaubnis dazu zu fragen. Als Wanze gelangte sie auf dem Umhang eines Slytherinmädchens in das Schloss, wo sie sich auf den Boden fallen ließ und schleunigst in Sicherheit vor den aberhunderten Füßen krabbelte. Erst bei Anbruch der Nacht kam sie aus ihrem Versteck und wanderte durch die Gänge, auf der Suche nach dem Hausgeist von Ravenclaw. Der Gründerin eigene Tochter, Helena Ravenclaw.

Eigentlich war es eine Suche nach der bekannten Nadel im Heuhaufen. Helena Ravenclaw war schon immer ein sehr scheuer Geist gewesen und Rita selbst hatte sie nur ein Mal zu Gesicht bekommen: In der fünften Klasse, als sie mit Alfred Burton in einem leeren Klassenzimmer rumgeknutscht hat und von ihr ermahnt wurde, dass so etwas sehr böse ausgehen kann. Was genau Helena damit gemeint hatte, war der damals sechzehnjährigen herzlich egal gewesen.

Rita schloss gerade die Tür zum schon bestimmt zweitausendfünfhundertachtundsiebzigsten Klassenzimmer und bekam ihren Unmut über das Verbleiben der Grauen Dame vor allem in ihren schmerzenden Füßen zu spüren.

Gerade, als sie jedoch den Kopf wandte und den Korridor zurückschaute, hörte sie das Räuspern einer eiskalten Stimme, die für einen Augenblick ihr Herz am Rocksaum vorbei zu den Kniekehlen rutschen ließ. Doch sie fing sich wieder, straffte die Schultern und setzte ihr Rita-Kimmkorn-fliegende-Reporterin-zur-Stelle-Lächeln auf und drehte sich um, um ihrem Entdecker entgegenzutreten.

»Oh«, sagte sie nur, als sie in das Gesicht der Frau blickte, die sie den ganzen Abend gesucht hatte. Helena Ravenclaw. Schnell fing Rita sich wieder und lief auf die junge Frau zu, einen Arm ausgestreckt und drauf und dran dem Geist die Hand zu schütteln und sich vorzustellen. Doch als Helena sie weiterhin missbilligend anblickte, verzichtete sie auf diese Ehre.

»Mein Name ist Rita Kimmkorn«, sagte sie stattdessen und zeigte ihre strahlenden Zähne. »Ich bin hier, um Sie groß rauszubringen. Sie und ihre tragische Geschichte! Eine Geschichte, so voller Leid und Leidenschaft, Neid, Hass und...«

»Was wollen Sie hier?«, unterbrach Helena sie. »Sie sind keine Lehrerin und etwas zu alt, um Schülerin zu sein.«

»Nun«, lächelte Rita und zupfte an ihrer Lockenpracht. »Wie ich bereits sagte, ich bin hier, um Ihre Geschichte aufzuschreiben. Ich bin Journalistin und bin auf Ihre überaus interessante Lebensgeschichte aufmerksam geworden...«

»Nein, danke. Ich habe kein Interesse.« Helena wandte sich um und wollte dem Ort entschweben, doch Rita rief sie zurück. Eine Augenbraue erhoben, wandte sich die Frau wieder um.

»Ich versichere Ihnen, sie werden gut bezahlt werden«, sagte Rita, doch hätte sich im gleichen Augenblick auf die Zunge beißen können. Was sollte ein Geist schon mit Galleonen anfangen?

Helena lachte nur trocken auf und wandte sich wieder um. »Es gibt nichts, was Sie mir bieten könnten.«

»Auch nicht Ihr Anrecht auf eine Richtigstellung der Ereignisse? Oder wollen Sie für immer mit dem Wissen leben, dass die Mehrheit der Zauberergemeinschaft von der Tochter einer der Großen Vier denkt, sie habe aus Habgier und Neid gestohlen? Was für eine Beschämung, was für eine Schande muss das wohl sein?« Rita blickte auf ihre Fingernägel im Mondlicht, das durch die hohen Fenster fiel. Sie wusste, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte, als Helena sich erneut umdrehte und wütend auf Rita zuschwebte.

»Wer erzählt so eine Abscheulichkeit?«, echauffierte sie sich und ballte ihre Hände zu Fäusten.

»Nun, eine Journalistin wie ich gibt ihre Informationsquellen nur ungern an Dritte weiter«, lächelte Rita. »Doch wenn Sie mir kein Interview geben wollen, geht das auch in Ordnung. Ich bin mir sicher, der Blutige Baron wäre nur zu gern bereit, seine Sicht der Dinge zu schildern...«

»Der Blutige Baron?« Helena schrie fast, ein schriller und unangenehmer Ton, sodass Rita erschrocken die Hände an die Ohren hob. »Meinetwegen, ich erzähle Ihnen meine Geschichte«, sagte Helena, immer noch wütend. »Aber nicht hier. Kommen Sie... hier herein.«

Helena führte Rita in ein leeres Klassenzimmer, in dem nicht sonderlich viel Mondlicht durch die Fenster drang. Leise Schloss Rita die Tür, nahm sich Pergament und eine Feder aus dem Regal an der Wand, sowie einen Stuhl und setzte sich Helena gegenüber, die mehr über ihrem Stuhl schwebte, als wirklich darauf saß. Die Feder verzauberte sie so, dass sie nun jedes Wort aufschrieb, was fortan gesprochen wurde. Auf Ausschmückungen ihrer heiß geliebten Flotte-Schreibe-Feder musste sie verzichten, aber sie konnte das Interview immer noch überarbeiten.

Rita räusperte sich, bevor sie anfing. »Ich sitze hier mit Helena Ravenclaw in einem staubigen Klassenzimmer von Hogwarts zu einem Exklusiv-Interview über ihr überaus interessantes Leben, ihre Taten und Liebschaften und vor allem: über die Wahrheit. Helena, wie genau fing eigentlich alles an?«

Die junge Frau sah von ihrem Schoß auf und blicke gedankenverloren in eine Ecke des Zimmers.


»Nun ja, das alles begann damals, 1002, nach meinem Abschluss. Ich wollte die Welt bereisen und traf in Albanien diesen Mann, Valdrin. Es war an einem Sommerabend und ich saß mit meiner Zofe in einer Bibliothek. Ich studierte dort die alten Schriften, als er in das Zimmer trat...




von Aschdar el Assil (26.03.2011):

Als erstes muss ich von meiner ersten Begegnung mit ihm erzählen. Wir trafen uns in – natürlich – in einer Bibliothek. Ich war in ein Buch vertieft, als er eintrat.



Er war groß, hatte wundervolle dunkle Haare, die ihm bis zu den Schultern reichten. Obwohl sein Haar so dunkel war, war seine Haut blass wie der Marmor des Fußbodens auf unserer Burg zuhause. Er trug einen Bart und war groß und kräftig gebaut. Doch als ich seine Stimme hörte, vergaß ich auf der Stelle sein atemberaubendes Aussehen. Mein Mund klappte auf, ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können: „Entschuldigen Sie meine Störung, Mademoiselle, ich wollte Sie nicht in Ihrer Lektüre unterbrechen.“, sagte er. Und wie er es sagte! Seine Stimme war tief, viel tiefer als alle Stimmen die ich je gehört hatte. Sie vibrierte bei jedem Wort, bei jedem Laut. Doch dass so eine tiefe Stimme auch noch so charmant klingen kann, hätte ich mir nie ausmalen können.

Es war klar, dass dieser Mann nicht von hier stammen konnte, so schön wie er die Buchstaben rollte. Ich starrte ihn eine Weile lang mit offen stehendem Mund an, bevor mir bewusst wurde, dass er mir eine Frage gestellt hatte. So versuchte ich, meine Gedanken wenigstens einigermaßen zu ordnen, bevor ich antwortete: „Ähm nein, ganz und gar nicht, Sie stören mich ganz und gar nicht, wie kann ich Ihnen helfen?“

„Ich suche etwas über den das Leben der Trolle in den italienischen Alpen zu erfahren und man schickte mich hier herauf zu Ihnen, Gnädigste. Man sagt, Sie wären sehr bewandert in diesem Gebiet?“

„Nun, ich habe das Eine oder das Andere über dieses Thema gelesen. Kommen Sie mit, ich kann Ihnen zeigen, wo Sie entsprechende Bücher finden können.“

Ich stand auf und ging den Gang entlang, durch die riesige Bibliothek und versuchte, ihn nicht permanent anzustarren.

„Naja, ich hatte eigentlich gehofft, Sie könnten mir etwas erzählen, Mademoiselle?“

Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können, und das obwohl ich, wie meine Mutter, wirklich nicht klein war.

„Hm, nun gut, wenn Sie meinen. Darf ich fragen, wer Sie sind?“

„Mein Name ist Valdrin Nopsca, Baron von Berat. Sie sind Helena Ravenclaw, die liebreizende Tochter der berühmten Rowena Ravenclaw, habe ich Recht?“




von Jordan Ulysses (27.03.2011):

Alles, was ich tun konnte, war zu nicken. Die Worte schienen sich zu einem dicken Klumpen in meinem Magen verknotet zu haben – um im nächsten Moment herumzuflattern und meinen Körper mit Gänsehaut zu überziehen. „Liebreizend“ hatte er gesagt … ich wusste natürlich, dass ich nicht schlecht aussah. Aber liebreizend … mit dieser Stimme gesagt, einer Stimme, die mich mitten ins Herz traf … Ich war verzaubert. Ich wusste es und gleichzeitig hatte ich das dumpfe Gefühl, dass sich etwas in Gang gesetzt hatte, was ich nicht mehr aufhalten konnte.

„Nun ...“, endlich fand ich meine Stimme wieder, „... warum setzten wir uns nicht dahin?“
Ich deutete auf eine Nische mit einem Fenster und einer Bank, auf die weiche Kissen gelegt waren.
Er beugte sich herab, ergriff meine Hand und hauchte einen Kuss darauf.
„Es wäre mir eine Ehre ...“
Ich konnte mir geradeso ein Kichern verkneifen.

Ich weiß nicht, wie lange wir redeten. Erst über die Trolle, dann über die Schönheit der hiesigen Landschaft, dann erzählte er mir von seinem Land und fragte mich schließlich nach Hogwarts und meiner Mutter. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel am Stück erzählt – und es schien ihn wirklich zu interessieren. Er sog jedes meiner Worte auf wie ein Schwamm, und als irgendwann mein Magen knurrte und er unter tausend Entschuldigungen aufsprang und mich fragte, ob ich am nächsten Tag mit ihm ausreiten wollte, verspürte ich ein Glücksgefühl wie selten in mir.




von Quintessa Blackwood (27.03.2011):

Ja, was dann geschah können sie sich sicherlich vorstellen. Ich ging fröhlich nach Hause, mit einem Gefühl das ich noch nicht kannte. Ach war er toll. Mit diesem Gedanken schlief ich am Abend ein. Voller Sehnsucht erwartete ich schon das Treffen am morgigen Tage. Wir hatten uns für elf Uhr am Morgen verabredet, im Park vor der Bibliothek. Ich kuschelte mich an mein Daunen-Kissen und schlief ein. An diesen Traum kann ich mich immer noch erinnern. Ich ritt auf einem Pferd und Valdrin
neben mir. Dann liefen die Vierbeiner direkt in einen Teich und ich fiel hinein. Der Baron holte mich lachend heraus und ich stimmte ein. Nun ja, als ich aufwachte war ich erst sehr unglücklich, ich wünschte mir, das Treffen wäre so wirklich verlaufen.

"Guten Tag, Lady Ravenclaw", begrüßte er mich lächelnd, als ich mit meinem Pferd angeritten kam. Er saß auch schon oben drauf. Sein dunkles Haar glänzte im Schein der Sonne und ich lächelte ihm unsicher zu.
"Guten Morgen", erwiderte ich leise. "Dann wollen wir mal, nicht, Madame?", meinte er. "Ich habe mir gedacht, wir könnten Flussabwärtsreiten, ein Stückchen durch den Wald und dann durch die
Feldwiesen wieder zurück. Wie fänden sie das?", fügte er hinzu.
Ich fühlte mich einfach wunderbar. Mein Herz pochte und das unbekannte Gefühl umgab mich wieder. "Ich fände es großartig, Valdrin." Und dann galoppierten unsere Pferde davon.




von Aschdar el Assil (27.03.2011):

Wir ritten nebeneinander durch den Park. „Ich kenne eine wundervolle Lichtung im Wald, nicht weit von hier. Hätten Sie Lust, mich dorthin zu begleiten, Mademoiselle?“ Ohne ein Wort über die Lippen bringen zu können nickte ich. Ich wurde rot, ob meines mädchenhaften Verhaltens. Schließlich war ich Anfang zwanzig und – in meinen Augen – schon lange kein Kind mehr.
Wir ritten auf den Wald zu, tief in den Wald hinein, die Bäume knarzten und der Wind raschelte geheimnisvoll in ihren Blättern. Ich prägte mir den Weg genau ein, um später den Weg wieder finden zu können. Schließlich kamen wir auf einer großen Lichtung an. Das Gras stand hoch und war saftig grün und genau in der Mitte stand ein hohler Baum. Damals wusste ich noch nicht, wie Schicksaalhaft diese Lichtung für mich werden würde.
„Habe ich Sie recht verstanden, Teuerste?“, unterbrach Rita Kimmkorn meinen Bericht. „Ist dies jener verhängnisvolle Ort, an dem Sie später erstochen wurden?“
Ich sah, wie ihre unheimlich grüne Feder schnell wie tanzende Füße über das Pergament wischte.
„Wenn Sie mich ausreden lassen würden, würden Sie dies vielleicht noch erfahren.“:
Wir stiegen von unseren Pferden ab und setzen uns ins Gras, mit dem Rücken an den Baum gelehnt. Wir redeten und redeten. Dabei vermieden wir konsequent zu viel über uns zu erzählen, er ließ mich sogar gar nicht in sein Privatleben blicken. Irgendwann berührte seine Hand meinen Arm und verweilte dort. Ich spürte seine warme Haut auf meiner und mein Herz fing an schneller zu pochen, doch sagte ich nichts.
Wir trafen uns nun fast täglich, immer auf derselben Lichtung. Es kam wie es kommen musste, irgendwann küssten wir uns. Es war ein toller Kuss, heiß und innig, wie ich noch nie jemanden geküsst hatte. Unsere Zeit zusammen war wundervoll, doch irgendwann war meine Zeit in Albanien vorüber, man erwartete mich in Europa.




von Jordan Ulysses (28.03.2011):

Ich hatte es so lange wie nur möglich aufgeschoben, ihm davon zu erzählen. Doch als ich an diesem Tag auf die Lichtung trat und ihn am Baum gelehnt stehen sah, wusste ich, dass ich es ihm sagen musste. Dass ich diese kleine, wunderbare Welt, die wir uns auf dieser Lichtung geschaffen hatten, zerstören musste.
„Valdrin ...“ Ich lief auf ihn zu, warf mich in seine Arme, schmiegte mich an ihn.
„Hallo meine Schöne ...“ Er schob mich ein Stück von sich fort und schenkte mir einen sanften Kuss.
„Was ist los? Du siehst traurig aus. Hat dir irgendjemand etwas getan? Soll ich ihn zum Duell fordern?“
Ich konnte nicht anders, als bei seinem ernsten Gesichtsausdruck zu lachen.
„Nein. Nein, mir hat niemand etwas getan. Valdrin … ich muss zurück nach Europa. Meine Mutter erwartet mich, es gibt Dinge, um die ich mich kümmern muss.“
Sein Gesicht wurde leblos. „Natürlich, wenn du gehen musst, dann musst du gehen ...“
Verzweifelt griff ich nach seinem Arm, spürte, wie er mir zu entgleiten drohte.
„Das ändert nicht zwischen uns. Ich werde wiederkommen, ich verspreche es dir. Oder du kommst zu mir … ich meine, ich … ich liebe dich doch.“
Plötzlich sanft sah er mich an.
„Gut. Es ist gut“, er zog mich fest in seine Arme, „wenn das so ist … dann werde ich dir folgen. Aber ich kann erst in ein paar Monaten aufbrechen, meine Geschäfte ...“
„Das macht nichts. Ich werde warten, solange es sein muss. Oh Valdrin ...“
Dieser Moment war einfach perfekt. Hätte ich gewusst, dass es der letzte perfekte Moment meines Lebens wäre … Aber ich greife vor. Am nächsten Tag schiffte ich mich nach Europa ein.




von Marli Becker (28.03.2011):

Der Morgen meiner Abreise rückte immer näher und ich schlich mich nachts heimlich heraus, um ihn ein letztes Mal zu treffen, bevor uns die Zeit und der Weg voneinander trennten. Man munkelte schon in der Stadt, dass da etwas zwischen uns lief und es wurden die verrücktesten Geschichten über uns erzählt.
Wir verbrachten die letzten Stunden draußen und gingen im Park spazieren.
Ich spürte, dass Valdrin etwas belastete… zunächst dachte ich, dass er nur wegen meiner Abreise so bedrückt wäre, doch da war noch etwas anderes.
Vorsichtig warf ich ihm immer wieder vereinzelte Blicke aus, denen er allerdings geschickt auswich.
Wir saßen in der Monddämmerung auf der Parkbank und er nahm meine Hand.
„Lady Ravenclaw, stimmt es, dass Ihre Mutter ein Diadem besitzt? Man vermutet da so einiges…“
Vor Überraschung klappte mir der Mund auf „…“
„Hab ich das richtig verstanden? Früher wusste man schon von diesem geheimnisvollen Diadem?“, unterbrach Rita Kimmkorn Helenas Redefluss.
„Wenn Sie so freundlich wären?“, mahnte die Graue Dame mit leichtem Zorn:
Jedenfalls war ich überaus verwundert, dass er über das Diadem Bescheid wusste, immerhin war es doch ein tiefstes Familiengeheimnis gewesen… dachte ich jedenfalls.
„Ja… natürlich besitzt sie ein Diadem, welche Frau der heutigen Zeit denn nicht?“, fragte ich vorsichtig.
„Na ja… man behauptet, dieses Diadem würde gewisse… Kräfte in sich haben…“
Jetzt hat es aber gereicht! Was sollte das hier?
Das ging nun wirklich zu weit.
Deshalb erhob ich mich wüst und stürmte mit Tränen in den Augen davon. Was bildete er sich ein? So etwas unverschämtes…
Er rief mir hinterher, aber ich wollte gar nichts Weiteres mehr hören. Für meinen Teil hatte ich genug zu hören bekommen.
In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht und auch an dem Tag der Abreise fühlte ich mich keineswegs besser.
Vielleicht hätte ich ihn nicht so abservieren sollen?
Wahrscheinlich war ich viel zu hart mit ihm…

Die Heimreise war elendig lang und überaus anstrengend.
Vorfreude floss in mir auf, als ich daran dachte, meine Mutter und meine Freunde wieder sehen zu dürfen.
Doch schon als ich mit Erschöpfung die Haustür aufriss und ein fröhliches „Hallo, hier bin ich wieder!“ von mir gab, merkte ich, dass etwas nicht stimmte.
Es herrschte eine unnatürliche Stille im Haus, die sonst nie da gewesen ist.
Verwundert durchlief ich das Haus, ehe ich die Schlafzimmertür aufriss.
Eigentlich waren die privaten Gemächer eher das, was sie sein sollten: privat.
Doch ich machte mir ernsthaft Sorgen, wieso niemand hier war… Meine Mutter wusste sehr wohl, dass ich heute wiederkommen würde.
Mein Herz zog sich zusammen, als ich sah, in welchem Zustand sich meine liebe Mutter befand. Sie lag in ihrem großen Bett, die Decke bis zur Nase gezogen und sie zitterte wie verrückt, trotz dass es im Zimmer extrem heiß war.
Bestürzt kniete ich mich vor ihr Bett.
„Mutter, Mutter? Was hast du nur?“
„Mein liebes Kind, bitte, nimm das hier an dich…“
Ich glaubte zu ersticken! Sie wollte mir doch tatsächlich ihr geliebtes Diadem geben… was ging hier nur vor sich?




von Aschdar el Assil (28.03.2011):

Ich legte meine Hand auf die Wange meiner Mutter, um ihre Temperatur zu fühlen. Doch ihr Körper löste sich einfach so in Luft auf und auch der Rest des Zimmers verschwandt. Dafür spürte ich, wie sich etwas Hartes in meinen Rück bohrte. Intuitiv griff ich nach meinem Zauberstab, doch dann stellte ich fest, dass sich nur eine Latte aus dem Bett in meiner Kajüte auf dem Schiff gelöst hatte. Ich seufzte und stand aus meinem Bett auf. Langsam kehrte die Erinnerung an meinen Traum zurück. Warum träumte ich davon, dass meine Mutter starb? Ich wusste, dass sie schon alt war, aber solch ein Traum? Ich bekam Angst vor meiner eigenen Person. Lag es daran, dass meine Mutter und ich oft Probleme miteinander hatten? Meiner Meinung nach verhielt sie sich in vielen Dingen falsch. Sie dachte, sie wäre der Nabel der Welt, könnte mir ihrer Klugheit alles möglich machen und alles bestimmen.
Obwohl ich ihre Tochter war, war ich sehr unterschiedlich. Zwar hatte ich, genauso wie meine Mutter eine Leidenschaft für Bücher. Doch war meine Mutter oft viel zu abgehoben, ich hatte das Gefühl, Bücher, Wissen und Klugheit schätzte sie oft mehr als ihre eigene Familie. Mein Vater war früh gestorben, leider. Meine Mutter war nie ein Mensch der Ehe gewesen, manchmal fragte ich mich, ob mein Vater länger gelebt hätte, wäre sein Herz vor Sehnsucht nicht so gebrochen gewesen. Meine Mutter schenkte ihm nur selten ihre Zeit.
Der Tod meines Vaters traf mich tief. Er hatte mir oft vorgelesen und stand mir immer mit einem guten Rat zur Seite. Er war ein aufopferungsvoller Mensch, verstand immer die Gefühle anderer und half wo er nur konnte. Hätte der damals schon nach Hogwarts gehen können, er wäre sicherlich nach Hufflepuff gekommen. Nach seinem Tod versuchte meine Mutter zwar, mich gut großzuziehen, doch blockte ich sie ab. Ich war immer schon eher nach meinem Vater gekommen und verstand nicht, wieso ihr die Zauberei so wichtig war. Sie war erst Mitte dreißig, und als Hauslehrerin von Ravenclaw hatte sie ihre Aufgabe gefunden. Ich wurde von einer Kindermutter erzogen, zu der ich viel Kontakt hatte, bis auch diese letzten Monat überraschend verstorben war. Meine Mutter sah ich nur in den Sommerferien, wenn sie für einige Wochen nach Hause kam. Als ich dann nach Hogwarts kam, war ich natürlich im Hause Ravenclaw. Dort fühlte ich mich ausgesprochen wohl, ich war schlau, fleißig und immer Klassenbeste. Doch an das Genie meiner Mutter kam ich nie heran. Sie versuchte das Möglichste aus mir heraus zu kitzeln, doch hatte ich nie Lust, vor ihr das Beste zu geben – hätte sie sich doch früher mehr um mich kümmern sollen!
So viel zu meiner Familiengeschichte. Ich überlegte, warum dieses blöde Diadem in dem Traum eine Rolle gespielt hatte. War ich letztens endlich doch neidisch auf meine überaus begabte und zugleich beliebte Mutter? Doch, wie sollte ich! Dieses Diadem war doch der reinste Betrug, als ob ein Schmuckstück die Intelligenz eines Menschen erhöhen konnte! Und wenn doch? Hatte ich nicht das Recht, es auszuprobieren? War ich nicht die Tochter Rowena Ravenclaws?
Als ich wieder zuhause ankam, fand ich meine Mutter zwar erschöpft, doch quicklebendig vor. Ich begrüßte sie und zog mich in die Bibliothek zurück. Meine Gedanken schweiften zu Valdrin. War ich unfair mit ihm umgegangen? Doch was hatte ihn schon das Diadem zu interessieren? Das was die Angelegenheit der Frauen Ravenclaw.
Damit wären wir wieder dort angelangt, wo ich eben unterbrochen hatte. Es waren einige Wochen vergangen, die ich größtenteils in der Bibliothek verbrachte. Da stand er plötzlich in der Tür und lächelte mich an.




von Marli Becker (29.03.2011):

Ich war natürlich total geschockt, ihn leibhaftig vor mir zu sehen, dennoch war die Freude auf ein Wiedersehen gewaltig.
Mit schnellen Schritten ließ ich mich in seine Arme fallen und fühlte mich sehr geborgen, als er mich an sich drückte.
Er entschuldigte sich für sein unpassendes Verhalten bei unserem letzten Abschied und ich verzieh ihm auf der Stelle. Mehr als Überrascht fragte ich, wieso er so unangekündigt hierher kam.
Er wurde verlegen und meinte, dass er sich bei mir persönlich entschuldigen wollte, als das per Brief zu lösen.
Sanft küsste er meine Wange und ich seufzte wohlig auf, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und meine Mutter in der Tür stand.
Mir war das ganze entsetzlich peinlich, immerhin war so eine Liebschaft vor der eingegangenen Ehe nicht gern gesehen, doch meine Mutter lächelte nur ein wenig.
Doch als sie Valdrin in die Augen sah, wurde sie plötzlich kalkweiß im Gesicht, und ich fragte mich, was mit ihr los war. Auch Valdrin war in meinen Armen ganz regungslos geworden und starrte auf meine Mutter.
Nein, nicht meine Mutter, sondern er starrte eher das heilige Diadem an!
Wut schoss in mir hoch.
Was er nur deshalb hierhergekommen?
Liebte er mich vielleicht gar nicht, sondern wollte nur das Geheimnis des Diadems lüften und es sogar selbst besitzen?
Doch als meine Mutter aus dem Zimmer raste und Valdrin mich ohne zu zögern leidenschaftlich küsste, vergaß ich all die Sorgen um das Diadem und ihn.
Ich wollte einfach nur bei ihm sein und nie wieder getrennt von ihm.
Doch auch alles was angefangen hat, hat natürlich auch ein Ende. Sowie der jetzige und wohl schönste Kuss.
„Mylady, ich muss etwas gestehen… Ich bin nicht nur aus dem Grund hergekommen, um mich zu entschuldigen, sondern ich muss Sie etwas fragen.“, er schaute leicht beschämt auf den Fußboden und ich fragte mich, was ihn wohl so bedrückte.
„Na los, erzählen Sie schon…“, forderte ich ihn mit leichter Skepsis auf.
Er schwieg eine Weile, ehe er sich zusammenraffte und mir in die Augen starrte.
„Ich stecke in ziemlich großen Schwierigkeiten… Durch Dummheit habe ich erzählt, dass sich das Diadem von Ravenclaw in meinem Besitz befindet…“, er stockte und es hörte sich an, als wäre er den Tränen nahe.
Ich zu meinem Teil war geschockt. Wieso um alles in der Welt erzählte man so einen Schmarren?
„Wieso zum Teufel haben Sie solche Schande erzählt?“, fragte ich barsch und entwand mich seinen kräftigen Armen.
Er kratzte sich am Kopf und meinte nur leise: „Eigentlich darf ich darüber nicht reden… aber angesichts der Tatsache, dass Sie wohl ein gutes Recht darauf haben, es zu erfahren, muss ich es wohl erzählen…: Es war in einer stürmischen Nacht, mein Bruder lag mit hohem Fieber im Sterbebett und ich wollte ihn um alles in der Welt retten. Doch leider reichte unser Geld nicht aus, um die nötigen Zaubertränke zu bezahlen, also machte ich mich auf in die Stadt, um etwas Mitleid zu erzeugen. Tatsächlich hatte es auch geklappt. Ich traf eine alte Dame an, die sich anscheinend sehr gut mit Kräutern auskannte und sie wollte mir helfen, meinen Bruder zu retten. Doch dann fragte sie mich danach, was ich ihr dafür geben könnte. Da gerat ich natürlich in einen Zwiespalt. Ich hatte ja nichts, außer den Kleidern am eigenen Leibe. Ich fragte sie, was sie sich darunter vorstelle und sie meinte nur, dass sie ein Diadem suche, welches für einen Moment überwältigende Gerissenheit in ihr hervorrufen würde.
Sofort fiel mir natürlich das Ravenclaw Diadem ein und ich wusste durch einige Bekannte, dass du bald nach Algerien reisen würdest. Also behauptete ich, dass ich es besitze und sie es so bald wie möglich benutzen könne. Ich betonte dennoch extra, dass sie es nur für einen Moment nutzen dürfe und sie war einverstanden. Sie heilte meinen Bruder und forderte nun das Diadem und auf Bitten meinerseits erhielt ich noch einen Monat Zeit, um ihr das Diadem zu liefern. Und nun bin ich hier…“
Ich war so geschockt, dass ich mich erstmals auf eine Sessellehne fallen ließ. Das hier alles war so unwirklich… Aber ich musste ihm doch helfen, immerhin war es sein Bruder, um dessen Leben es gegangen ist…
Doch konnte ich Valdrin wirklich soweit vertrauen, dass ich ihm das Diadem geben könnte?
„So bitte, verstehen Sie mich doch… Was für eine Wahl hatte ich? Es war doch mein Bruder… Und wenn ich es ihr nicht bis in drei Tagen ausgeliehen habe, so wird sie mich umbringen. Was soll ich denn sonst nur tun?“, seine Stimme klang nun wirklich Verzweifelt und hilflos. Dennoch schloss ich erstmals meine müden Augen, um genau über die heikle Situation nachzudenken…
Ich konnte ihn doch nicht im Stich lassen. Er war doch meine große Liebe. Aber wie könnte ich das meiner Mutter antun? Und wie kann ich die Ehre der Ravenclaws so beschmutzen?




von Hazal Milano (30.03.2011):

Doch Moment mal – Er hatte sich nur mit mir abgefunden, um meine Gunst zu gewinnen, soweit, bis ich ihm das Diadem übergebe? Er hat mich benutzt, als Mittel zum Zweck? Waren seine Gefühle, sein Kuss, seine Arme, die um mich geschlungen waren, auch nur vorgetäuscht, so wie er der Alten vorgetäuscht hatte, das Diadem zu besitzen? Ich wollte ihn fragen. Aber ich konnte nicht, aus Angst vor der Antwort. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen… Er hatte sich mit der Zeit bestimmt wirklich in mich verliebt, es musste einfach so sein! Doch halt – wie kann ich nur so egoistisch sein und an mich denken, wo doch sein Bruder im Sterben liegt? Ich war durcheinander, und entwand mich aus seinen Armen.
„Was ist los, Mylady?“ fragte mich Valdrin, und runzelte besorgt die Stirn.
„Sag, kennst du meine Mutter?“ schoss es aus mir heraus. Dieser Blick von vorhin war mir nicht entgangen.
Er blickte verwirrt weg und stammelte „N-nein…ich habe dir doch bereits alles erzählt…“
Da stimmte etwas nicht! Ich drehte mich und lief hinaus. Ich musste mich erst sammeln um klar denken zu können!“ –

„Haben Sie ihm da nicht noch irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen? Ich meine, Sie so zu benutzen, ihre Gefühle zu missachten!“ Rita Kimmkorn lehnte sich aufgeregt nach vorne, die Schreibfeder flitzte nur so über das Pergamentstück.
„Ich bin nicht diejenige, die unbedingt die Geschichte erfahren wollte! Nun lassen Sie mich ausreden, oder ich gehe!“




von Trissi Bangertos (31.03.2011):

"Doch in der Tat, Sie haben recht. Ich war so aufgebracht, dass ich ihn mit Worten beleidigte, die ich hier nicht wiederholen möchte."

Ich ging davon, rannte fort. Ich musste weg! Ich konnte nicht dort bei ihm bleiben. Bei dem, der mich ausgenutzt hatte. Wie hatte er von dem Diadem erfahren? Konnte ich ihn je wieder sehen? Denn eigentlich mochte ich ihn. Ihn und seine starken Arme, seine weichen Lippen... Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich lief zurück und ging in mein Zimmer. Ich verbrachte dort mehrere Tage und wunderte mich, dass nur meine Mutter ab und zu nach mir sah. Ich fragte mich wo Valdrin war. Meine Mutter sagte mir eines Tages, dass er jeden Tag vorbeisah und meine Mutter fragte, ob ich mich wieder beruhigt hätte. Ich konnte nicht anders, als ihm zu verzeihen, dachte ich, doch als ich kurze Zeit später erfuhr, dass das Diadem meiner Mutter gestohlen worden war, wusste ich, dass Valdrin es gewesen war. Jetzt hatte ich Gewissheit! Er hatte mich nur benutzt, um an das Diadem meiner Mutter zu kommen. Ich lief in das Gasthaus, in dem er untergekommen war und erfuhr, dass er nur zwei Stunden vor meinem Kommen abgereist war.

"Hat er es gestohlen? Ich bin ja so gespannt!", quiekte Rita Kimmkorn, doch als die graue Dame ihr einen vernichtenden Blick zuwarf, verstummte sie sofort.




von Marli Becker (02.04.2011):

Diese Frau brachte ernsthaft meine Geduld zum Zerreißen.
Gerade als ich ihr noch eine ernsthafte Standpauke halten wollte, spürte ich die Anwesenheit von einer ganz bestimmten Person.
Es lief mir kalt den Rücken hinunter und Kimmkorn sah auch nicht besser aus.
Ihr Gesicht war aschfahl, als der Blutige Baron „leibhaftig“ vor uns stand.
Hätte ich ein Herz gehabt, so hätte es definitiv wie wild angefangen zu schlagen.
Was machte er denn hier? Woher wusste er…?
„Was macht ihr hier? Sie haben hier nichts verloren!“ Gefährlich nahe schwebte er an Kimmkorn heran, ohne ihr wirklich etwas tun zu können. Dennoch bildeten sich Schweißperlen, während die flotte Schreibfeder unermüdlich weiter dokumentierte.
Meine Kehle schnürte sich zusammen, als der Blutige Baron auf mich zu glitt und mit mir Auge in Auge stand.
„Was erzählst du hier?“ Er erdolchte mich mit seinen Augen, die einst so wunderschön gewesen waren, dass man sich in ihnen verlieren konnte.
„WAS?“, schrie er mir nochmals entgegen und ich glaubte das erste Mal in meinem Geisterleben im Boden zu versinken.
Er drehte sich um und schnappte sich das Klemmbrett, während Rita Kimmkorn immer noch wie angewurzelt dasaß und nach Luft japste.
Schnell überflog der Baron das Schreiben und blieb dann reglos in der Luft verharren.
Niemand sprach ein Wort und ich glaubte, ich würde verrückt werden.
So hätte es nicht kommen können…
Er hatte mich ertappt.
Ich hab nicht nur Rita Kimmkorn belogen, nicht nur mich, sondern vor allem ihn.
Ich hab ihn schlecht gemacht, nur weil ich meinen Ruf reinwaschen wollte.
Jetzt würde er die richtige Wahrheit erzählen und mir wurde angst und bange.
Das darf doch nicht wahr sein...




von Ginny Castello-Castlewing (03.04.2011):

Wütend ruhte der Blick des Barons auf mir. "Ist das der Dank? Ist das alles, was von unserer Liebe übrig ist? Erzähl ihr die Wahrheit, los!" sagte er barsch. "Sonst tue ich es." Der Zorn in seinem Blick flammte weiter auf.
Rita Kimmkorn sah interessiert von dem Geiste Helena Ravenclaws zu dem blutigen Baron. "Bleiben Sie doch, Herr Baron", sagte sie zuckersüß.
Doch der Baron beachtete sie gar nicht. "Ich habe dich so sehr geliebt. Mehr als alles auf der Welt. Ich hätte mein Leben für dich gegeben - und ich tat es auch."
Helena schwebte erbost empor "DU! DU hast mich ermordet!!!"
Eiskalte Stille umhüllte den Raum, niemand sagte etwas. Nur die Flotte Feder schrieb eifrig auf und skizzierte die Situation. "Nun gut", räusperte sich die Reporterin. "Fahren Sie fort - oder möchten Sie Ihre Geschichte neu erzählen?" Doch insgeheim dachte Rita Kimmkorn nicht daran, die Geschichte zu streichen, die Helena eben erzählt hatte. Nein, sie würde sie als "Zusatzinformation" nutzen und mit einbauen, ja - dieser Artikel würde allen den Atem rauben!

Helena setzte sich wieder und starrte trüb vor sich hin. Der Baron sagte kein Wort und schwebte in eine Ecke. Er würde nicht gehen, ehe die Geschichte richtig erzählt war. Helena suchte nach Worten. "Nun...dann korrigiere ich eben," sagte sie mit einem schweren Seufzen und begann von vorne:




von Aschdar el Assil (03.04.2011):

Nun also die Geschichte, wie sie wirklich war. Ich war bei der Wahrheit geblieben, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich nach Europa zurück musste. Er hatte das Diadem erwähnt, auch das stimmte. Er hatte mal wieder meine Schlauheit, mein Einfallsreichtum und mein Wissen gelobt. Ich war rot geworden. Innerlich dachte ich mir: "Der hat gut reden, wenn er wüsste, wie wenig ich von der Intelligenz meine Mutter geerbt habe." Deshalb fühlte ich mich immer betrogen, wenn er meine Intelligenz bewunderte. Ich dachte, er sagte das nur so, weil man bei Rowena Ravenclaw als Mutter erwartet, dass die Tochter genauso begabt ist. Dann habe ich natürlich angefangen mich zu fragen, ob seine anderen wundervollen Bemerkungen auch nicht ehrlich gemeint waren. Ich sagte: "Hätte ich das Diadem meiner Mutter, ich wäre ähnlich schlau wie sie."
"Ach, dieses Diadem gibt es also wirklich?", fragte er, "ich dachte, dies sei nur eine Geschichte. Wenn dies so ist, muss Ihre Mutter wirklich ein außerordentliches Talent gewesen sein, so einen Gegenstand entwerfen zu können."
Und schon wieder. Diese kleinen, gemeinen Stiche. JA ZUM TEUFEL! Ja, ich wusste doch, meine Mutter ist schlauer, besser, intelligenter als ich. Musste man mir das denn immer wieder sagen? Wir verabschiedeten uns und damit wurde die letzte schöne Zeit in meinem Leben beendet. Wenn ich überhaupt jemals eine schöne Zeit gehabt hatte, dann war es diese mit Valdrin gewesen. Ich fuhr mit dem Schiff nach England zurück, dies schickte sich für eine feine Dame damals so. Dort hatte ich jenen Traum, von dem ich Ihnen erzählt hatte. Von diesem Traum entspricht jedes von mir erzählte Wort der reinsten Wahrheit. Als ich zu Hause ankam, wurde der Frust meiner Mutter gegenüber noch größer...




von Amelia Pond (08.04.2011):

Sie begrüßte mich herzlich und war wohl froh, mich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Immer wieder fragte sie, wie es mir im Ausland ergangen sei, doch meine Antworten schienen sie nicht zu befriedigen.
Sie verlor immer schnell das Interesse, vor allem, wenn es um mich ging. Schon als ich noch ein Kind war, hatte sie gehofft, dass ich ihre überragende Intelligenz geerbt hätte, doch obwohl ich intelligent war, kam ich nicht an sie heran. Das nahm sie mir übel und merkte es nun stärker denn je, wenn sie wissen wollte, welche Errungenschaften die Alchemisten in Italien gewonnen hatten und ich ihr keine Antwort geben konnte.
Was interessierten mich alte, tattrige Männer, die in dunklen und staubigen Zimmern vor sich hin experimentierten? Stattdessen erzählte ich ihr von den Ländereien Italiens, der heißen Sonne Ägyptens und den wunderschönen Wäldern Albaniens. Doch sie tat das alles nur als sentimentales Geschwätz ab.
Als die Schule wieder begann und meine Mutter zurück nach Hogwarts reiste, verbrachte ich die Tage damit, stumm aus dem Fenster der Bibliothek zu starren und in meiner Einsamkeit zusammenzufallen. Als junge Dame von gutem Stand gehörte es sich nicht, einer Arbeit nachzugehen. Somit hatte ich viel Zeit, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Und jedes Mal wanderten sie zurück ihm.
Ich wurde melancholisch und trübsinnig. Ich stand nicht mehr aus dem Bett auf und verweigerte das köstliche Essen, das unsere Hauselfen zubereiteten. Jeden Tag musste ich mich von neuem zwingen, wenigstens ein Glas Wasser zu trinken. Ich fühlte mich krank und antriebslos. Es war wie verhext! Dieses Benehmen kannte ich gar nicht von mir.
Schließlich schlug mir eine Hauselfe vor, eine Eule zu meiner Mutter zu schicken, doch ich verbat es strikt. Würde sie von meinem Zustand erfahren, würde sie nur sagen, ich solle mich zusammenreißen. Ravenclawfrauen wurden nicht krank.
Doch ein paar Tage später brachte mir die Hauselfe, der ich verboten hatte, meiner Mutter zu schreiben, einen Brief. Skeptisch beobachtete ich, wie das Wesen mit dick verbundenen Händen und Füßen davonhumpelte und ahnte, wer diesen Brief geschrieben haben konnte.

Meine liebste Tochter,

was muss ich erfahren? Den ganzen lieben langen Tag liegst du im Bett, kümmerst dich nicht um deine Studien und lässt deinen Gefühlen freien Lauf wie eine gewöhnliche Bauersfrau?
Dass der Brief mich überhaupt erreicht hatte, grenzt an eine Unverantwortlichkeit deinerseits. Du hast der Hauselfe verboten, mir zu schreiben und trotzdem tut sie es? Hast du denn deine häuslichen Pflichten vergessen?
Ich bin mehr als enttäuscht, das alles zu hören.
Da ich nur erahnen kann, was auf deinen Reisen geschehen ist, da du mir nur so nichtige Dinge erzählst, wie zum Beispiel die Farbe des Ganges bei Sonnenuntergang, gebe ich dir nun einen Rat: Suche nach Zerstreuung.
Ein Jammer, dass du nicht selbst darauf gekommen bist, doch das wundert mich eigentlich nicht. Wir wissen beide, warum.

Ich ermahne dich nochmals, Helena. Reiß dich zusammen! Gib dich nicht deinen Gefühlen hin, dazu bist du noch zu jung.

Ich küsse dich,
deine dich liebende Mutter


Wütend zerknüllte ich das Papier und warf es ins prasselnde Kaminfeuer. Was wusste meine Mutter schon, wie es mir ging? Sie kannte mich gar nicht richtig.
Doch etwas in ihrem Brief erinnerte mich daran, dass es in den vergangenen Monaten eine Zeit gegeben hatte, in der ich glücklich gewesen war. Und zum ersten Mal wollte ich gerne tun, was meine Mutter mir auftrug. Ich wollte Zerstreuung suchen.
Noch am selben Abend verließ eine Eule das Anwesen der Ravenclaws. Sie war auf dem Weg nach Albanien. Zu Valdrin.




von Hazal Milano (19.04.2011):

Mit jedem Tag der ohne eine Antwort von Valdrin verging, ging es mir schlechter. Wieso antwortete er mir nicht? War ich nicht eine junge Frau, der es Beachtung zu schenken galt? Wie konnte er es wagen, mich zu ignorieren, wo ich ihn doch brauchte! Ich hatte ihm mein Herz ausgeschüttet, ich hatte mich davor keinem Mann so anvertraut wie ihm. Doch ich hatte ihn zu Unrecht verurteilt. Am nächsten Morgen klopfte Tinky, unsere Hauselfe, an meine Zimmertür. „Herrin?“ fiepste sie, „Da ist ein junger Mann unten im Salon, er möchte Sie sehen!“ Ohne besondere Erwartungen zog ich mich an und begab mich nach unten, um meinen Gast zu empfangen. Ich hatte jedoch keine Lust, irgendjemanden zu sehen und so zu tun als, wäre ich wohlauf. Doch – wer da vor mir stand, können Sie sich ja denken…“

Die Graue Dame blickte hinüber in die dunkle Ecke des Zimmers, in der sich der Blutige Baron aufhielt. In ihrem Blick lag etwas Verletzliches, etwas, was tiefe Trauer vermuten ließ. Rita Kimmkorn entging natürlich nichts, sie lehnte sich nach vorn und trällerte „Wahre Liebe, nicht?“ Und damit hatte sie diesen kostbaren Moment zerstört und die Graue Dame blickte wieder weg, und hatte den gleichen resignierten Ausdruck von vorhin angenommen.

„Ich überspringe einen kleinen Teil….man kann sagen, dass dies glückliche Tage für mich waren. Valdrin kümmerte sich um mich…Ich war dankbar dafür, ihn zu haben, ich habe ihn geliebt ja, heiß und innig!“ Verbittert schloss Helena die Augen, und hätte sie weinen können, so hätte sie dies wohl getan. Doch sie fuhr fort: „Auch meiner Mutter gefiel Valdrin. Wie auch nicht? Er war ein Baron, reich und gut aussehend noch dazu kam er aus einer angesehen Familie. Und er war klug. Klug und wissbegierig. Mir war gar nicht klar, dass auch Valdrin sich für die Alchemie oder die Astronomie interessierte. Er zog in ein Anwesen in der Nähe des unseren und war nahezu jeden Tag bei mir. Als meine Mutter in den Ferien von Hogwarts zurückkam, gesellte sie sich ab und zu zu uns, und unterhielt sich mit ihm über allerlei Dinge. Die Anwendungen von Drachenblut hier, die Laufbahn des Pluto da, die Abstammung der Peverells etc. etc. Ich war natürlich sehr klug und redete auch mit, doch immer wusste meine Mutter mehr als ich, ich konnte Valdrin nichts Neues erzählen. Sie war es, die ihm Neues beibringen konnte. Sie war es, deren Worten er gebannt lauschte. Sicherlich, er liebte mich, und das wusste ich, doch es fuchste mich, dass nicht ich es war, mit der er sich stundenlang über jene Themen unterhalten konnte.




von Zissa Abruka (27.04.2011):

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ich war eifersüchtig! In den nächsten Tagen zog ich es vor, die beiden zu beobachten und ich sah sie, wie sie sich ein paar weitere Male unterhielten.“ Helena kniff kurz die Augen zusammen als würde sie ein Schmerz durchziehen. „Als ich das nächste Mal wieder zu den beiden ging, war das Thema Pflanzen angeschnitten worden. Meine Mutter wusste viel über Pflanzen, sie stach mich mal wieder aus. Ich musste wohl in meine Eifersucht vertieft gewesen sein, denn ich schrak zusammen, als ich die Wörter ‚Hogwarts’ und ‚Kräuterkundelehrer’ und ‚Stelle gesucht’ hörte. Da sagte meine Mutter auch schon, dass Valdrin dieses Angebot doch nicht ausschlagen könne. Er würde nie wieder solch ein Angebot bekommen und er wisse doch so viel, dass es schade wäre, wenn er dieses Wissen nicht weitergeben könnte. Ich war sehr sauer, meine Mutter hätte Valdrin somit ja für sich alleine.“ Die Graue Dame starrte an die Wand. Der Blutige Baron dachte an diesen Tag zurück, er hatte damals nicht von Helenas Seite weichen wollen, er wollte sie nicht alleine lassen. Er schlug ihrer Mutter vor, dass sie beide als Lehrer nach Hogwarts kommen könnten. „Doch Valdrin meinte, ob wir nicht gemeinsam nach Hogwarts kommen könnten, ich sei doch so gut in Verwandlung und könnte mich doch als Verwandlungslehrerin bewerben.




von Hazal Milano (27.04.2011):

Ich wusste schon, was meine Mutter erwidern würde. „Ach, wir hatten das Thema schon einmal, aber damals hat Helena sich für andere Dinge begeistert.“ Valdrin sah sie fragend an, und sie fuhr fort, „Sie wissen schon, das Reisen in fremde Länder, das Entdecken neuer Kulturen. Ein Posten in Hogwarts zog sie damals nicht in Betracht“ Sie blickte mich dabei an und lächelte mir zu. „Naja, die Zeiten haben sich geändert. Ich habe mich geändert…“ antwortete ich langsam. Valdrin und meine Mutter gemeinsam in Hogwarts, und ich hier? Alleine? Die Eifersucht bohrte sich in mein Herz, stärker als je zuvor! Oh ja, die Eifersucht war verbunden mit Wut, beides waren feurige Gefühle. Doch der Hass….so etwas spürte ich zum ersten Mal. Nicht direkt Hass gegenüber meiner Mutter. Hass gegenüber dem Zustand, der Situation. Und er fühlte sich eiskalt an in meinem Herzen. „So?“ erwiderte meine Mutter erstaunt. „Würdest du es denn jetzt wollen?“ Ich sah wie Valdrins Augen vor Aufregung leuchteten, er drückte meine Hand. Ich sah es ihm an, er würde ungern das Angebot ablehnen, aber er wollte mich dabei haben. Wollte er das? „Würdest du mich denn dabei haben wollen?“ fragte ich, betont verführerisch. Er wurde rot und blickte zu meiner Mutter, die diskret wegsah, aber deren Lippen ein Lächeln umspielte. „Natürlich, wer wäre nicht gerne in der Gesellschaft einer solchen Schönheit.“ Seine Stimme verzauberte mich immer wieder aufs Neue! Und so war es abgemacht, Valdrin und ich würden nach Hogwarts gehen um dort Professoren zu werden. Gemeinsam!
Wir würden nicht wie die Schüler mit dem Hogwartsexpress zur Schule fahren, sondern mit einer fliegenden Kutsche abgeholt werden, meine Mutter, Valdrin und ich. Die Sommerferien würden in genau zwei Wochen zu Ende sein, und unsere Abreise sollte am nächsten Tag stattfinden.
Valdrin und ich waren offiziell beide nur auf „Probe“ eingestellt, da man uns ja erst eine Weile lang im Auge behalten musste, und prüfen wollte, ob wir auch wirklich kompetent genug waren, um der zukünftigen Zauberergesellschaft alles beizubringen, was sie für das Leben brauchten. Doch da ich die Tochter der Mitgründerin und meine Mutter so von Valdrin entzückt war, war es eigentlich schon beschlossene Sache, dass wir die Posten behalten würden. Valdrin würde Kräuterkunde übernehmen, ich hingegen Zauberkunst.
Tinky packte die Kleider und Roben die ich auswählte in meinen Koffer, doch ich schickte sie weg, ich wollte alleine sein. Ich würde jetzt einen komplett neuen Lebensabschnitt beginnen, wieder zurück zu den mir vertrauten Gemäuern von Hogwarts. Ich musste lächeln als ich an die sich bewegenden Treppen dachte, sie waren eine Erfindung meiner Mutter gewesen. „Helena!“ hatte sie mir damals gesagt, „Diese Treppen verändern ihre Position und bewegen sich wie du siehst, pass auf wo du hintrittst. Sehr schöner Einfall von mir, nicht wahr? Es ist ein Gedächtnistraining für alle Schüler, die das Gehirn fordert“ hatte sie mir zugezwinkert. Gedankenverloren wedelte ich mit dem Zauberstab und ließ alles in meinen magisch vergrößerten Koffer schweben, es machte sich sogar wirklich so etwas wie Vorfreude in mir breit. Ob ich wohl auch eine gute Lehrerin sein würde? Bestimmt, an Talent fehlte es mir nicht, im Fach Zauberkunst war ich früher schon die Expertin gewesen! Ob die Schüler wohl auch zu mir aufblicken würden? Ich hatte früher natürlich zu meiner perfekten Mutter aufgeblickt, aber auch andere Professoren waren meine Vorbilder. Ob Professor Gryffindor wohl noch immer unterrichtete? Er war auch einer der Mitgründer, Verteidigung gegen die dunklen Künste war bei ihm immer mächtig spannend gewesen, und er sah dabei auch noch so gut aus!
Ich hatte nun fertig gepackt und begab mich in das Esszimmer, Valdrin würde heute bei sich speisen, ich war mit meiner Mutter allein. Sie saß schon am Tisch als ich mich zu ihr gesellte.
Meine Wut gegen sie hatte sich gelegt, schließlich würde ich Valdrin nun begleiten, und während der Schulzeit war sie immer sehr beschäftigt, da alle Gründer sich gleichzeitig auch den Schulleiterposten teilten, und es gab immer massig für sie zu erledigen. Doch ich hegte trotzdem immer einen gewissen…wie soll ich es beschreiben? Groll? Eine nicht begründbare Abneigung und Wut gegen sie, so als wäre sie Schuld an allem was mir zu schaffen machte! Und Enttäuschung, dass sie immer mehr von mir verlangte, obwohl ich doch sowieso schon so viel leistete. Es hatte sich wahrscheinlich seit meiner Kindheit schon zu tief in mich hineingebohrt dieses Gefühl, sodass ich es nie ganz abschütteln konnte. Ich weiß, dass das unfair von mir war, aber sie war auch nicht immer fair zu mit gewesen. Jedenfalls, ich kann Geschehenes nicht mehr ändern…An diesem Abend hatte sich dieses Gefühl jedoch auf ein Minimum wie seit langem nicht mehr reduziert. Ich lächelte ihr zu, „Guten Appetit Mutter“ wünschte ich, als sie etwas sagte was mich überraschte, und gleichzeitig traurig machte. „Wie schön, einen so warmherzigen Blick habe ich schon lange nicht mehr von dir bekommen…“ Ihr Blick verriet dabei für einen kurzen Augenblick Trauer, doch er verschwand sogleich. Wir waren beide nicht die Art von Frauen, die ihre Gefühle offen zur Schau trugen. Doch, dass wir uns gegenseitig so fremd geworden waren, war bedrückend. Ich schob diese düsteren und traurigen Gedanken aber lieber beiseite, so wie immer. Ich wollte sagen, dass das Unfug wäre, und dass ich sie doch immer so ansah, aber ich wusste, dass das nicht stimmte, und sie wusste es, also beließ ich es dabei. Sie merkte, dass ich nicht darüber reden wollte, und so sprachen wir so als wäre nichts von belanglosen Dingen, von der Schule, von den anderen Professoren, den Schülern, den neuen Verordnungen des Zaubereiministers, den meine Mutter im übrigen für einen unfähigen Trottel hielt, und solchen Dingen.
„Nun, hat Valdrin dich schon gefragt?“ fragte meine Mutter plötzlich, als wir fertig waren und die Hauselfen schon den Tisch abdeckten. „Wie?“ Ich wusste gar nicht was sie meinte, als…“
„Sie meinte den Heiratsantrag nicht wahr?! Oh, das ist ja so aufregend, eine zuckersüße Liebesgeschichte“ Rita Kimmkorn unterbrach wieder einmal die Graue Dame, und blickte aufgeregt zu ihrer Flotte-Schreibe-Feder, welche eifrig am schreiben war. Inzwischen waren schon mehrere Blätter Pergament mit der grünen Tinte vollgeschrieben, voll mit Worten, die die Geschichte der Grauen Dame erzählten, aber sicherlich um einiges verdreht und abgewandelter, als die originale Fassung.
Die Journalistin ließ ihren Blick zum Blutigen Baron wandern und war jedoch klug genug um den Mund zu halten, man weiß ja nie wie der Baron auf einen unpassenden Kommentar reagieren würde. Helena überprüfte Kimmkorn auf etwaige Anzeichen von Müdigkeit, sie wusste nicht, ob ihre Geschichte sich in einer Nacht erzählen ließ. Doch da die Frau putzmunter und hellwach vor ihr saß, und da einem als Geist Müdigkeit sowieso nicht bekannt war, fuhr sie fort:
„Sie meinte tatsächlich den Heiratsantrag. Ich wurde ganz rot bei der Frage. Dass wir ein Paar waren, das war klar. Aber für die Heirat? Das war etwas so endgültiges….darüber hatte ich natürlich auch nachgedacht, aber geredet haben wir über dieses Thema nie direkt. Das sagte ich meiner Mutter auch. Und es wurde zum Schluss hin ein schöner Abend, der sehr deutlich in Erinnerung geblieben ist. Meine Mutter und ich, wir hatten wie gesagt beide die düsteren Gedanken verdrängt, und wir sprachen so vertraulich miteinander wie seit langem nicht mehr, sie erzählte mir von ihren Jugendlieben, wie sie meinen Vater kennen gelernt hatte, möge er in Frieden ruhen, wie er ihr einen Antrag gemacht hatte, alles hat sie mir erzählt, wir haben gelacht und wirklich viel Spaß gehabt, ein typischer Mutter-Tochter Abend.
Und am nächsten Tag war es dann soweit. Gegen neun Uhr morgens kam die Kutsche, gezogen wurde sie von zwei geflügelten Pferden, den Pegasoi...-“ – „Pegasoi?! Was ist denn das, waren da keine Thestrale?“ unterbrach Rita Kimmkorn erneut. „Genug jetzt! Was kann ich denn für Ihre Ignoranz? Pegasoi ist der Plural von Pegasos, ein Pegasos ist ein geflügeltes Pferd, wie ich bereits erwähnte…“ entgegnete die Graue Dame barsch, und erzählte nach dieser kleinen Information weiter. „Der Flug war wunderbar. Wir waren durch einen Desillusionierungszauber geschützt, Valdrin saß neben mir und wir waren beide fasziniert von der Aussicht auf die Wälder und Täler unter uns, die ganzen Flüsse die im Sonnenlicht glitzerten, es erinnerte mich an unsere gemeinsame Lichtung in Albanien, unseren Lieblingsplatz. Einmal flog ein Vogel gegen die Kutsche, da wir ja wie bereits erwähnt unsichtbar waren, das war natürlich sehr schade. Sogleich habe ich meine Fertigkeiten unter Beweis gestellt und die Kutsche so verzaubert, dass sie nur noch für Muggel-Augen unsichtbar war. Sie wussten zwar von der Magie, und von Zauberern und Hexen, aber trotzdem musste man ihnen nicht unnötig Angst einjagen, manche fanden das immer noch sehr verstörend. Das Geheimhaltungsabkommen wurde nämlich erst im 17. Jahrhundert unterzeichnet, unsere Geschichte spielt sich ja aber erst im 11. Jahrhundert ab, wobei erwähnenswert ist, dass wir Zauberer und Hexen den Muggeln damals immer einen Schritt voraus waren, wir waren moderner, sozusagen. Aber ich schweife ab…
Wir kamen nach etwa drei Stunden Flug an. Es war ein wunderbares, prickelndes Gefühl. Das zauberhafte Schloss wieder zu sehen, war, wie nach Hause zurückzukehren, es war unglaublich herzerwärmend. Ich glaube ja daran, dass Hogwarts auch heute noch den Kindern eine zweite Heimat wird, manchen ja auch die einzige wahre Heimat.
Wir wurden sogleich vom Hausmeister Kenneth Norfolk empfangen, einem alten Mann mit rundem Bauch, immer recht freundlich, ein Muggel im Übrigen, der eine Hexe zur Frau hatte. Er verbeugte sich vor uns und brachte unser Gepäck in unsere jeweiligen Gemächer. Vor den Toren zum Schluss standen zwei weitere Personen, die auf uns gewartet zu haben schienen. Ich erkannte die beiden als meine ehemaligen Professor Salazar Slytherin und Godric Gryffindor. Die beiden hatten sich kaum verändert, außer, dass sie nun mal etwas älter waren, um die 50 Jahre alt waren sie etwa. Professor Gryffindor war stark und muskulös gebaut, seine lockigen Haaren gingen ihm bis knapp über die Schultern, der hatte immer noch ein umwerfend gut aussehendes Gesicht, und diesen Blick, diese Augen die nur so vor Mut und Stärke strotzten, ja, er war wahrlich ein furchtloser Löwe! Professor Slytherin war ebenfalls noch der Alte. Zwischen seinen schwarzen Haaren hatte sich noch kein Graues Haar eingeschlichen, sein spitzer Bart zierte immer noch sein langes, hellhäutiges Gesicht, die Augen blitzten immer noch und zeigten, dass sich hinter ihnen ein ausgetüfteltes Köpfchen verbarg, listig und voll Treue und Stolz zu seiner reinblütigen Abstammung. Doch so verschieden die Gründer auch alle waren, sie waren doch alle sehr gute Freunde. Das sah man ihnen sofort an, beide begrüßten uns recht herzlich, die beiden umarmten meine Mutter freudig und nach einem kurzen Austausch an Komplimenten („Oh, deine Tochter sieht dir wirklich ähnlich, genauso umwerfend schön!“ „Meine Güte Salazar, färbst du dir etwa die Haare, wie hältst du dich so fit!&ldquozwinkern machten wir uns auf in das Innere des Schlosses.
Als wir uns in Richtung Lehrerzimmer begaben, liefen wir an Norfolk vorbei und ich sah aus den Augenwinkeln wie Professor Slytherin ihn verächtlich ansah und schnaubte. Unter diesen kalten Augen, die ihn von oben herab angifteten, machte sich der arme Hausmeister schnell davon. Auch den anderen war das nicht entgangen und Professor Gryffindor sagte aufgebracht „Salazar! Wie oft muss ich dir das noch sagen, verjag den Armen nicht so! Er hat dir doch nichts getan und ist doch ein gutmütiger Mensch“ klagte er, als würde er einem kleinen Kind zum hundertsten Mal sagen, dass man so etwas nicht macht. „Er gehört nicht hierher, und das wisst ihr genauso gut wie ich“ entgegnete Slytherin nur knapp. Auch die Muggelfeindlichkeit war nichts Neues, so war er schon immer gewesen.
Wir betraten das Lehrerzimmer, und außer uns waren noch drei weitere Professoren da. Meine Mutter stellte sie uns alle vor: Da gab es Gwyn Comberland, eine junge Hexe um die 30, Lehrerin für Verwandlungen; einen sehr alten Mann, Cuthbert Binns bei dem ich schon Zaubereigeschichte hatte, und es immer schnarchlangweilig war und Lancelot Descartes, ein junger Mann in meinem und Valdrins Alter, um die 20 also, unterrichtete das Fach Fliegen. Wir wurden auch darüber aufgeklärt, dass Professor Gryffindor immer noch Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernahm, Professor Slytherin immer noch im Kerker für das Fach Zaubertränke zuständig war, meine Mutter die Schüler die Astronomie lehrte und Professor Helga Hufflepuff in den Gewächshäusern den Schülern die Kräuterkunde vermittelte.„Wo wir gerade von Ihr sprechen, wie ich sehe ist Helga ist noch nicht hier. Wann wird Sie kommen?“ fragte meine Mutter und setzte sich vor den Kamin.




von Fiona Winters (07.05.2011):

„Sie wird erst eine Woche vor Schulbeginn kommen“, sagte Godric Gryffindor, der gerade in das Zimmer eintrat und sich in einen Sessel neben meine Mutter setzte. „Schließlich will sie sich so langsam aus dem Schulleben zurückziehen, aber davor noch den neuen Kräuterkundelehrer“, er lächelte Valdrin an, „einarbeiten und ihn auf seine Stelle vorbereiten. Ich nehme an, dass du deine Tochter schon ein wenig eingewiesen hast?“ Meine Mutter lächelte mir zu und sprach zu Professor Gryffindor: „Natürlich habe ich das. Meinst du etwa, ich lasse meine Tochter unvorbereitet in ihre erste Unterrichtsstunde gehen? Sie ist die Tochter einer Gründerin der Schule, also erwarten die Eltern und auch die Lehrer von ihr, dass sie dem gerecht wird.“
In diesem Moment stieg schon wieder ein bisschen Wut und Zorn in mir auf. Meine Mutter sprach über mich, als wäre ich nicht im Raum. Das war doch nicht zu fassen! Jedoch legte sich der Zorn wieder, als sie weitersprach. „Aber sie wird die Eltern und alle anderen nicht enttäuschen. Das, was sie in dieser Zeit gemacht hat, hat sie sehr gut gemacht, sogar ein wenig besser als der frühere Professor.“ Damit wandte sie sich lächelnd zu mir. „Da muss ich dir ein großes Lob aussprechen! Du wirst deine Sache gut machen.“




von Ginny-Castello-Castlewing (12.05.2011):

Lob von meiner Mutter war ein seltenes Gut und ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich hatte immer danach gestrebt, meine Mutter glücklich zu machen - immer wollte ich für sie die perfekte Tochter sein. Bisher hatte sie meinen Bemühungen wenig Achtung geschenkt - der Stolz, den ich in den Augen meiner Mutter sehen wollte, war immer ein Traum gewesen.
Als ich spürte, dass Professor Gryffindor mich beobachtete, sah ich verlegen zu Boden. Dieser Mann war immer gut zu mir gewesen und doch umgab ihn etwas, was mir Angst machte. Ich vermochte es nur zu erahnen, aber Godric Gryffindor schien eine Aura um sich zu haben, die mich zornig machte, wenn meine Mutter anwesend war. Wieso war es nie genug, was ich ihr gab? Ich versuchte, mich nicht weiter verrückt zu machen und sah zu dem Mann, der mein Herz besaß. Zu dem Mann, der mir den Verstand und mein Herz raubte. Ich schämte mich dafür, dass diese Gefühle in mir aufkamen - denn ich wusste, meine Mutter würde es mir ansehen. Mein Herz pochte wie wild, ich atmete geräuschlos tief ein und stand auf. "Mutter, entschuldige mich bitte. Ich möchte mich ein wenig frisch machen", hatte ich gelogen, um der bedrückenden Situation zu entkommen. Meine Mutter nickte nur und ich eilte hinaus - mit dem bohrenden Blick von Gryffindor in meinem Rücken.




von Any Braveheart (17.07.2011):

„Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich erst einmal tief durch. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun wollte, weil frischzumachen brauchte ich mich ja eigentlich nicht. Normalerweise wäre ich jetzt zu Valdrin gegangen, aber der saß ja noch mit den anderen im Lehrerzimmer rum. Kaum hatte ich das gedacht, öffnete sich die Tür und Valdrin stand mir gegenüber. Er fragte nicht, weshalb ich das Zimmer verlassen hatte, ich denke, er hatte gespürt, dass ich nicht darüber reden wollte.“

Als sie dies sagte, machte die Graue Dame eine Pause und blickte gedankenverloren zur Wand hinüber, wo immer noch der blutige Baron stand. Rita Kimmkorn hingegen begann schon wieder nervös zu zucken, traute sich diesmal aber doch nicht nachzuhaken, da der Blutige Baron den Blick der Grauen Dame nicht bemerkte, sondern stattdessen die Reporterin musterte. Dies fiel auch der Grauen Dame auf, weshalb sie weitererzählte:

„Wir gingen hinunter an den See. Dort saßen wir dann eine Weile. Ich grübelte vor allem darüber nach, ob ich tatsächlich als Lehrerin geeignet war. Zwar war ich zu meiner eigenen Schulzeit gut in der Schule gewesen, aber ob das auch bedeutete, dass ich mein Wissen, das bei weitem nicht an das meiner Mutter herankam, auch so gut weitergeben konnte? Ich wusste es einfach nicht, aber ich traute mich nicht, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Nicht einmal mit Valdrin, der keinen Meter entfernt von mir saß und meine Hand hielt.“




von Fiona Winters (18.08.2011):

Obwohl ich diese Zweifel hatte, trat ich nicht von meinem Professorenposten zurück. Die nächsten Tage verstrichen, ohne dass etwas Nennenswertes geschah. Ich verdrängte meinen Zweifel und ließ mir gegenüber den anderen nichts anmerken. Eine Woche vor Schulbeginn kam Helga Hufflepuff an. Ich war schon sehr auf sie gespannt. Sie war eine etwas kräftigere Person und sehr nett. Sie verstand sich sehr gut mit den Kollegen. In dieser Woche war Valdrin sehr beschäftigt, da Helga Hufflepuff ihn einarbeitete.
Schon bald nahte der erste September und somit der Schulbeginn. Ich bereitete mich auf meine ersten Unterrichtsstunden vor. Am ersten Schultag hatte ich gleich die erste und zweite Klasse, jeweils eine Doppelstunde.
Die Nacht vor dem erste September war ich sehr nervös. Am nächsten Tag würden die Schüler ankommen und einen Tag später war meine erste Unterrichtsstunde. Valdrin hingegen war die Ruhe selbst. Ihm stand das Lehrerdasein und er war auch nicht nervös. Somit stiegen meine Zweifel, ob der Lehrerberuf wohl das Richtige für mich sei.
Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Ich lag ewig lang wach und dachte nach. Irgendwann musste ich wohl eingedöst sein, denn am nächsten Tag weckte mich Valdrin, der sagte, dass das Frühstück fertig war. Also stand ich mühsam auf und zog mich an.




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